Anrichte

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Kredenz mit italienischem Nussholz furniert, poliert. Schwer lastendes, vielfach gebrochenes, reich profiliertes Gesimse. Intarsien: Bandelwerk aus dunkelgefärbtem und hellem Birnholz. Theresianisch, 1740.
Moderne Anrichte, 20. Jahrhundert
Kredenz mit hängendem Brotkasten (Panetière)

Eine Anrichte ist ein halbhohes, zwei- oder mehrtüriges Möbelstück zur Aufbewahrung von Tischdecken und Tafelgeschirr mit einer Arbeitsfläche zum Anrichten von Speisen.[1] Ein Küchenbuffet, in Österreich auch Kredenz genannt, erreicht die volle Schrankhöhe. Der obere Aufbau steht dabei auf Sockeln oder Säulen über der weitgehend freien Anrichte.

Wortherkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wort Anrichte geht auf mittelhochdeutsch anrihte zurück.[2] Das Wort Büfett (vor allem in der Schweiz und Österreich auch Buffet oder Büffet) lässt sich bereits Mitte des 16. Jahrhunderts als schweizerdeutsches Wort puffet nachweisen, das seinerseits aus dem italienischen buffetto entlehnt worden war. Im 18. Jahrhundert wurde es erneut aus dem französischen buffet entlehnt. Die Wortherkunft des italienischen bzw. französischen Wortes ist unbekannt.[2]

Das heute veraltete Kredenz wurde im 15. Jahrhundert aus dem italienischen credenza entlehnt. Das italienische Wort geht auf mittellateinisch credentia („Vertrauen“) zurück, die Wortbedeutung als „Anrichtetisch“ erlangte das Möbel aus der italienischen Redewendung „far la credenza“ im Sinne der Prüfung auf Treue und Glauben, welche die Aufgabe eines Mundschenks oder Dieners umschrieb, die Speisen und Getränke an einem Seitentisch für seinen Herren vorzukosten.[2] Nach Friedrich Kluge ist das Wort Kredenz eine Rückbildung aus kredenzen, was „anbieten, darreichen (von vorgekosteten Speisen)“ bedeutet.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oft wird ein Buffet „Anrichte“ genannt und umgekehrt. Es gibt jedoch historisch einen wesentlichen Unterschied in der Entstehung dieser beiden Möbel. Das Buffet hat sich aus der Truhe entwickelt, die Anrichte hat sich aus dem Tisch entwickelt. In Josua Maalers Wörterbuch Die Teütsch spraach (Zürich, 1561) wird sowohl der credentztisch (oder die credentz banck) als auch das credentz als „anrichte oder puffet“ erläutert.[4]

Insbesondere bei Antiquitäten kann man noch deutlich die Unterschiede der Entwicklung, beginnend mit der Spätgotik, sehen. So standen Anrichten oft frei im Raum und sind allseitig verziert. Buffets standen auch damals schon an der Wand und sind an der Rückseite nicht verziert. Besonderer Beliebtheit erfreute sich das Buffet in der Zeit des Historismus als es, meist reich verziert, zum besonderen Prunkstück der „guten Stube“ eines bürgerlichen Haushalts wurde. Etwas einfacher gestaltete Anrichten und Buffets wurden als Küchenschrank, zur Aufbewahrung von Geschirr oder Vorräten, verwendet. Solche Küchenschränke, oft im Stil des Gelsenkirchener Barock wurden auch nach dem Zweiten Weltkrieg noch in großer Zahl hergestellt, bevor sich die Einbauküche durchsetzte.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Anrichte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Anrichte – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Kredenz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Duden | Anrichte | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Synonyme. Abgerufen am 30. April 2018.
  2. a b c Bibliographisches Institut (Mannheim). Dudenredaktion.: Duden, das Herkunftswörterbuch : Etymologie der deutschen Sprache. 5., neu bearb. Auflage. Dudenverlag, Mannheim 2014, ISBN 978-3-411-04075-9, S. 194, 486, 698.
  3. Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2015, ISBN 978-3-11-084503-7, S. 411 (Google Books [abgerufen am 4. Mai 2018]).
  4. Josua Maaler: Die Teütsch spraach : Alle wörter, namen, un[d] arten zu reden in Hochteütscher spraach, dem ABC nach ordenlich gestellt, unnd mit gutem Latein gantz fleissig unnd eigentlich vertolmetscht, dergleychen bißhär nie gesähen. Froschoverus, 1561, S. 85 (online [abgerufen am 19. September 2019] Digitalisiert durch Bayerische Staatsbibliothek).