St. Nikolaus (Koblenz)

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St. Nikolaus Kirche in Koblenz-Arenberg
Innenraum der Kirche
Altarraum, historische Aufnahme um 1900, koloriert
Grab von Johann Baptist Kraus auf dem Friedhof neben der Kirche

Die Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Nikolaus ist eine katholische Wallfahrtskirche in Koblenz. Der im Stadtteil Arenberg gelegene katholische Wallfahrtsort wurde mit dem Bau der Wallfahrtskirche St. Nikolaus bekannt. Diese wurde von 1860 bis 1872 in neuromanischem Stil durch Pfarrer Johann Baptist Kraus (1805-1893), dem Begründer der Pfarrer-Kraus-Anlagen, erbaut.

Seit 2002 gehören die Wallfahrtskirche St. Nikolaus und der Wallfahrtsort als nördlichster Punkt zum UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal.

Bau

Die Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Nikolaus ist eine dreischiffige neoromanische Pfeilerbasilika und Kernstück der Pfarrer-Kraus-Anlagen. Vorbild für die Türme war die Florinskirche in Koblenz. Unter den Türmen besitzt die Kirche zwei Eingänge. Der Mittelbau hat zwei große Rundbogenfenster, die Obergeschosse der beiden Türme Blendtriforien mit Überfangbogen.

Der Innenwandaufriss ist zweizonig. Über den Arkaden liegen Oculi als Obergaden. Die Basilika ist kreuzgratgewölbt mit 3/8 Chorabschluss. Über den Arkadenpfeilern stehen Statuen von Heiligen und weltlichen Herrschern, die für den christlichen Glauben stehen, beispielsweise Karl der Große. Zwischen Arkaden und Obergaden befinden sich große Wandgemälde mit Passionsszenen Christi im Stil der Düsseldorfer Nazarener. Sie wurden von Johann Heinrich Lange (1823-1908) und Peter Josef Molitor (1821-1898) ausgeführt. Passionsszenen in Form eines Kreuzweges finden sich auch noch einmal auf Terrakotta-Reliefs an den Pfeilern der Seitenschiffe. Zwei Stationen fehlen, doch diese sind durch zwei andere Kunstwerke ersetzt: Station 12 (Kreuzigung) durch die monumentale Kreuzigungsgruppe über dem Altar und Station 14 (Grablegung) durch eine Kapelle im linken Seitenschiff mit Liegefigur Christi. So wird in der Kirche der Komplex „Leiden Christi und Erlösung“ gleich mehrfach thematisiert und findet seine Einheit mit dem Kreuzweg draußen.

Diametral dem Thema Leiden und Tod Christi ist das Thema Geburt und Taufe in einer Kapelle im Eingangsbereich gegenübergestellt. Der Taufstein steht in der Mitte dieses Raums, der auf den Fundamenten eines seit 1331 dokumentierten Vorgängerbaus errichtet ist, von dem im Übrigen nichts mehr nachvollziehbar ist. Links befindet sich die Skulpturengruppe Taufe Christi im Jordan durch Johannes den Täufer und an der Stirnwand die Gruppe Geburt Christi in Form einer Krippe. Das Glasfenster dieser Kapelle, ebenfalls die Geburt Christi darstellend, ist das einzige, das beim Bombenangriff 1944 unzerstört geblieben ist. Alle übrigen Fenster wurden nach dem Zweiten Weltkrieg ersetzt. Die gesamte Kirche ist mit Mosaiken aus Gesteinen, Muscheln und Mineralen ausgestattet, die Pfarrer Kraus aus der Umgebung und auch entfernteren Orten zusammentrug.

In ihrer Dissertation von 1984 hat Silvia Maria Busch das ganzheitliche Konzept des Heils- und Erlösungsgedankens in den Innen- und Außenanlagen - „Grotte und Gral, irdisches Paradies und himmlisches Jerusalem“ herausgearbeitet, das in der - durch die architektonischen Anlagen unterstützten - natürlichen Landschaft mit Fels, Wald und Wasser reflektiert wird. Diese Paradiesvorstellung sei insbesondere vor dem Hintergrund der industriellen Revolution und sozialen Umwälzungen des 19. Jahrhunderts zu begreifen. So hat Pfarrer Kraus auch das ikonographische Programm der Statuen so ausgewählt, dass die Schutzpatrone der Jungen und der Alten, der Armen und der Kranken mit vertreten sind. Damit sollten sich auch die unterprivilegierten Bevölkerungsschichten im Erlösungsgedanken wiederfinden.

Ab den 1960er Jahren geriet der Ort als Wallfahrtsort mehr und mehr in Vergessenheit. Zeitgenossen haben nicht mehr verstanden, was Pfarrer Kraus mit seinem Gesamtkonzept gewollt hat. Silvia Maria Busch beklagte in den frühen 1980er Jahren noch den desolaten Zustand der Anlagen. Sie sind erst in jüngerer Zeit restauriert und mit neuem Dokumentationsmaterial aufgearbeitet worden.

Pfarreiengemeinschaft

St. Nikolaus ist Teil der im Oktober 2005 gegründeten „Pfarreiengemeinschaft Koblenz Rechte Rheinseite“, zu der auch die Maria-Himmelfahrt-Kirche auf dem Asterstein, St. Peter und Paul in Pfaffendorf, St. Aldegundis in Arzheim, die Heilig-Kreuz-Kirche in Ehrenbreitstein, St. Maximin in Horchheim, St. Pankratius in Niederberg und St. Martin auf der Pfaffendorfer Höhe gehören.[1]

Siehe auch

Literatur

  • Energieversorgung Mittelrhein GmbH (Hrsg.): Geschichte der Stadt Koblenz. Gesamtredaktion: Ingrid Bátori in Verbindung mit Dieter Kerber und Hans Josef Schmidt
    • Bd. 1: Von den Anfängen bis zum Ende der kurfürstlichen Zeit. Theiss, Stuttgart 1992. ISBN 3-8062-0876-X
    • Bd. 2: Von der französischen Stadt bis zur Gegenwart. Theiss, Stuttgart 1993. ISBN 3-8062-1036-5
  • Fritz Michel: Die Kunstdenkmäler der Stadt Koblenz. Die profanen Denkmäler und die Vororte, München Berlin 1954, (Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz Erster Band).
  • Silvia Maria Busch: Graltempelidee und Industrialisierung. St. Nikolaus zu Arenberg. Eine Wallfahrtsanlage der katholischen Spätromantik im Rheinland (1845-1892). Diss. Univ. Frankfurt. - Frankfurt a. M.: Kunstgeschichtliches Institut der Johann Wolfgang Goethe-Universität 1984 (=Frankfurter Fundamente der Kunstgeschichte, Band IV).

Weblinks

Commons: St. Nikolaus (Koblenz-Arenberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Pfarreiengemeinschaft Koblenz Rechte Rheinseite in: Bistum Trier

Koordinaten: 50° 22′ 5″ N, 7° 39′ 10,5″ O