Sant’Antonino (Piacenza)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Sant’Antonino mit seinem achteckigen Turm

Die Basilika Sant’Antonino ist eine romanische Kirche in Piacenza. Sie ist dem heiligen Antoninus von Piacenza geweiht, dem Schutzpatron der Stadt, dessen Reliquien sie auch beherbergt. Charakteristisch für die Kirche ist vor allem der vierzig Meter hohe achteckige Turm. Sant’Antonino trägt den Titel einer Basilica minor.[1]

Die erste Kirche an dieser Stelle wurde der Überlieferung nach vom heiligen Viktor, dem ersten Bischof von Piacenza, in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts vor der Stadtmauer des antiken Placentia erbaut. Der Inventio corporis Sancti Antonini martyris Placentini zufolge, einem Text des 9. Jahrhunderts, wurden die Reliquien des hl. Antoninus von Piacenza von Bischof Sabinus dorthin übertragen und im Grab des hl. Viktor beigesetzt.[2] Die Kirche wurde später beiden Heiligen geweiht.[3]

In Sant’Antonino wurde, folgt man einer sehr viel späteren Überlieferung, der Langobardenkönig Hildeprand († nach 744)[4] ebenso wie Lothar II., König von Lotharingien (also insbesondere auch Italien), († 869) dort seine letzte Ruhestätte fand.[5] Indirekt bestätigt wird dies durch eine Stiftung Karls des Dicken an die Kirche vom Jahr 880 zum Seelenheil seines Vetters.[6]

Der heutige romanische Bau wurde nach dem Jahr 1000 unter dem Bischof Siegfried begonnen und im Jahr 1041 geweiht,[7] im 13. Jahrhundert wurde er vergrößert. 1183 trafen sich hier die Abgesandten des Lombardenbunds und des Kaisers Friedrich Barbarossa, um den Frieden von Konstanz vorzubereiten.[8] Nach einem Brandschaden im 17. Jahrhundert erfolgte eine Barockisierung. Zwischen 1925 und 1930 wurde der romanische Bau unter dem Architekten Giulio Ulisse Arata umfassend restauriert. Eine weitere Restaurierung erfolgte von 1983 bis 1987.[9]

Der wie in Oberitalien üblich aus Ziegeln errichtete Bau des 11. Jahrhunderts hatte ursprünglich den Grundriss eines gleicharmigen Kreuzes mit Ausrichtung nach Süden. Im 13. Jahrhundert wurde der westliche Kreuzarm um zwei Joche verlängert und mit Seitenschiffen versehen, sodass ein ost-westlich orientierte Bau entstand. Am Nordende des Querhauses fügte der Baumeister Pietro Vago 1349/50 eine Vorhalle („Paradies“) an.[10]

Blick in den Chorraum

An den Wänden des Hauptschiffs sind Reste von Fresken aus dem 11. Jahrhundert erhalten. Es handelt sich dabei um Darstellungen alttestamentlicher Propheten – einer davon ist durch eine Beischrift sicher als Hosea benennbar –, und Könige.[11]

Im Inneren der Kirche befinden sich im Chor vier große Gemälde mit Szenen aus dem Leben des heiligen Antoninus von dem in Piacenza tätigen flämischen Maler Robert de Longe (1645–1709) sowie ein Deckenfresko mit dem Triumph Christi von Camillo Gavasetti (1596–1630). In der Sakristei befinden sich Reste eines Polyptychons mit Szenen aus dem Leben des heiligen Antoninus von Bartolomeo di Groppallo (1455/56) und in der Sakramentskapelle ein letztes Abendmahl von Bernardo Castello (1557–1629).

Die Orgel wurde im Jahre 2003 von dem Orgelbauer Daniele Giani errichtet. Das Instrument befindet sich in einem goldenen Gehäuse. Es hat 53 Register auf zwei Manualwerken und Pedal, darunter etliche Register mit Teilung in Bass- und Sopranseite (B, S). Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch.[12]

