Sozioökologisches System
Der Begriff sozioökologisches System bezeichnet ein kohärentes (zusammenhängendes) System bestehend aus biophysikalischen und sozialen Faktoren, die auf Basis von Regelmäßigkeiten auf resiliente und nachhaltige Weise zusammenwirken.[1] Es handelt sich um einen Spezialfall eines komplexen adaptiven Systems. Das Verhalten derartiger Systeme unterscheidet sich vom Verhalten soziotechnischer Systeme.
Definition
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sozioökologische Systeme sind voneinander abhängige und miteinander verbundene Systeme aus Mensch und Natur, die über verschiedene Maßstäbe (engl. scale) hinweg verschachtelt sind.[2] Dies spiegelt wider, dass Menschen Teil von Ökosystemen sind und diese von lokaler bis globaler Ebene formen und gleichzeitig grundlegend von der Fähigkeit dieser Systeme abhängen, Ökosystemdienstleistungen für das menschliche Wohlbefinden und die gesellschaftliche Entwicklung bereitzustellen.[2] Sozioökologische Interaktionen spielen sich vor dem Hintergrund des globalen Wandels und anderer zeitlicher Dynamiken ab.[2]
Eigenschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein sozioökologisches System verfügt über mehrere räumliche, zeitliche und organisatorische Maßstäbe.[1] Diese sind in der Regel hierarchisch, genauer sogar panarchisch, miteinander verknüpft.[1] Es enthält eine Reihe kritischer Ressourcen (natürliche, sozioökologische und kulturelle), deren Fluss und Nutzung durch eine Kombination ökologischer und sozialer Systeme geregelt wird.[1]
Anwendungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für sozioökologische Systeme finden sich vielfältige Anwendungsfälle. Ein bekannter Anwendungsfall ist insbesondere die Forschung zu Resilienz in der Ökologie.[3] In jüngerer Zeit fand diese Systemsicht auch Eingang in die Stadtplanung.[4] Bedeutende Anwendungen gibt es auch in den Wirtschaftswissenschaften. So beschreibt Wieland (2021) ein sozioökologisches System, dessen Veränderungen sich durch eine Panarchie mit den Ebenen der Lieferkette, des politisch-ökonomischen Systems und des Planeten darstellen lässt.[5]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Charles L. Redman, J. Morgan Grove, Lauren H. Kuby: Integrating Social Science into the Long-Term Ecological Research (LTER) Network: Social Dimensions of Ecological Change and Ecological Dimensions of Social Change. In: Ecosystems. 7, 2004, DOI:10.1007/s10021-003-0215-z
- ↑ a b c Fischer, J., Gardner, T. A., Bennett, E. M., Balvanera, P., Biggs, R., Carpenter, S., ... & Tenhunen, J.: Advancing sustainability through mainstreaming a social–ecological systems perspective. In: Current Opinion in Environmental Sustainability. 14, 2015, 144-149, DOI:10.1016/j.cosust.2015.06.002
- ↑ Fikret Berkes, Johan Colding & Carl Folke (2002) Navigating Social-Ecological Systems: Building Resilience for Complexity and Change. ISBN 0521815924
- ↑ Simin Davoudi, Elizabeth Brooks & Abid Mehmood (2013) Evolutionary Resilience and Strategies for Climate Adaptation, Planning Practice & Research, 28:3, 307-322
- ↑ Wieland, A. Dancing the Supply Chain: Toward Transformative Supply Chain Management. In: Journal of Supply Chain Management, 57, 1 (2021): 58-73. doi:10.1111/jscm.12248