Snoopstar
Snoopstar war eine Metasuchmaschine für Filesharing-Netzwerke, mit deren Hilfe man Musik- und Videodateien in unterschiedlichen Filesharing-Netzwerken finden und gleichzeitig herunterladen konnte.
Technik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Konzept
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Snoopstar gilt als der erste P2P-Client, der sich mit mehreren Musiktauschbörsen gleichzeitig verbinden konnte. Die Software konnte Suchabfragen in die angeschlossenen P2P-Netzwerke absetzen. Die Suchergebnisse wurden in einer konsolidierten Ergebnisliste dargestellt.
Die betreffenden Dateien konnten protokollübergreifend und parallel heruntergeladen werden. Die einzelnen Dateifragmente wurden mit Hilfe von Hashsummen und einer Überlappungsheuristik zusammengesetzt, wodurch sichergestellt wurde, dass die heruntergeladene Datei vollständig und korrekt war.
Snoopstar verzichtete darauf, heruntergeladene Dateien wieder in die angeschlossenen P2P-Netzwerke hochzuladen, und war nur für Windows verfügbar.
Unterstützte P2P-Netzwerke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu den unterstützten Filesharing-Protokollen gehörten:
Geschichtliches
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Idee und Gründung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Snoopstar wurde im April 2000 vom damaligen Bertelsmann-AG-Mitarbeiter Matthias Runte erfunden und von dem Bertelsmann-Ableger Snoopstar.com GmbH ab Juli 2000 in Hamburg entwickelt. An Snoopstar waren neben Runte auch die Bertelsmann Direct Group als Mehrheitsgesellschafterin, Michel Clement und ein weiterer Bertelsmann-Mitarbeiter beteiligt.[1]
Betatest
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 5. Februar 2001 startete Snoopstar mit einem Betatest, der auf 1000 Benutzer limitiert war. Das Presseecho war groß, was im Wesentlichen drei Gründe hatte:
- Snoopstar war ein innovatives Produkt, das die Leistungsfähigkeit in puncto Suchtrefferzahl und Downloadgeschwindigkeit der zum Zeitpunkt des Betatests existierenden Filesharing-Tools konzeptbedingt in den Schatten stellte.
- Die Rolle von Bertelsmann als weltübergreifendem Medienkonzern, der sich hier offenbar an einer Musiktauschbörse beteiligte, spielte eine große Rolle.
- Die zwiespältige Technik von Snoopstar, die nur das Herunterladen von Dateien, nicht aber das erneute Hochladen in die Netzwerke erlaubte, sorgte für Aufregung in der Community – besonders vor dem Hintergrund der Beteiligung von Bertelsmann.
Der Betatest lief lediglich eine Woche und wurde am 12. Februar 2001 beendet. Weitere Tests und auch der vollständige Launch der Software unterblieben auf Druck der Mehrheitsgesellschafterin Bertelsmann, die im Kampf gegen andere P2P-Dienste keine Gegenargumente durch den Betrieb einer eigenen Filesharing-Software gebrauchen konnte und durch das große Echo in der Medienwelt vollkommen überrascht worden war.
Ende
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Unternehmen Snoopstar stellte Ende 2002 seinen operativen Betrieb ein und wurde 2004 mit der Reinhard Mohn GmbH verschmolzen.
Weitere Snoopstar-Produkte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Snoopstar entwickelte als Unternehmen neben der P2P-Meta-Suchmaschine Snoopstar noch zwei weitere Produkte, die jedoch beide nicht veröffentlicht wurden.
Zum einen war dies ein PC-basierter Videorekorder namens Thunderweather, der die aufgenommenen Inhalte an andere Benutzer hochladen konnte. Mit Hilfe von Thunderweather entstand so ein weltweites Zweitvermarktungs-Netzwerk für Fernsehinhalte. Die Rechteinhaber an den Fernsehinhalten konnten der Verbreitung der Inhalte widersprechen oder an den Werbeeinnahmen durch die Zweitvermarktung partizipieren.
Zum anderen entwickelte Snoopstar die P2P-Distributionsplattform OzKaa für große Mediendateien wie Spielfilme oder Fernsehserien, womit die Datenübertragungskosten beim Dienstanbieter erheblich reduziert werden sollten. Der Name OzKaa lehnt sich an den damals bereits sehr verbreiteten Filesharing-Dienst Kazaa an.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Janko Röttgers: Mix, Burn & R.I.P. – Das Ende der Musikindustrie, Verlag Heinz Heise, 2003, ISBN 3-936931-08-9. Auch kostenlos als PDF-Version vom Verlag erhältlich – enthält Informationen über die Geschichte und den Hintergrund von Snoopstar.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Heise Online vom 5. Februar 2001: „Power-Napster“ für Dauer-Sauger
- CNN Online vom 27. Februar 2001: Bertelsmann testing secret Napster clone
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Universität Hamburg ( des vom 22. Oktober 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.