Raubvogel-Klasse

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Dienstflagge der Weimarer Republik NS-Reichskriegsflagge
Klassendetails
Schiffstyp: Torpedoboot
Dienstzeit: 1926–1944
Einheiten: 6
Technische Daten
Länge:
  • über alles: 88,5 m
  • Wasserlinie: 85,73 m
Breite: 8,25 m
Tiefgang: 3,65 Meter
Verdrängung: Standardverdrängung: 923 ts
Einsatzverdrängung: 1.290 ts
Antrieb:
elektrische Anlage: 1 Turbo- und 2 Dieselgeneratoren
Geschwindigkeit: 33 kn
Reichweite: 1.800 sm bei 17 kn
Bunkerinhalt: 321 t
Besatzung: 120 (davon 4 Offiziere)
Bewaffnung:
  • 3 × 10,5-cm-Geschütze L/45 Modell 1916
  • 2 × 2-cm-Geschütze
  • 6 × 50-cm-Torpedorohre
  • 30 Seeminen

Die Raubvogel-Klasse bestand aus sechs Torpedobooten der Reichsmarine, die im Rahmen des Versailler Vertrages gebaut werden durften. Nach dem Jahr des Entwurfs lautete die offizielle Bezeichnung Torpedoboot 1923. Die von 1925 bis 1927 auf der Reichsmarinewerft Wilhelmshaven gebauten Boote gingen im Zweiten Weltkrieg verloren.

Entwurf

Als der erste neue Torpedobootentwurf nach dem Ersten Weltkrieg sollten die Boote die veralteten Vorkriegsboote aus den Jahren 1907 bis 1913, die der Reichsmarine verblieben waren ersetzen. Der Zwang, schnell Ersatz zu beschaffen, und die Auflagen des Versailler Vertrages schränkten die Freiheit bei der Konstruktion weit ein, weshalb sie in Aussehen und Technik ihren Vorgängern aus den Kriegsjahren, den letzten Torpedobooten der Kaiserlichen Marine H 145H 147, weitgehend entsprachen und somit in der Leistungsfähigkeit hinter gleich alten alliierten Entwürfen zurückblieben.

Der Versailler Vertrag enthielt eine Begrenzung der Tonnage für Zerstörer auf 800 ts als Standardverdrängung, Einsatz- bzw. Maximalverdrängung durften darüber liegen. Die Steigerung der Bewaffnung und Größe und somit auch der Verdrängung, die der Schiffstyp in den letzten Jahren in anderen Marinen erfahren hatte, konnte somit nicht in einen neuen Entwurf einfließen, wenn er sich an diese Vorgabe halten wollte. Längsspant- bzw. Längsträgerbau sowie der Einsatz der neuen elektrischen Schweißtechnik anstatt der herkömmlichen Nietung reduzierten das Gewicht des Rumpfes, trotzdem lag die Standardverdrängung mit 923 ts über den vorgegebenen Grenzen. Offiziell wurde sie weiterhin mit 800 ts angegeben.

Geschichte

Die Entwurfsarbeiten wurden 1923 begonnen. Der erste Torpedobootneubau wurde mit dem Haushaltsjahr 1924 finanziert. Die spätere Möwe diente als Prototyp für die weiteren Bauten ihrer Klasse. Diese wurden im Haushalt 1925 bewilligt. Mit Indienststellung der Möwe konnte das alte Torpedoboot T 175 am 23. September 1926 ausgemustert werden, die restlichen fünf Boote ersetzten 1927 T 139, T 141, T 143, T 149 und T 168.

Technische Beschreibung

Rumpf und Antrieb

Die Boote wiesen eine Typverdrängung von 924 ts sowie eine Konstruktionsverdrängung von 998 t auf. Im Einsatz verdrängten sie 1.290 t. Der Rumpf entstand in Querspant-Längsband-Bauweise unter Verwendung von Torpedobootstahl. Der Schiffskörper wurde teilweise geschweißt und unterteilte sich in 13 wasserdichte Abteilungen mit einem ausgedehnten Doppelboden. Die Bunkerkapazität lag bei 321 m³ Öl für einen Fahrbereich von 2.000 Seemeilen bei 20 Knoten (kn). Die Antriebsleistung der Getriebeturbinenanlage lag bei 23.000 PSw, was eine Höchstgeschwindigkeit von 33 kn erlaubte. Die erreichbare Geschwindigkeit war bei Möwe um einen Knoten geringer, betrug also nur 32 kn, auch da die Antriebsanlage mit 22.000 PSw weniger Leistung zur Verfügung stellte. Das schnellste Boot fuhr mit 24.829 PSw maximal 33,6 kn.

Die Länge lag bei 88,5 Meter über alles und 85,7 Meter in der Wasserlinie. Die Breite betrug 8,3 Meter und der mittlere Tiefgang 3,65 Meter. Das Typboot Möwe wies als Prototyp leicht geringere Abmessungen auf, auch erhielt nur der Prototyp ein rundes Heck; bei den anderen Booten wurde das Heck widerstandsgünstiger als Spiegelheck ausgeführt.

Umbauten

Auf Grund der allgemeinen Kaliberumstellung in der Flotte erhielten alle Boote ab 1931 anstelle der sechs 50-cm-Torpedorohre solche mit 53,3 cm Durchmesser.

Im Zweiten Weltkrieg wurden zur Verstärkung der Flak-Bewaffnung zwei zusätzliche 2-cm-Geschütze vor dem mittleren 10,5-cm-Geschütz eingebaut. 1942 wurden sie wiederum durch eine 2-cm-Vierlingslafette ersetzt, im selben Jahr ersetzte ein weiteres 2-cm-Einzelgeschütz den optischen Entfernungsmesser achtern. 1943 wurden die Boote mit dem neuen Radarwarngerät FuMB Ant. 4 „Sumatra“ (FunkMBeobachtungsgerät, passiv arbeitendes Ortungsgerät zur Anzeige gegnerischer Radarortung), auf dem vorderen Mast ausgestattet, 1944 kamen Antennen zur aktiven Radarortung (FuMO-Geräte: FunkMOrtungsgeräte) am vorderen und achteren Mast hinzu. Zur Verbesserung der Seegängigkeit wurde die Höhe der Brücke und der Masten verringert.

Einheiten

Name Kiellegung Stapellauf Indienststellung Schicksal
Möwe 2. Mai 1925 24. März 1926 1. Oktober 1926 gesunken 15. Juni 1944
Greif 5. Oktober 1925 15. Juli 1926 15. März 1927 gesunken am 23. Mai 1944
Seeadler 5. Oktober 1925 15. Juli 1926 1. Mai 1927 am 13. Mai 1942 von britischen Torpedo getroffen und versenkt
Albatros 5. Oktober 1925 15. Juli 1926 5. Mai 1927 gestrandet am 10. April 1940
Kondor 17. November 1925 22. September 1926 15. Juli 1927 zerstört am 31. Juli 1944
Falke 17. November 1925 22. September 1926 15. August 1927 gesunken am 15. Juni 1944