Rheinischer Münzverein
Der Rheinische Münzverein war ein im Spätmittelalter von den vier rheinischen Kurfürsten Kuno von Trier, Friedrich von Köln, Adolf von Mainz und Ruprecht von der Pfalz gegründeter Münzverein.[1][2] Das Münzregal und damit das uneingeschränkte Münzrecht war 1356 für alle Kurfürsten des Heiligen Römischen Reiches in der Goldenen Bulle festgeschrieben worden.[3] Diese leiteten daraus das Recht zum Prägen von Goldmünzen ab.
Zunächst ließ der Rheinische Münzverein nur den Rheinischen Goldgulden, später auch den silbernen Weißpfennig prägen. Der Goldgulden wurde bald überall im Heiligen Römischen Reich als Handelsmünze akzeptiert und als Rechnungsmünze in Verträgen und Urkunden bis ins 17. Jh. verwendet.[4]
In der Vertragsurkunde des Rheinischen Münzvereins wurde das Gepräge des Guldens genau vorgeschrieben: „Uff eyner Sytten sand Johannes bilde“ – „und uff der ander Sitten eynen Tripass, da en mitten sallen des herren wappen, in dess monczen der gulden geslagen wirdet, und uff den dreien orttene sullen staen der ander dreyen herren wapen.“[2]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der erste Rheinische Münzverein wurde am 26. November 1385 bzw. 8. Juni 1386 gegründet. Am 20. März 1419 kam zeitweise das Herzogtum Jülich hinzu. 1420 trat die Stadt Köln dem Rheinische Münzverein bei.[5] Bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts folgten dem ersten Rheinischen Münzverein weitere.[2] Durch räumliche Verzahnung ihrer Territorien hatten die rheinischen Fürsten gleiche handelspolitische Interessen und dadurch bedingt das Interesse an einer gemeinsamen Währung.
1391 wurde der Verein erneuert und das Münzbild des Rheinischen Guldens verändert.[2] Zu Füßen Johannes des Täufers zeigte es nun einen kleinen Adler. Ab 1419 wurde an Stelle Johannes des Täufers der Heiligen Petrus in ganzer und halber Figur abgebildet, ab 1425 bzw. 1464 Jesus Christus.[2] Auch den silbernen Weißpfennig ließen jetzt alle vier rheinischen Kurfürsten gemeinsam prägen.[2] Die gemeinsame Münze wurde „mit dem tripas uf eine site gemunzet werden und uf die ander siten mit einem tabernakel unde mit einem brustbilde von sancte Peter“ geprägt.[2] 20 Weißpfennige galten einem Goldgulden.[6]
Hintergrund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach 1300 ging die Periode des regionalen Pfennigs zu Ende. Der rheinische Raum öffnete sich den neuen Entwicklungen im Geldwesen, die von Italien und Frankreich mit der Ausbringung von Groschenmünzen im zwölffachen Wert des Pfennigs sowie von Goldmünzen im Wert eines Pfundes Denare ausgingen und im Laufe des 14. Jahrhunderts zu einem relativ stabilen Gold/Silber-Doppel- oder Parallelwährungssystem führten.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gerhard Graab: „moneta nova“ Pfälzische Silbermünzen zur Zeit des Rheinischen Münzverein (= Schriftenreihe der Numismatischen Gesellschaft Bd. 51), Speyer 2011, ISBN 978-3-934723-11-5.
- Wolfgang Heß: Das rheinische Münzwesen im 14. Jahrhundert und die Entstehung des Kurrheinischen Münzvereins, in: Hans Patze (Hrsg.): Der deutsche Territorialstaat im 14. Jahrhundert. Sigmaringen 1971, S. 257–323.
- Bernhard Kirchgässner: Die Auswirkungen des Rheinischen Münzvereins im Gegenspiel von Reich und Territorien Südwestdeutschlands und der angrenzenden Eidgenossenschaft, in: Hans Patze (Hrsg.): Der deutsche Territorialstaat im 14. Jahrhundert. Sigmaringen 1971, S. 225–256.
- Hendrik Mäkeler: Münzpolitik der Kurfürsten. Der rheinische Münzverein, in: ders.: Reichsmünzwesen im späten Mittelalter, Bd. 1: Das 14. Jahrhundert. Stuttgart 2010, S. 246–258.
- Konrad Schneider: Rheinische Währung im Umbruch im 16. Jahrhundert und das Ende des Rheinischen Münzvereins. In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 39, 2013, S. 213–244.
- Arthur Suhle: Die Groschen- und Goldmünzprägung im 14. und 15. Jahrhundert. In: ders., Deutsche Münz- und Geldgeschichte von den Anfängen bis zum 15. Jahrhundert. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1974.
- Karl Weisenstein: Das kurtrierische Münz- und Geldwesen vom Beginn des 14. bis zum Ende des 16. Jahrhunderts. Auch ein Beitrag zur Geschichte des Rheinischen Münzvereins (= Veröffentlichungen der Gesellschaft für Historische Hilfswissenschaften Bd. 3). Koblenz 1995, ISBN 3-923708-08-4.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Heinz Fengler, Gerhard Gierow, Willy Unger: Transpress Lexikon Numismatik. Berlin 1976, S. 408.
- ↑ a b c d e f g Arthur Suhle: Die Groschen- und Goldmünzenprägung im 14.und 15. Jahrhundert. in: Deutsche Münz- und Geldgeschichte von den Anfängen bis zum 15. Jahrhundert. Berlin 1974, S. 175f.
- ↑ Heinz Fengler: „Einleitung“. In: 700 Jahre Münzprägung in Berlin. Berlin 1976, S. 20. vgl. Neuhochdeutsche Übersetzung der Goldene Bulle von 1713, X. Kapitel – „Von der Müntz.“ Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, Volltext und Kommentar von Karl Zeumer: Die Goldene Bulle Kaiser Karls IV. (Teil 1). Weimar: Hermann Böhlaus Nachfolger, 1908, Seite 51 f. Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, Volltext (Version vom 5. Mai 2011)
- ↑ Rheinischer Gulden - Eine Goldmünze der Rheinischen Kurfürsten ( vom 2. Oktober 2013 im Internet Archive) (gefunden in: https://www.muenzwissen.com/ am 29. November 2012). Abgerufen am 1. April 2024.
- ↑ Arthur Suhle: Die Groschen- und Goldmünzenprägung im 14.und 15. Jahrhundert. In: Deutsche Münz- und Geldgeschichte von den Anfängen bis zum 15. Jahrhundert. Berlin 1974, S. 175f.
- ↑ Heinz Fengler, Gerhard Gierow, Willy Unger: Transpress Lexikon Numismatik. Berlin 1976, S. 268.
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