Schienenverkehr auf Madagaskar

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Fianarantsoa Cote Est (FCE)
Eisenbahnbrücke über einen der zahlreichen Flüsse
Eisenbahnbrücke über einen der zahlreichen Flüsse
Strecke der Schienenverkehr auf Madagaskar
Schienennetz auf Madagaskar
Streckenlänge:163 km
Spurweite:1000 mm (Meterspur)
-0,4 Wendeschleife
0 Manakara
0,3
0,4 Güterhallen
0,9 Hafenanschluss
Querung der Landebahn
2,1 Manakara-Flughafen
11,4 RN 12
Ambohinimana
Mahabako
Manampatrana
Tsimbahambo
Ambalakely
160,6 Antavivola
162,5 Fianarantsoa
162,8 Fianarantsoa Güterbahnhof

Der Schienenverkehr auf Madagaskar findet auf mehreren Strecken statt. Er ist konzessionell auf zwei Gesellschaften aufgeteilt: Die nördlichen drei Linien, die ihren Ausgangspunkt am größten Seehafen Madagaskars haben und die den Bahnhof der Hauptstadt Antananarivo einschließen, werden von Madarail betrieben, die südliche Linie (Réseau Suède) von der Gesellschaft Fianarantsoa Cote Est (FCE).[1] Das Streckennetz aller vier Linien ist etwa 670 Kilometer lang (Stand 2008).[2] Gefahren wird auf Meterspur.

Geschichte

Mallet der C.de F.de Madagascar
Bahnhofsgebäude von Fianarantsoa (2007)

Bereits vor 1900 wurde eine 350 Kilometer lange Straße von der Binnenhafenstadt Maevatanana am schiffbaren Ikopa, der die Stadt mit Mahajanga verbindet, nach Antananarivo erbaut. Doch schon bald erkannte man, dass der Haupthafen Tamatave mit der Hauptstadt Antananarivo verbunden werden musste. 1896 begannen die ersten Arbeiten einer Eisenbahntrasse vom Pangalana-Kanal bis nach Ampasimanolotra (früher: Brickaville). Ab 1901 wurde der Bahnbau ab Brickaville in Angriff genommen. Das Baumaterial und die Schienen wurden auf Ozeanfrachtern nach Tamatave gebracht und von dort per Schaluppe nach Brickaville geschifft.

Die Einweihung der Strecke zwischen dem damaligen Brickaville und Antananarivo erfolgte am 1. Oktober 1909. Daran anschließend wurde die Linie von Brickaville nach Tamatave in Angriff genommen, die fast ausschließlich gerade in nordöstliche Richtung entlang der Küstenlinie verläuft. Die Gesamtlänge beträgt 369 km. Als Nächstes wurde in den Jahren 1914 bis 1923 die Stichbahn von Moramanga zum Alaotrasee gebaut (168 km), die hauptsächlich für den Zuckerrohrtransport vorgesehen war. 1924 erfolgte die Verlängerung der Strecke von Antananarivo nach Antsirabe (158 km), in den Jahren von 1926 bis 1936 schließlich die Strecke Manakara–Fianarantsoa (163 km).

Zusätzlich gibt es noch einige wenige Stichbahnen, deren längste mit 19 Kilometern den Chromabbau in Morarano bedient.[3]

Die geplante Verbindung der Strecken zwischen Antsirabe und Fianarantsoa sowie eine mögliche Verlängerung nach Süden bis nach Tulear und Fort-Dauphin wurden nie verwirklicht, so dass auf Madagaskar zwei unabhängige Inselsysteme existieren.

Betrieb heute

Seit der Unabhängigkeit Madagaskars 1958 bis 2003 wurde der Staatsbetrieb völlig heruntergewirtschaftet. Von den zuletzt sieben Lokomotiven war nur noch eine fahrbereit, der Lohn der Mitarbeiter war sieben Monate rückständig. In dieser Situation wurde der Betrieb in zwei Hälften geteilt und privatisiert. Der wesentlich größere nördliche Teil ging an die Madarail. Die Konzession wurde auf 25 Jahre festgelegt und beinhaltet einen Kredit in Höhe von sechs Millionen US-Dollar für den Erwerb von fünf fabrikneuen Lokomotiven. Die Finanzierung teilen sich je zur Hälfte die Weltbank und die Europäische Investitionsbank. Neben diesen Neuanschaffungen unterstützt die Weltbank Madarail mit insgesamt 50 Millionen US-Dollar. Davon werden 175 km Bahnstrecken erneuert und 235 km sowie sieben Brücken verstärkt. Außerdem ist die Renovierung des Bahnhofes von Andasibe vorgesehen.[2]

Weltweit einmalig: Eine vom FCE für den regelmäßigen Liniendienst genutzte Strecke kreuzt niveaugleich eine aktive Flugzeuglandebahn

Bis Januar 2008 war die südliche Strecke über fünf Jahre die einzige, die für Personenverkehr eingerichtet war. Sie ist für Eisenbahninteressierte sehr interessant, da auf 163 Kilometern 67 Brücken überquert und 48 Tunnel durchfahren werden. Außerdem wird bei 22° 7′ 18,9″ S, 48° 1′ 11,4″ O eine Flugzeuglandebahn niveaugleich gekreuzt.[4][1] Eine ähnliche Kreuzung gibt es noch in Pakistan, dort findet aber auf der Bahnstrecke kein regelmäßiger Verkehr statt.

Auf einem Teilstück des Nordabschnittes bedient Madarail auch wieder den Personenverkehr: Die 250 Kilometer lange Strecke zwischen der Hafenstadt Toamasina und dem Knotenbahnhof Moramanga. Die Züge verkehren drei Mal wöchentlich in beide Richtungen und bedienen 17 Bahnhöfe und neun Haltepunkte innerhalb von zwölf Gemeinden entlang der Strecke. Die Fahrtzeit beträgt zwischen 13 und 18 Stunden. In drei Personenwaggons werden so 5.600 Fahrgäste monatlich befördert.[5]

Seit Dezember 2008 verkehrt darüber hinaus auf einer fünf Kilometer langen Strecke eine Straßenbahn, die von der Forchbahn zur Verfügung gestellt wurde.[6][7] Die sechs BDe-4/4-Triebwagen und einige Steuerwagen wurden eigens dafür mit Dieselmotoren umgerüstet. Die Strecke bedient die Achse Alarobia (stade d'alarobia) – Soarano (Bahnhof) Soanierana – Tanjombato – Ambatofotsy – etwa in Nord-Süd-Richtung quer durch das Stadtzentrum. Da die Straßenbahn auf ehemaligen Eisenbahngleisen des Güterverkehrs verkehrt, ist sie an das Streckennetz der Eisenbahn angeschlossen, fährt zum Teil sogar auf der gleichen Trasse.

Weblinks

Commons: Schienenverkehr auf Madagaskar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b http://www.tt-forums.net/viewtopic.php?f=49&t=31524
  2. a b Bericht der Worldbank
  3. http://www.priori.ch/d_berichte/default2.htm
  4. http://www.tt-forums.net/download.php?id=69375
  5. http://www.lexpressmada.com/display.php?p=display&id=14016 L'Express de Madagascar
  6. Afrik.com: Un tramway suisse à Antananarivo
  7. Bildergalerie zum Transport der Züge von Zürich nach Tana