Stadtbad Wedding

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Stadtbad Wedding
„Stattbad Wedding“
Blick auf das Hauptgebäude, Gerichtstraße 65

Blick auf das Hauptgebäude, Gerichtstraße 65

Daten
Ort Berlin-Gesundbrunnen
Architekt Ludwig Hoffmann
Baujahr 1907 / um 1960
Grundfläche 2000 m²
Koordinaten 52° 32′ 37,7″ N, 13° 22′ 21,5″ OKoordinaten: 52° 32′ 37,7″ N, 13° 22′ 21,5″ O
Besonderheiten
1999 als Badeanstalt geschlossen

Das Stadtbad Wedding ist eine der Volksbadeanstalten, die um die Wende zum 20. Jahrhundert in Berlin und dessen Vororten errichtet wurden. Es steht in der Gerichtstraße im Ortsteil Gesundbrunnen. Als Schwimmbad wurde es 1999 außer Betrieb genommen. Nach der Veräußerung an einen Privatinvestor firmiert es nunmehr unter dem Namen Stattbad Wedding und dient nun anderen kulturellen Zwecken.

Geschichte

Das Gebäude wurde im Auftrag der Gemeinde Wedding errichtet, um der schnell anwachsenden Bevölkerung Bade- und Sportmöglichkeiten zu bieten. In den Mietshäusern, die damals vor allem in der Nähe der neuen Fabriken für die Arbeiter und deren Familien errichtet worden waren, gab es nämlich keine Duschen oder Badewannen. Die Baupläne für das Volksbad lieferte der Architekt und Stadtbaurat Ludwig Hoffmann, der auch in anderen Gemeinden und in Alt-Berlin Stadtbäder und andere kommunale Gebäude entworfen hatte. 1907 wurde die Einrichtung eingeweiht; ihre Hauptbestandteile sind zwei Schwimmbecken, die entsprechend ihrer Abmessungen als Kleine Halle und als Große Halle bezeichnet wurden. Die Kleinere durfte nur von Frauen, die Größere nur von Männern benutzt werden. Darüber hinaus gab es eine reine Bäderabteilung und Umkleidemöglichkeiten. Die ursprüngliche Architektur ähnelte dem Stadtbad Oderberger Straße, das bereits zuvor nach Hoffmanns Plänen gebaut worden war.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs war das Hauptgebäude an der Gerichtstraße zerstört.

Stadtbad Wedding mit der Großen Halle von der Ravenéstraße aus; anno 2010

In den späten 1950er Jahren ließ das damalige Bezirksamt Wedding den Hauptbau unter Beibehaltung der Grundmauern und der Abmessungen im Zeitgeist wieder aufbauen. Die Fassade erhielt eine Verkleidung aus roten und grauen Glasscheiben, neue technische Einbauten wurden vorgenommen. Die Kleine Halle wurde nun als Kinderbad eingerichtet und erhielt unter anderem eine Rutsche in Form eines Elefanten. Der backsteinerne Bautrakt mit der großen Schwimmhalle, der sich zur Ravenéstraße hin erstreckt, war erhalten und konnte nach Reparaturen und Sanierungsarbeiten wieder nutzbar gemacht werden. – 1956 diente das Stadtbad Wedding als Kulisse für den Film Die Halbstarken.[1]

Nach Jahrzehnten intensiver Nutzung musste das Stadtbad aus baulichen und hygienischen Gründen im Jahr 1999 schließen. Die Anlage stand zunächst einige Jahre leer, während sie zum Verkauf angeboten wurde. Der Immobilienentwickler Arne Piepgras erwarb das Bad schließlich und ermöglichte ab 2009 kurzfristige Zwischennutzungen für kulturelle Zwecke. Im Jahr 2011 reichte er beim zuständigen Bezirksamt Mitte einen Bauantrag ein, nach dem hier eine 800 Personen fassende Konzerthalle entstehen soll. Die Genehmigung wurde im März 2012 erteilt.[2][3]

Nutzungen und Ausblicke

Bei der provisorischen Wiedereröffnung 2009 erhielt die Einrichtung die Bezeichnung Stattbad Wedding. Jochen Küpper, Geschäftsführer des Betreibervereins, installierte mit seinem Team im Becken der Kleinen Halle und in den Kellerräumen die Eröffnungsausstellung No more sugar for the monkeys, die als Wegweiser für die programmatische Ausrichtung des Hauses gilt. Schwerpunkt ist und war die Street- und Urban-Art. Hier hat das Stattbad inzwischen durch zahlreiche Ausstellungen und Projekte einen internationalen Ruf und gilt als authentischer Vertreter der Szene unter den Künstlern. Das Becken der Großen Halle wurde 2012 als temporäre Skatebahn vom Künstlerkollektiv 3Eck gestaltet. Ebenso haben die jungen Künstler im Juli 2012 die Einrichtung der im Eingangsbereich zu findenden Stattbar neu entworfen. Der Künstler David Johannson und der Gastronom Sylvio Schubert leiten die Einrichtung als Tages-Kantine, Galerie und Bar. Als Dauermieter haben sich inzwischen rund 70 Künstler in Studios und Ateliers in den oberen Geschossen des Hauses eingerichtet, darunter Musiker wie Jochen Diestelmeyer oder Peaches sowie Maler und Schriftsteller. Von 2011 bis 2015 war auch ein Berliner Hackerspace, die Raumfahrtagentur, in den ehemaligen Räumen des Solariums im Haus untergebracht.

Das Konzept des Gebäudes steht im Wedding in der Kritik von Gentrifizierungsgegnern und Stadtteilaktivisten. Der Investor Arne Piepgras setzt auf die "Aufwertung" des Stadtteils durch Kultureinrichtungen. Dies führt zu steigenden Mieten und der Verdrängung der angestammten Bevölkerung[4].

Der Besitzer beabsichtigt, mit einer größeren Summe das frühere Stadtbad umfangreich auszubauen. Kernstück soll die zu einem Konzertraum umfunktionierte Große Halle werden. Eine Dauerausstellung von Street-Art- und Skater-Kunst ist geplant sowie die kurzfristige Vermietung kleinerer Räume als Arbeitsmöglichkeit für Kreative. Die etablierten Künstler sollen bleiben können.[2]

Im Mai 2015 wurde das Stattbad durch das Bauamt Mitte geschlossen, nachdem die angekündigten Investitionen nicht erfolgt sind. Die Künstler mussten das Gebäude verlassen.

Commons: Stattbad Wedding – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Stadtbad Wedding. Unverbrauchte Veranstaltungslocation…; S. 2 (siehe Weblinks)
  2. a b Elmar Schütze: Trocken, aber lebendig. Das Stattbad Wedding hat sich zu einem Abenteuerspielplatz für Erwachsene entwickelt. Möglich gemacht hat dies ein Investor mit Sinn für Off-Kultur. In: Berliner Zeitung. vom 8. März 2012; erneut abgerufen am 24. August 2012
  3. Umbau beginnt: Stadtbad Wedding wird Kulturhaus. Grünes Licht für den Umbau. Stadtbad Wedding wird künftig Platz für Ausstellungen und Konzerte bieten. In: B.Z. vom 9. März 2012 (online)
  4. Wirtschaftswunder: "Interview mit Arne Piepgras", [1]