Stella Goldschlag

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Stella Goldschlag (1922-1994) war eine jüdische Kollaborateurin, die während des 2. Weltkriegs im Auftrag der Gestapo untergetauchte Juden (sie wurden „U-Boote“ genannt) in Berlin aufspürte und sie denunzierte.

Stella Goldschlag lebte in Berlin. Nach der Machtergreifung der Nazis lebte sie zunächst wie die anderen Juden unter erschwerten Lebensumständen und Schikanen. Ihre Eltern bemühten sich vergeblich um eine Ausreisemöglichkeit. Nach ihrer Schulausbildung absolvierte sie eine Ausbildung als Modezeichnerin an einer Kunstschule.

Kurz vor Kriegsausbruch 1939 heiratete sie den jüdischen Musiker Manfred Kübler. Mit ihm arbeitete sie als jüdische Zwangsarbeiterin in einer Rüstungsfabrik in Berlin. Ungefähr 1942, als die großen Deportationen Berliner Juden in die Vernichtungslager begannen, tauchte sie unter. Durch ihr "arisches" Aussehen (blond, blaue Augen) wurde sie auch nie als Jüdin angesehen und brauchte sich nicht auszuweisen.

Im Frühjahr 1943 wurde sie dennoch verhaftet. Um ihre Eltern vor der Deportation zu schützen, erklärte sie sich bereit, mit den Nazis zu kollaborieren. In ihrem Auftrag durchkämmte sie Berlin nach untergetauchten Juden, gab sich als Helferin aus und bekam von diesen die Aufenthaltsorte weiterer Untergetauchter vermittelt. Diese Informationen gab sie direkt an die Gestapo weiter. Die Angaben über die Zahl ihrer Opfer schwanken in den Nachkriegsprozessen zwischen 600 und 3000 Juden.

Trotz ihrer Kollaboration konnte sie ihre Eltern nicht vor dem Tod bewahren. Auch ihr Ehemann wurde 1943 mit seiner Familie nach Auschwitz deportiert. Das hielt sie jedoch nicht davon ab, weiterhin für die Nazis zu arbeiten. Bis März 1945, als der letzte Deportationszug Berlin Richtung KZ Theresienstadt verließ, spürte die als "Greiferin" gefürchtete Goldschlag weiterhin Juden im Untergrund auf.

Nach Kriegsende tauchte sie unter, wurde jedoch im Oktober 1945 von den Sowjets festgenommen und zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt. Danach ging sie nach Westberlin. Hier wurde sie in einem Prozess zu zehn Jahren Haft verurteilt, musste diese jedoch wegen der bereits verbüßten Strafe nicht absitzen. Stella Kübler beging 1994 im Alter von 72 Jahren Selbstmord.

Literatur

  • Wyden, Peter: Stella. New York: Simon & Schuster, 1992
  • Ros, Martin: Schakale des Dritten Reiches. Untergang der Kollaborateure 1944-1945. Stuttgart: Neske, 1997

Film/Fernsehen

  • Die Greiferin. Die Geschichte einer jüdischen Gestapo-Agentin Eine Dokumentation von Ferdinand Kroh. BRD. 1995. 43 Min.