Kloster Hamersleben

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St. Pankratius

Das Kloster Hamersleben ist ein ehemaliges Augustiner-Chorherrenstift im Bistum Halberstadt. Heute gehört das Kloster zum Bistum Magdeburg und liegt in Sachsen-Anhalt an der Straße der Romanik.

Geschichte

Innenansicht der Klosterkirche

1108 in Osterwieck von Bischof Reinhard gestiftet, veranlassten reiche Landschenkungen durch die hochadligen Damen Thietburg und ihre Tochter Mathilde 1111 die Verlegung nach Hamersleben. Administrative und juristische Befugnisse erhielt das Kloster im Jahre 1178 durch die Übertragung des Archidiakonatsrechts. Bis zum Ende des 13. Jahrhunderts bestand Hamersleben als Doppelkloster.

Nach einem zeitweiligen Verfall wurde es 1452 von Riechenberg aus reformiert und schloss sich der Windesheimer Kongregation an. Von 1452 bis 1722 leiteten Priore, später dann Prälaten, die öfter aus Hildesheim oder Paderborn kamen, den Konvent. 1525 wurde das Chorherrenstift erst von Bauern und 1548 dann von den protestantischen Magdeburgern geplündert. Da es auch in der Reformation am katholischen Bekenntnis festhielt, wurde das Kloster 1633-1649 schwedische Kriegsbeute. Im Rahmen der Säkularisation kam es 1804 zur Aufhebung des Klosters, wobei der Prior und die 19 Konventualen pensioniert und die kunsthistorisch bedeutsame romanische Stiftskirche, eine Basilika aus dem 12. Jahrhundert, der katholischen Diasporagemeinde übereignet wurde. Heute gehört die Kirche, die nach Pankratius benannt ist, zur Pfarrei St. Marien in Oschersleben.

Ausstattung

Orgel

Orgel

Eine Orgel findet erstmals 1570 eine schriftliche Erwähnung im Zusammenhang mit der Grablegung des Organisten. 1688 wurde die Orgel, deren Prospekt noch heute erhalten ist, im Zusammenhang mit weiteren Ausstattungsgegenständen (Altar, Apostelfiguren, Chorgestühl und Kanzel) am Westgiebel auf einer Empore errichtet. Der Erbauer des Werkes ist unbekannt. Der erste Organist war Johann Georg Meckenhäuser, der 1698 fürstlicher Stifts- und Hoforganist in Quedlinburg wurde. Meckenhäuser arbeitete später in Hamburg mit Johann Mattheson zusammen und erlangte mit seiner Schrift: Opusculum Musico-Mathematicum der musikalischen Temperatur, über die Zwölf rational gleiche Tonos minores von 1729 einige Berühmtheit.

Das barocke Orgelwerk wurde 1811 sowohl klanglich als auch technisch dem damaligen frühromantischen Zeitgeschmack entsprechend umgebaut, das Werkprinzip dabei aufgegeben, das Rückpositiv stillgelegt. 1870/71 wurde die Orgel gründlich renoviert. In der Mitte des vorherigen Jahrhunderts waren die Mauern des Westgiebels so baufällig, dass Mauersteine in das Orgelwerk fielen. Um das Mauerwerk zu stabilisieren, wurde 1960 eine mächtige Stahlträgerkonstruktion auf die Innenwandseite des Westgiebels gesetzt. Dazu wurde die Orgel abgebaut, das Pfeifenwerk auf dem Dachboden der Stiftskirche eingelagert, das technische Orgelwerk war abgängig und wurde entsorgt. Der Prospekt wurde von der staatlichen Denkmalpflege fachgerecht demontiert und nach Abschluss der Baumaßnahmen in höherer Position als ursprünglich am Westgiebel wieder aufgebaut, jedoch ohne Orgelwerk. Der Prospekt diente nur noch als optisches Gegenstück zum Altar.

Neubau ab 1991

Ab 1991 errichtete die Firma Emil Hammer Orgelbau in vier Bauabschnitten ein neues Orgelwerk III+P/41 klassischer Prägung hinter dem historisches Prospekt. Begonnen hatte der Wiederaufbau mit dem Einbau des achtregistrigen Rückpositivs und des Pedalwerks, die 1992 fertiggestellt wurden. 2001 wurde das Hauptwerk und Unterwerk fertiggestellt. Das restaurierte Pfeifenwerk der Orgel stammt überwiegend aus den beiden Vorgängerinstrumenten und wurde durch neu gebaute Register ergänzt. Im Jahre 2012, zum 900-jährigem Jubiläum der Kirche, soll die Orgel durch den Einbau noch vakanter Register vervollständigt sein.

Disposition seit 1991

Rückpositiv C-g3
Gedackt 8′
Praestant 4′
Holzflöte 4′
Waldflöte 2′
Quinta 11/3
Cymbel III 1′
Dulzian 16′
Vox humana 8′
Tremulant
Hauptwerk C-g3
Bordun 16′
Principal 8′
Gamba 8′
Rohrflöte 8′
Octava 4′
Blockflöte 4′
Quinta 22/3
Octava 2′
Mixtur IV 2′
Cornett III–V 8′
Trompete 8′
Unterwerk C-g3
Hohlflöte 8′
Salicional 8′
Gedact 8′
Principal 4′
Violflöte 4′
Traversflöte 2′
Nassat 22/3
Schwiegel 2′
Terzflöte 13/5
Mixtur III 11/3
Basson 16′
Oboe 8′
Tremulant
Pedal C-f1
Principalbaß 16′
Quintbaß 102/3
Subbaß 16′
Violon 16′
Octavbaß 8′
Baßflöte 8′
Octavbaß 4′
Mixtur IV 22/3
Posaune 16′
Trompetenbaß 8′
  • Koppeln:
    • 5 Koppeln per Fußtritt an/ab

Technische Daten

  • 41 Register.
  • Gehäuse/Prospekt:
    • Holz
    • Höhe 12 m.
    • Breite 9 m.
  • Schleiflade.
  • Spieltisch(e):
    • Spielschrank.
    • 3 Manuale.
    • 43 Registerzüge.
  • Traktur:
    • mechanische Tontraktur.
    • mechanische Registertraktur.
  • Stimmung:
    • Höhe a1= 440 Hz.
    • temperiert gleichmäßig

Literatur

  • Anne-Christin Schöne: Die romanische Kirche des ehemaligen Augustinerchorherrenstiftes in Hamersleben (68. Veröffentlichung der Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts der Universität zu Köln; Köln 1999)
  • Walter Zöllner: Die Urkunden und Besitzaufzeichnungen des Stifts Hamersleben (Studien zur katholischen Bistums- und Klostergeschichte. 17); Leipzig 1979
  • Christian Eickhoff: Die neue Orgel in der St. Pancratius-Kirche Hamersleben (Festschrift zur Einweihung des 2. Bauabschnitts, Hamersleben 2001)
  • Ludger Kemming: Blick in die Geschichte der Orgel des Klosters Hamersleben, in: Die neue Orgel in der St. Pancratius-Kirche Hamersleben 2001
  • Christian Eickhoff: Die neue Orgel in der Stiftskirche St. Pancratius, Hamersleben: Rückblick und Dokumentation (Hamersleben 2002)
  • Günter Peters: Das Augustinerchorherrenstift Hamersleben. Entstehung und soziales Umfeld einer doppelklösterlichen Regularkanonikergemeinschaft im hochmittelalterlichen Ostsachsen. (In: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands, Band 52 [2006], S. 1-53)

Koordinaten: 52° 3′ 48″ N, 11° 5′ 10″ O