Serpentinenmauer

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Serpentinenmauer in Bramfield, Suffolk

Eine Serpentinenmauer (von Serpentine (lat. serpens ‚Schlange‘), im Englischen auch crinkle crankle wall, crinkum crankum, ribbon oder wavy wall) ist ein ungewöhnlicher, sinusförmiger Mauertyp, der vor allem im Vereinigten Königreich anzutreffen ist.[1]

Zweck[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ihre wellenartige Form spart Baumaterial, weil sie die Mauer gegen seitliche Kräfte so sehr stabilisiert, dass sie nur einen Ziegel dick sein muss. Eine derart dünne gerade Mauer würde ohne zusätzliche Pfeiler oder Stützen leicht umstürzen.[2]

Serpentinenmauern wurden als wärmespeichernde Abgrenzungen von Gärten errichtet.

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schloss Zuylen in Stichtse Vecht (Niederlande) mit Serpentinenmauer

Typischerweise wurden Serpentinenmauern in Gärten in Ost-West-Richtung gebaut, um die Wärme der Sonne zu speichern und damit ein geeignetes Klima für Obstbäume zu schaffen.[2]

In East Anglia, England, stehen viele solcher Mauern, deren Bau niederländischen Ingenieuren, die die Sümpfe von The Fens ab Mitte des 17. Jahrhunderts entwässerten, zugeschrieben wird.[3] In der Grafschaft Suffolk stehen mindestens fünfzig weitere Beispiele, doppelt so viele wie im gesamten Rest des Landes. Der englische Name „crinkle crankle“ soll aus einem örtlichen Dialekt stammen und beschreibt im Allgemeinen etwas, das sich hin und her biegt.

Es wird angenommen, dass das Exemplar, das vom ehemaligen Herrenhaus zur Allerheiligenkirche im Gutsdorf Easton führt, die längste noch stehende Mauer dieser Ausführung ist.[4][5]

Eine 120 m lange Serpentinenmauer befindet sich am Schloss Zuylen in Maarssen (Niederlande), die bei der Umgestaltung des Formalen Gartens durch Jan David Zocher im Jahr 1841 errichtet wurde.

Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Thomas Jefferson (1743–1826) integrierte Serpentinenwände in die Architektur der von ihm gegründeten University of Virginia. Beiderseits der Rotunde, die sich über die gesamte Länge ihres Vorplatzes erstreckt, befinden sich zehn Pavillons, von denen jeder seinen eigenen derart ummauerten Garten besitzt. Obwohl z. T. behauptet wird, Jefferson habe dieses Design erfunden, übernahm er lediglich einen Baustil, der sowohl in England als auch in den Niederlanden, gängig war.[6] Ein Dokument der Universität zeigt, wie Jefferson die Materialersparnis durch Verwendung dieses Mauertyps gegenüber „konventionellen“, geradlinigen Mauern berechnete.[7]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Serpentine walls – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Out and about looking at Crinkle Crankle Walls. In: The Historical Association. 1. Oktober 2009, abgerufen am 4. Juni 2020.
  2. a b Glossary – Terms: crinkle-crankle wall. In: Park & Gardens UK. Parks and Gardens Data Services Ltd, archiviert vom Original am 8. September 2012; abgerufen am 24. März 2012.
  3. Cambridgeshire County Council: Bricklaying apprentices lay a Crinkle-Crankle wall. In: ShapeYourPlace.org. 3. November 2011, archiviert vom Original am 7. Juli 2012; abgerufen am 24. März 2012.
  4. Trevor James: Out and about looking at Crinkle Crankle Walls. In: The Historic Association. 1. Oktober 2009, abgerufen am 24. März 2012.
  5. Easton crinkle-crackle wall damage a 'real loss', BBC News, 18. November 2013. Abgerufen am 15. April 2019 
  6. Cambridgeshire County Council: Bricklaying apprentices lay a Crinkle-Crankle wall. In: ShapeYourPlace.org. 3. November 2011, archiviert vom Original am 7. Juli 2012; abgerufen am 24. März 2012.
  7. Thomas Jefferson: Jefferson drawing for the serpentine walls. In: search.lib.virginia.edu. Abgerufen am 18. November 2019.