I Grand'Organo
Serpentone (B) 16′
Tromba (B, S) 16′
Fagotto (B) 8′
Clarone (B) 4′
Violoncello (S) 16′
Flutta (S) 8′
Flauto in VIII (B, S) 4′
Flauto in XII (S) 223
Cornetto No. 1 VIII-XII
Cornetto No. 2 XV-XVII
Violone/Viola (B, S) 8′
Voce umana 8′
Principale (B, S) 16′
Principale (B, S) 8′
Principale II (B, S) 8′
Ottava (B, S) 4′
Decimaquinta 2′
Decimanona 113
Vigesima seconda 1′
Ripieno II
II Positivo
Principale (B, S) 8′
Ottava (B, S) 4′
Decimaquinta 2′
Decimanona 113
Vigesima seconda 1′
Ripieno II
Flauto (B, S) 8′
Flauto in VIII (B, S) 4′
Flauto in XII (S) 4′
Flauto in XV 2′
Cornetta (S)
Arpone (B)
Oboe (S)
Tremolo
Pedale
Contrabbasso 16′
Ottave 8′
Quintadecima 4′
Decimanona 223
Vigesimaseconda 2′
Ripieno II
Ripieno IV
Bombarde 16′
Tromboni 8′
  • Armando Siboni: La Basilica di S. Antonino in Piacenza già dei Santi Vittore e Antonino, cattedrale antica. Stab. Tip. Piacentino, Piacenza 1971.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Basilica di S. Antonino auf gcatholic.org.
  2. Albert Poncelet: Inventio corporis sancti Antonini martyris Placentini. In: Analecta Bollandiana Band 10, 1891, S. 119–120 (Digitalisat).
  3. Urkunde des Hildeprand für Bischof Thomas von 746: „ecclesiae beatissimi martyris et confessoris Christi Antonini et Victoris sita foris muris civitatis nostrae Placentiniae ubi eorum sancta corpora requiescunt humata“. Carlrichard Brühl: Codice Diplomatico Longobardo. Band 3, 1, Rom 1973, Nr. 18.
  4. Beleg dafür ist einzig die erst im späten 14. oder frühen 15. Jahrhundert entstandene Placentinae urbis ac nonnullarum nobilium tum in ea, tum per Italiam familiarum descriptio des Giovanni de'Mussis. Gedruckt bei Lodovico Antonio Muratori: Rerum Italicarum Scriptores, Band 16, Mailand 1730, Sp. 571E: „Et etiam ante fores dictae ecclesiae sepultus fuit Aliprandus Rex Langobadorum sub uno magno lapide“ (Digitalisat).
  5. Placentinae urbis […] descriptio des Giovanni de'Mussis. Gedruckt bei Lodovico Antonio Muratori: Rerum Italicarum Scriptores, Band 16, Mailand 1730, Sp. 571E: „Et etiam in dicta ecclesia requiescit Lotharius rex Galliae“ (Digitalisat).
  6. Karl Heinrich Krüger: Königsgrabkirchen der Franken, Angelsachsen und Langobarden bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts. Ein historischer Katalog. Fink, München 1971, S. 410.
  7. Giovanna Valenzano: Sant’Antonino di Piacenza. Il cantiere finanziato dal vescovo Sigifredo. In: Bollettino storico piacentino Band 86, 1991, S. 223–243.
  8. Alfred Haverkamp: Der Konstanzer Friede zwischen Kaiser und Lombardenbund (1183). In: Helmut Maurer (Hrsg.): Kommunale Bündnisse Oberitaliens und Oberdeutschlands im Vergleich. Thorbecke, Sigmaringen 1987, S. 11–44, hier S. 36.
  9. Livia Bertelli, Luciano Summer: Restauro e consolidamento di S. Antonino antica cattedrale di Piacenza (= Quaderni di restauro. Soprintendenza per i Beni Ambientali e Architettonici dell’Emilia Band 4). Grafis, Casalecchio di Reno 1991.
  10. Giuseppe Bertini: Center and periphery. Art patronage in Renaissance Piacenza and Parma. In: Charles M. Rosenberg (Hrsg.): The Court Cities of Northern Italy. Cambridge University Press, Cambridge 2010, ISBN 978-0-521-79248-6, S. 76–77.
  11. Valentina Spelta: Gli affreschi romanici di Sant’Antonino di Piacenza. In: Bollettino storico piacentino Band 104, 2, 2009, S. 193–235.
  12. Informationen zur Orgel auf der Website der Erbauerfirma (italienisch).
Commons: Sant'Antonino (Piacenza) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 45° 2′ 58,3″ N, 9° 41′ 42,1″ O