Sektion Donauland

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Schild an den Hütten des DOeAV in den 1930er Jahren

Die Sektion Donauland war eine 1921 insbesondere von jüdischen Bergsteigern in Wien gegründete Sektion des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins (DÖAV). Sie wurde 1924 nach dem Ausschluss aus dem DÖAV in den Alpenverein Donauland umgewandelt. Ihr gehörte neben der Glorer Hütte in der Glocknergruppe auch die 1931 fertiggestellte Schutzhütte Friesenberghaus in den Zillertaler Alpen.

Geschichte

Die Sektion entstand aufgrund der antisemitischen Ausrichtung von großen Teilen des DÖAV. Eduard Pichl, der Vorsitzende der Sektion Austria setzte 1921 einen sogenannten Arierparagraphen in seiner Sektion durch. Daraufhin wurde im gleichen Jahr die neue Sektion Donauland gegründet, in der sich viele ausgeschlossene Bergsteiger sammelten, unter anderem Viktor Frankl, Fred Zinnemann und Joseph Braunstein. Erster Vorsitzender der Sektion Donauland wurde der bekannte Bergsteiger und mit einer Jüdin verheiratete Karl Hanns Richter.[1] Im Dezember 1924 gelang es der rechtsradikalen Seite, die Sektion Donauland auf einer außerordentlichen Hauptversammlung mit fadenscheinigen Gründen aus dem DÖAV auszuschließen.[2] Der Widerstand seitens anderer Alpenvereinssektionen war nur schwach, lediglich die Sektionen Aachen, Barmen, Berlin, Essen, Frankfurt am Main, Gelsenkirchen, Gummersbach, Leipzig, Mainz, Marburg, Zwickau und Gleiwitz (von insgesamt über 300) versuchten, den Ausschluss zu verhindern. Die Sektion Donauland wurde daher 1925 von ihren Mitgliedern in den Alpenverein Donauland umgewandelt. [3]

Aus Solidarität und zur Unterstützung von Donauland gründeten auch 600 Berliner Bergsteiger einen neuen Verein, den Deutschen Alpenverein Berlin (DAVB), der von 1928 bis 1931 zusammen mit Donauland das Friesenberghaus plante und errichtete. 1934 verboten die Nationalsozialisten den Berliner Verein, nach dem Anschluss Österreichs, 1938, auch Donauland. Die deutsche Wehrmacht beschlagnahmte daraufhin das Friesenberghaus und die Glorer Hütte.[4]

1945 wurde der Alpenverein Donauland zwar wiedergegründet, existierte danach aber lediglich zehn Jahre. Zu viele seiner Mitglieder hatten den Holocaust nicht überlebt. Im Jahr 1955 endete daher die Geschichte dieses Alpenvereins mit dessen Auflösung.

Das dem Alpenverein Donauland gehörende Friesenberghaus war 1945 vollständig ausgeplündert worden und die wenigen Mitglieder des Vereins waren danach nicht mehr in der Lage, das Haus wieder instand zu setzen und zu unterhalten. Es wurde schließlich 1968 der Sektion Berlin übereignet. 2003 erfolgte eine grundlegende Sanierung und Erweiterung zu einer internationalen Begegnungsstätte gegen Intoleranz und Hass.[5]

Am 6. Dezember 2002 gedachte die Sektion Austria im Rahmen einer Veranstaltungsreihe zur Vergangenheitsaufarbeitung ihres ehemaligen (ab 1910 agierenden, 1921 Eduard Pichl weichenden) Sektionsvorsitzenden Josef Donabaum, der 1922 sein seit 1921 ausgeübtes Mandat als dritter Vorsitzender des DÖAV entnervt von persönlichen Angriffen niedergelegt hatte. Anlassbezogen wurde die von der Sektion Austria am Alpenvereinshaus in Wien angebrachte Gedenktafel „Gegen Hass und Intoleranz, 1921–1945“ enthüllt. [6]

Literatur

  • Rainer Amstädter: Antisemitismus in den alpinen Vereinen Wiens von ihren Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Die politische Dimension des Alpinismus im Spiegelbild der Vereinsgeschichte der ‚großen Fünf‘ von Wien: Sektion Austria des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Österreichischer Touristenklub, Österreichischer Alpenklub, Österreichischer Gebirgsverein, Touristenverein „Die Naturfreunde“, sowie der Akademischen Sektion Wien des DÖAV, der Sektion Wien des DÖAV und der alpinen Gesellschaft „d’ Reichensteiner“. Diplomarbeit. Universität Wien, Wien 1992, OBV.
  • Berg. Alpenvereinsjahrbuch 2008. Alpenverein, München/Innsbruck/Bozen 2008, DNB, OBV.
  • Helmuth Zebhauser: Alpinismus im Hitlerstaat. Gedanken, Erinnerungen, Dokumente. 1. Auflage. Dokumente des Alpinismus, Band 1. Bergverlag Rother, München 1998, ISBN 978-3-7633-8102-9.

Einzelnachweise

  1. Notizen. (…) Sektionsleitung. In: Nachrichten der Sektion „Donauland“ des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Jahrgang 1921, Heft 1, S. 10. (Online bei ANNO).
  2. Die Außerordentliche Hauptversammlung des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins zu München (14. Dezember 1924). In: Nachrichten der Sektion „Donauland“ des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Jahrgang 1925, Nr. 42, S. 7. (Online bei ANNO).
  3. Gründung eines unpolitischen Alpenvereins in Berlin. In: „Donauland-Nachrichten“. (Früher: Nachrichten der Sektion „Donauland“ des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins), Jahrgang 1925, Nummer 46, S. 83. (Online bei ANNO),
    Berg. Alpenvereinsjahrbuch 2008, S. 216 ff.
  4. Sepp Haidenberger: Geschichte der Glorer Hütte. In: dav-eichstaett.de, 11. März 2012, abgerufen am 7. März 2014.
  5. Th. Zadow, B. Schröder, K. Kundt: Faltblatt zum Friesenberghaus. Deutscher Alpenverein Berlin, 2003. In: dav-berlin.de, 27. Dezember 2006. – Online, abgerufen am 7. März 2014.
  6. red: Gegen Hass und Intoleranz. Sektion Austria des OeAV enthüllt Gedenktafel. In: DAV Panorama. Heft 2/2003. DAV, München 2003, ZDB-ID 2589886-3, S. 20. – Online (PDF; 3 MB).