Schutzhaftlager Welzheim

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Das KZ Welzheim war ein Konzentrationslager in der württembergischen Stadt Welzheim östlich von Stuttgart.

Die Gestapo Stuttgart übernahm 1935 das ehemalige städtische Amtsgefängnis Welzheim und hat darin ihr persönliches Lager errichtet.

Karl Bergmann war der erste Häftling und bekam die Nummer 1. Anfang Mai 1945 flüchteten die KZ-Bewacher, nachdem sie alle Akten verbrannten. Da auch dasselbe in der Gestapo-Stuttgart geschah, sind heute kaum noch Unterlagen vorhanden.

Als man einen Häftling nach 1945 fragte, ob es in Welzheim eine Folterkammer gab, sagte er, dass das ganze KZ eine einzige Folterkammer war.

Es handelte sich um ein drei Stockwerk hohes, viereckiges Gebäude, das um 1820 gebaut wurde, auf einem 1.500 m² großen Gelände, umzäunt mit einer fünf Meter hohen Mauer und mitten in der Stadt gelegen.

Für die meisten Häftlinge war Welzheim ein Durchgangslager zum KZ Dachau. Eine kleine Anzahl von Häftlingen blieb aber die ganze Zeit hier. Im Lager wurde eine Schreinerei betrieben. Die Gefangenen arbeiteten für die private Kasse der Aufseher, indem sie unter anderem Möbel herstellten aber auch Galgen, die an andere SS-Anstalten verkauft wurden. Die Häftlinge wurden auch an Bauern vermietet.

Russische Gefangene, die bei Bauern in der Gegend waren, jedoch nicht zum KZ Welzheim gehörten, wurden hier erschossen.

Das KZ Welzheim wurde am 25. April 1945 evakuiert. In Eilmärschen wurden die Gefangenen unter starker Bewachung in Richtung Bodensee mit dem Ziel Ötztaler Alpen getrieben. Kein Gefangener sollte lebend den nachrückenden alliierten Truppen in die Hände fallen.

Gründer und Kommandant von 1935 - 1940 war Karl Buck, SS-Nummer 490187, Oberleutnant a.D. Er hat nie eine Hand auf einen Häftling gelegt, war also nur ein sogenannter Schreibtischtäter mit einem stechenden Blick, jedoch kurzsichtig und aus Eitelkeit kein Brillenträger. Mit seiner Stirnlocke und Schnäuzen ahmte er Hitler nach. Er hatte ein Bein in einer Grube verloren. Wenn er schrie: "Du Sauhund, Du Saukommunist, Du verwahrloster!", so war das das Signal für die SS-Leute zum Prügeln der Häftlinge. 1945 wurde er inhaftiert, 1955 aber freigelassen; er war Hühnerzüchter bis an sein Lebensende.

Kommandant von 1940 - 1945 war Hermann Eberle, seit 1934 SS-Mitglied. Er kam 1935 nach Welzheim und übernahm die Leitung als Buck versetzt wurde. 1949 beging er Selbstmord.

Zwei ehemalige Häftlinge haben über ihre schweren Tage in Welzheim berichtet: Julius Schätzle und Friedrich Schlotterbeck, einzig Überlebender der Widerstandsgruppe Luginsland.

Literatur

  • Friedrich Schlotterbeck. Je dunkler die Nacht. Europa Verlag. Zürich 1945
  • Julius Schätzle. Stationen zur Hölle. Röderberverlag. Frankfurt am Main 1974
  • Gerd Keller-Graham Wilson. Konzentrationslager Welzheim. 2 Dokumentationen. Herausgeber Stadt Welzheim ca 1980