Saʿda
صعدة Saʿda | ||
---|---|---|
| ||
Koordinaten | 16° 56′ N, 43° 46′ O | |
Basisdaten | ||
Staat | Jemen | |
Gouvernement | Saʿda | |
ISO 3166-2 | YE-SD | |
Einwohner | 51.870 (Zensus 2004[1]) |
Saʿda (arabisch صعدة, DMG Ṣaʿda), auch Şa'dah, Sadah, Saada, ist die Hauptstadt des Gouvernements Saʿda im Nordwesten des Jemen. Saʿda liegt in einer Höhe von rund 1870 Metern.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zur Zeit der Herrschaft der Zaiditen war Saʿda seit 860 Hauptstadt, 1918 wurde die Residenz jedoch nach Sanaa verlegt, wo seit dem 17. Jahrhundert wiederholt osmanische Gouverneure residiert hatten.
Saʿda hat eine lange Tradition als Zentrum und Warenumschlagsplatz im nördlichen Jemen und für die Warenausfuhr nach Saudi-Arabien. Die Karawanenwege der Weihrauchstraße führten durch die Ortschaft. Um die mittelalterliche, aus Stampflehm aufgebaute Stadt herum, wächst eine betriebsame Neustadt mit für arabische Verhältnisse typischen Straßenzügen von garagenähnlichen Werkstätten und Verkaufsläden.[2]
Zwischen dem 17. Jahrhundert und der Auswanderung der meisten jemenitischen Juden im 20. Jahrhundert nach Israel lässt sich ein besonderer jüdischer Einfluss auf den Jemen und im gleichen Maß auf Saʿda verankern. Als Kaufleute und Handwerker verliehen die Juden der Wirtschaft (insbesondere im Silberschmiedehandwerk) der Stadt einen nachhaltigen Aufschwung. Heute bestimmen die Stämme der Umgebung die Geschicke der Stadt.
Seit 2004 finden in Saʿda immer wieder Aufstände statt.[3]
Während der Militärintervention im Jemen seit 2015 wurde die in der World Heritage Tentative List des Jemen geführte Altstadt von Saʿda nach UNESCO-Angaben beschädigt.[4][5] Luftangriffe einer saudi-arabisch geführten und von den USA und Großbritannien unterstützten Militärallianz beschädigten im Mai 2015 die 1200 Jahre alte Imam-al-Hadi-Moschee schwer, bekannt als ältester Sitz für schiitische Bildung auf der arabischen Halbinsel und gleichzeitig drittälteste Moschee im Jemen.[6][7]
Stadtbild
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sehr interessant ist die alte Stadtmauer aus dem 16. Jahrhundert. 5 km lang, bis zu 10 m hoch und 3 m breit, umschließt sie den historischen Altstadtkern. Stadttore (besonders hervorzuheben ist hier das Bab Nadschran) und gelegentliche Wachtürme, unterbrechen das Bollwerk.
Die Altstadthäuser warten mit bis zu vier Geschossen hohen, dicht nebeneinander stehenden, Gebäuden auf. Die Lehmbauweise erforderte aus statischen Gründen, dass sich die Häuser nach oben hin verjüngen. Steinbauweise ist in der Stadt unbekannt.
Weitere Sehenswürdigkeiten sind die Hadi-Moschee und ein alt-zayiditischer Friedhof. Am höchsten Punkt der Stadt liegt der Qasr al-Imam, wo das Eisenerz zur Herstellung der bekannten Krummdolche (Dschambiya) gewonnen wird.
Sonntags findet Wochenmarkt statt. Von Teppichen, über Silberhandwerk bis hin zu elektronischen Gerätschaften finden sich viele Handelswaren.
Saʿda ist eine von fünf Städten im Jemen auf der vorläufigen UNESCO-Welterbe-Tentativliste.[8]
Umgebung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unweit der Stadt, bequem zu Fuß erreichbar, finden sich bei Araqiya, Felsgravuren aus prähistorischer Zeit. Ähnliche Funde macht man etwa 15 km entfernt in Al Khazain. Dort gibt es auch Felsengräber.
Zirka 25 km nördlich finden sich die Sandstein-Erosionsschluchten von Umm Laila (Mutter der Nacht). Landschaftliche Faszination wartet in diesem nahezu menschenleeren Flecken auf.
Luftaufnahmen der Stadt lassen bis heute dunkle Schlacken und Halden mittelalterlicher Eisenerzverhüttung in Saʿda erkennen.[9]
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Flughafen Saʿda liegt wenige Kilometer nordwestlich der Stadt. Er wurde während der Militärintervention im Jahr 2015 zerstört.[10]
Söhne und Töchter der Stadt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Yisrael Yeshayahu-Sharabi (1908–1979), israelischer Politiker
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johann Heiss: Historical and Social Aspects of Ṣaʿdah, a Yemeni Town. In: Proceedings of the Seminar for Arabian Studies, Vol. 17, (Proceedings of the Twentieth Seminar for Arabian Studies held at London on 1st–4th July 1986) 1987, S. 63–80
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sa'da. In: Encyclopedia Britannica.
- Vom regionalen Aufstand zur nationalen Infragestellung.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Zensus 16. Dezember 2004
- ↑ Gerhard Heck, Manfred Wöbcke: Arabische Halbinsel.
- ↑ Christopher Boucek, Marina Ottaway: Yemen on the Brink.
- ↑ UNESCO Director-General calls on all parties to protect Yemen’s cultural heritage ( vom 21. Mai 2015 auf WebCite) (englisch). UNESCO World Heritage Convention, 12. Mai 2015.
- ↑ Saudi-led naval blockade leaves 20m Yemenis facing humanitarian disaster ( vom 5. Juni 2015 auf WebCite) (englisch). The Guardian, 5. Juni 2015, von Julian Borger.
- ↑ History a casualty in Yemen's war as bombs smash ancient sites ( vom 15. Mai 2015 auf WebCite) (englisch). reuters.com, 13. Mai 2015, von Noah Browning und Mohammed Ghobari.
- ↑ Conflict taking toll on Yemen’s ‘priceless’ heritage ( vom 21. Mai 2015 auf WebCite) (englisch). France 24, 13. Mai 2015; mit Verweis auf: العدوان السعودي يقصف مسجد الامام الهادي ومناطق في صعده (arabisch), YouTube, veröffentlicht vom YouTube-Kanal كرار المؤيد am 9. Mai 2015.
- ↑ The Historic City of Saada
- ↑ Jürgen Schmidt: Altsüdarabische Kultbauten. In: Werner Daum: Jemen. Umschau-Verlag, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-7016-2251-5.
- ↑ غارات على مطار صعدة ومأرب تتأهب للحسم