Siedlung Schillerpark

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Die Siedlung Schillerpark ist eine Wohnsiedlung im Berliner Ortsteil Wedding. Sie wurde in den 1920er-Jahren nach Plänen des Architekten Bruno Taut errichtet und gilt als das erste großstädtische Wohnprojekt im Berlin der Weimarer Republik. Seit dem 7. Juli 2008 zählt die Siedlung Schillerpark zusammen mit fünf anderen Siedlungen der Berliner Moderne zum UNESCO-Welterbe.[1][2]

Baugeschichte

Erste Pläne zur Errichtung einer Wohnsiedlung an der östlichen Seite des Schillerparks in Berlin-Wedding wurden bereits im Jahr 1914 nach Fertigstellung der Parkanlage entwickelt, dann aber nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs nicht weiter umgesetzt.

Erst 1924 standen nach Einführung der Hauszinssteuer im Deutschen Reich standen genügend finanzielle Mittel zur Verfügung, um im Rahmen des Sozialen Wohnungsbaus neue Wohnsiedlungen zu errichten. Die Wohnungsbaugenossenschaft Berliner Spar- und Bauverein beauftragte den Architekten Bruno Taut, der bereits vor dem Krieg für die Errichtung der Gartenstadt Falkenberg verantwortlich war, mit der Planung einer Siedlung am Schillerpark entlang der Bristolstraße.

Während das ursprüngliche Konzept von 1914 eine Blockrandbebauung vorgesehen hatte, entschied sich Taut bei dem neuen Entwurf für eine offene Bauweise aus zwei- bis viergeschossigen Häusergruppen. Die im Stil des Neuen Bauens entworfenen Gebäude waren an die Arbeiten des niederländischen Architekten J. J. P. Oud angelehnt, die Verwendung von dunkelroten Backsteinen zur Fassadengestaltung erinnerten an die Amsterdamer Schule. Weiße und blaue Putzflächen setzten nach außen hin nur wenige farbliche Akzente. Die Flachdächer der Wohnanlagen zählten zu den ersten in Berlin.

In drei Bauphasen entstanden zwischen 1924 und 1930 insgesamt 303 Wohnungen. In der ersten Bauphase von 1924 bis 1925 entstanden dreispännige Gebäude, die um einen Wohnhof gruppiert waren. In den späteren Bauphasen gab es nur noch zwei Wohnungen pro Etage und Eingang, wodurch die Außenansicht der Gebäude gleichmäßiger und ruhiger wurde. Alle Gebäude wurden mit Badezimmern und Balkonen oder Loggien ausgestattet, für das Waschen der Kleidung wurde ein gemeinschaftliches Waschhaus errichtet. Die 1½- bis 4½-Zimmerwohnungen waren großzügig geschnitten, selbst die Eineinhalbzimmer-Apartments waren rund 40 m² groß.[3] Der Hofbereich wurde – vermutlich nach Plänen von Taut – durchgehend begrünt und mit Kinderspielplätzen ausgestattet. Zu der Siedlung Schillerplatz zählte auch ein Kindergarten.

Geschichte der Siedlung

Im Zweiten Weltkrieg wurde Teile der Siedlung zerstört. Ihr Wiederaufbau wurde 1951 von Max Taut, dem Bruder des 1938 verstorbenen Bruno Taut, geleitet. Eine Erweiterung der Siedlung erfolgte zwischen 1954 und 1959 durch den Architekten Hans Hoffmann, der die neuen Gebäude an den von Taut entwickelten Stil anpasste.

Die Siedlung wurde zuletzt im Jahr 1991 saniert, heute werden die rund 570 Wohnungen von der Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 verwaltet. Sowohl die Gebäude als auch die Außenanlagen stehen unter Denkmalschutz.

Einzelnachweise

  1. Presseerklärung der deutschen UNESCO-Kommission vom 7. Juli 2008.
  2. Berliner Morgenpost: Senat verspricht: "Dieses deutsche Welterbe ist in besten Händen" vom 8. Juli 2008.
  3. die tageszeitung: Überalterte Oase im sozialen Brennpunkt vom 23. Juni 2008.

Literatur

  • Jörg Haspel, Annemarie Jaeggi: Siedlungen der Berliner Moderne. Deutscher Kunstverlag, München 2007. ISBN 978-3-422-02091-7.

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