Robin-Hood-Effekt

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Der Robin-Hood-Effekt ist ein wirtschaftliches Ereignis, bei dem das Einkommen umverteilt wird, um damit die wirtschaftliche Ungleichheit zu verringern. Dieser Effekt wird nach Robin Hood benannt, der dafür bekannt war, die Reichen zu bestehlen, um es an die Armen zu geben.

Ursachen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Robin-Hood-Effekt kann durch eine Vielzahl an Politikbereichen und wirtschaftlichen Entscheidungen verursacht werden, die nicht unbedingt die Verringerung der Ungleichheit als Ziel hatten. Im Folgenden werden die entsprechenden Entscheidungen angegeben.

Natürliche Entwicklung eines Landes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kuznets-Kurve

Simon Smith Kuznets behauptete, ein wichtiger Faktor, der die wirtschaftlichen Ungleichheitsniveaus betrifft, sei der Stand der Wirtschaftsentwicklung eines Landes. Kuznets beschreibt, wie abgebildet, eine kurvenähnliche Beziehung zwischen dem Einkommensniveau und der Ungleichheit. Die Theorie besagt, dass die Länder mit einem niedrigen Entwicklungsniveau eine relativ gleichmäßige Vermögensverteilung aufweisen werden.

Soweit ein Land sich entwickelt, wächst sein Kapital zwangsläufig und die Eigentümer dieses Kapitals erlangen mehr Einkommen und Vermögen, wodurch Ungleichheit entsteht. Nichtsdestotrotz führen verschiedene mögliche Umverteilungsmechanismen, wie etwa die Trickle-down-Theorie und die Sozialhilfe, zu einem Robin-Hood-Effekt mit einer Umverteilung des Vermögens an die Armen. Weiter entwickelte Länder bewegen sich demzufolge auf einem kleineren Ungleichheitsniveau.

Ungleichmäßige Einkommensteuer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viele Länder haben ein Einkommensteuersystem, wodurch der erste Teil des Arbeiterlohns entweder versteuert oder durchaus nicht versteuert wird, während diejenigen, die ein höheres Gehalt bekommen, höhere Steuersätze über einer bestimmten Schwelle zahlen müssen, die sogenannte Steuerprogression. Auf dieser Weise zahlt der Bevölkerungsanteil mit hohem sozioökonomischen Status höhere Steueranteile, um die Menschen mit niedrigerem sozioökonomischen Status zu entlasten, woraus der Robin-Hood-Effekt entsteht.

Eine Steuerprogression insbesondere ist eine Steuer, durch die der Steuersatz mit der Erhöhung des Steuerbasisbetrags erhöht wird.[1][2][3][4][5] „Progressiv“ beschreibt den Umverteilungseffekt, der Einkommens- und Ausgabenverteilung unter Bezugnahme der Art und Weise wie Gebühren erhöht werden, wobei der Durchschnittssteuersatz niedriger als der Grenzsteuersatz ist.[6][7] Dies bezieht sich auch auf einzelne Steuern oder auf ein Gesamtsteuersystem; einjährig, mehrjährig oder lebenslänglich. Die Steuerprogression versucht, die Steuerinzidenz der Menschen mit weniger Zahlungsmöglichkeiten zu verringern, indem die Inzidenz auf diejenigen mit höheren Zahlungsmöglichkeiten übertragen wird.

Quersubventionierung der Mobilfunktelefonie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Mobilfunknetze vieler Entwicklungsländer haben in der Regel keine breite Netzwerkexternalität. Dies wird versucht, durch die Mobilfunkbetreiber zu kompensieren, indem sie Vertragskunden durch hohe Anrufzustellungsentgelte subventionieren. Damit ist es den weniger Bemittelten möglich, Zugang zu Kommunikationsdiensten zu haben, oftmals kostenlos (für Prepaid-Tarife). Die Mehrkosten werden den Vertragskunden, die den neueren Vertragskunden anrufen, berechnet; diejenigen, die die Anrufe tätigen, sind in der Regel finanziell besser gestellt. Demzufolge entsteht ein Robin-Hood-Effekt, wodurch die Wohlhabenden die Ärmeren subventionieren, obwohl kein direkter Geldtransfer stattfindet.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Webster (4b): increasing in rate as the base increases (a progressive tax)
  2. American Heritage (Memento vom 12. April 2001 im Internet Archive) (6) – Increasing in rate as the taxable amount increases.
  3. Britannica Concise Encyclopedia (Memento vom 12. Januar 2009 im Internet Archive): Tax levied at a rate that increases as the quantity subject to taxation increases.
  4. @1@2Vorlage:Toter Link/wordnet.princeton.eduPrinceton University WordNet (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven): (n) progressive tax (any tax in which the rate increases as the amount subject to taxation increases)
  5. Ray M. Sommerfeld, Silvia A. Madeo, Kenneth E. Anderson, Betty R. Jackson: Concepts of Taxation. Dryden Press, Fort Worth, TX 1992.
  6. David M. Hyman: Public Finance: A Contemporary Application of Theory to Policy. 3. Auflage. Dryden Press, Chicago, IL 1990.
  7. Simon James: A Dictionary of Taxation. Edgar Elgar Publishing Limited, Northampton, MA 1998