St. Martin (Wangen im Allgäu)
Die Stadtpfarrkirche St. Martin, Gallus und Magnus ist ein katholisches Kirchengebäude in Wangen im Allgäu.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Kirchengebäude ist im Laufe der Geschichte „gewachsen“. Wann die erste Kirche an Stelle der heutigen Stadtpfarrkirche entstand, ist nicht genau bekannt, vermutet wird ein Zeitraum zwischen dem achten Jahrhundert und 820.[1] Ein Pfarrer wurde erstmals urkundlich 1182 erwähnt.[2] Der Turm und die östliche Wand des Langhauses stammen aus dem Zeitraum des späten zwölften Jahrhunderts und des frühen dreizehnten Jahrhunderts, der Chor von 1386. Der letzte große Umbau begann bereits Ende des 14. Jahrhunderts und wurde laut Inschrift am Westportal „Anno 1486“ abgeschlossen in ihrer endgültigen Gestalt einer dreischiffigen Säulenbasilika. In diesem Zuge wurde die Kirche gotisiert. Von 1684 bis 1687 wurde die Kirche barockisiert. Nach einem Blitzschlag wurde der Turmhelm 1739 durch eine welsche Haube ersetzt. Im November 1862 wurden neugotische Chorfenster Ludwig Mittermaiers, von Joseph Anton von Gegenbaur und Franz Lott gestiftet, eingebaut.[3] 1898–1901 wurde die Kirche mit einer neugotischen Ausstattung regotisiert.[4][5]
Den Innenraum prägen die spät-historistischen Wandmalereien von Gebhard Fugel. Weitere Malereien wurden 1952 entfernt, Mittermaiers Chorfenster 1960 ausgebaut und in der Inventarliste des Stadtmuseums aufgenommen, spätestens seit 1974 sind sie verschollen.[3]
Orgel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Orgel auf der Westempore wurde 1987 durch die Orgelbaufirma Rieger (Vorarlberg) erbaut. Das Schleifladen-Instrument hat 39 Register (2814 Pfeifen) auf drei Manualwerken und Pedal.[6] Die Spieltrakturen und Koppeln sind mechanisch, die Registertrakturen sind elektrisch.[7] 2021/22 erfolgte nach Abschluss der Kirchenrenovierung eine Ausreinigung und Instandsetzung, wobei Elektromagnete unter den Tonkanzellen angebracht wurden, was die Aufstellung eines fahrbaren Fernspieltisches der Firma Josef Maier (Hergensweiler) im Kirchenschiff ermöglichte.[8][9]
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- Koppeln: I/II, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
- Setzeranlage
Glocken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sechs Glocken des einst siebenstimmigen Geläuts der Gießerei Wolfart (Lauingen) fielen 1941 der Rüstungsindustrie zum Opfer. Nur eine Glocke von 1930 blieb erhalten und ist nun die kleinste des jetzigen, sechsstimmigen Geläuts. Die anderen fünf Glocken, wie die verbliebene aus Bronze, wurden 1950 in der Gießerei Johann Hahn in einer für diese Firma eher unüblichen schweren Rippe gegossen. Die Glocken hängen im schlanken 52 Meter hohen Turm paarweise in drei Ebenen übereinander, die zwei kleinsten oben, die beiden größten unten.[10]
Die größte ist die Christusglocke.[11] Sie wird nur bei besonderen Gelegenheiten geläutet, wie bei Festgottesdiensten und einmal wöchentlich – außer im Advent und in der Fastenzeit – am Samstag um 18 Uhr, wenn für zehn Minuten mit vollem Geläut aller sechs Glocken der Sonntag eingeläutet wird. Die zweitgrößte Glocke, die Marienglocke, bekam 2002 Risse. Nachdem Reparaturversuche scheiterten, fertigte die Gießerei Bachert im Jahr 2005 einen Ersatz an. Die ausgesonderte Glocke von 1950 steht seit 2006 vor dem Haupteingang der Kirche.[12]
- Übersicht[13]
Glocke | Name | Gießer | Gussjahr | Durchmesser | Gewicht | Schlagton |
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1 | Christusglocke | Glockengießerei Johann Hahn, Landshut | 1950 | 1875 mm | 4100 kg | A° |
2 | Marienglocke | Glockengießerei Bachert, Karlsruhe | 2005 | 1505 mm | 2150 kg | cis′ |
3 | Peter und Paul | Glockengießerei Johann Hahn, Landshut | 1950 | 1251 mm | 1222 kg | e′ |
4 | Martinus | Glockengießerei Johann Hahn, Landshut | 1950 | 1100 mm | 870 kg | fis′ |
5 | Magnus | Glockengießerei Johann Hahn, Landshut | 1950 | 1005 mm | 620 kg | gis′ |
6 | Ulrich | Glockengießerei Georg Wolfart, Lauingen | 1930 | 910 mm | 350 kg | h′ |
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website der Kirchengemeinde
- Aufnahme des Vollgeläuts
- Daten der Glocken
- Die Orgel und ihre Geschichte auf Organ index
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Rainer Jensch: Stadtchronik Wangen im Allgäu. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu, 2015, S. 45 nach Otto Beck: Kirchenführer Wangen im Allgäu. Katholische Stadtpfarrkirche St. Martin, Gallus und Magnus. 3. Auflage. 2009
- ↑ Rainer Jensch: Stadtchronik Wangen im Allgäu. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu, 2015, S. 45
- ↑ a b Susi Weber: Wertvolle Fenster aus Wangen sind verschollen. In: Schwäbische Zeitung, 17. Januar 2018, abgerufen am 24. April 2018
- ↑ Ausführliche Informationen zur Baugeschichte auf der Website der Gemeinde
- ↑ Annegret Kaiser: Denkmalpflegerischer Werteplan Gesamtanlage Wangen im Allgäu (PDF; 3,6 MB) 2. März 2016
- ↑ Wangen (Allgäu), St. Martin – Organ index, die freie Orgeldatenbank. Abgerufen am 9. Mai 2023.
- ↑ Informationen zur Orgel ( des vom 27. Juli 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf der Website der Kirchenmusik
- ↑ Rieger Orgel / Förderverein Kirchenmusik St. Martin e.V. Abgerufen am 9. Mai 2023.
- ↑ Josef Maier - Orgelbaumeister D - 88138 Hergensweiler | Rosshimmel 19 - 21 |. Abgerufen am 22. Juni 2023.
- ↑ Wangen im Allgäu (D - BW) Die Glocken der Stadtpfarrkirche St. Martin in der Einzelvorstellung. Abgerufen am 22. Juni 2023.
- ↑ Walter Schäfer, Architekt: Glocken in Deutschland. Abgerufen am 20. April 2017.
- ↑ Wangen i. Allgäu (D) die Glocken der kath. Kirche St. Martin. Abgerufen am 21. Juni 2023.
- ↑ Kath. Stadtpfarrkirche St.Martin in Wangen im Allgäu in der Glockendatenbank createsoundscape.de
Koordinaten: 47° 41′ 9,4″ N, 9° 50′ 3″ O