Stock-im-Eisen (Wien)

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Der Stock im Eisen, Ecke Kärntner Straße und Graben

Der Stock-im-Eisen ist der mittlere Teil einer zweiwipfeligen Zwiesel­fichte aus dem Mittelalter, die über und über mit Nägeln beschlagen wurde. Man nennt solche Stämme auch Nagelbäume. Der Wiener Stock-im-Eisen ist der älteste noch erhaltene Nagelbaum, die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1533. Das Original steht heute noch in Wien, am Stock-im-Eisen-Platz 3, am Eck zwischen Graben und Kärntner Straße, dem sogenannten Palais Equitable.

Der Stamm ist 2,19 m hoch und steht auf einem Sockel aus tschechischem Hornblende-Granit. Die urkundliche Erwähnung von 1533 bezeichnet ihn als „Stock der im Eisen liegt“. Dies bezieht sich auf ein breites Eisenband in mittlerer Höhe mit der Attrappe eines Vorhängeschlosses. Das eingravierte „HB“ stammt vermutlich vom Hausbesitzer Hans Buettinger, der das Band 1575 erneuern ließ.

Geschichte

Der Wiener Stock-im-Eisen-Platz um 1895, im Hintergrund der Stephansdom
Zeichnung bei Bermann in Alt- und Neu-Wien (1880)

Die Fichte des späteren Stock-im-Eisen begann etwa um 1400 zu wachsen und wurde, wie Untersuchungen 1975 gezeigt haben, um das Jahr 1440 gefällt. Die Verjüngung in der Mitte des Stammes (er ist durch fünf Metallbänder gestützt) rührt von Axtschlägen her. Die Benagelung begann, als der Baum noch lebte (also vor 1440). 1548 befand er sich bereits an einem der Häuser am heutigen Stock-im-Eisen-Platz.

Ab 1715 fand eine Benagelung von Wandergesellen auf der Walz statt. Diese unterscheidet sich jedoch deutlich von der mittelalterlichen Benagelung. Auch in anderen Ländern ehemaligen Donaumonarchie und in Südosteuropa ist dieser Brauch bekannt, solche Nagelbäume finden sich in vielen Städten Ungarns und Rumäniens (Siebenbürgen).

Bedeutung der Benagelung

Der Grund für die Benagelung vor dem 18. Jahrhundert ist nicht bekannt. Die wahrscheinlichste Theorie für die mittelalterliche Benagelung ist der alte Brauch, in Kreuze, Bäume und sogar Felsen, Nägel zum Schutz oder zum Dank der Heilung von Krankheiten zu schlagen – als Votivgabe, ähnlich dem Brauch der Münzbrunnen oder Wunschbrunnen, in die man kleine Münzen wirft. Nägel waren im Mittelalter immerhin teures Gut, das man nicht achtlos vertat.

Der Brauch durchreisender Schmiede und Schmiedgesellen, sich mit einem Nagel zu verewigen, entstand erst im 18. Jahrhundert. Es gilt daher als unwahrscheinlich, dass es sich beim Stock-im-Eisen ursprünglich um einen Zunftbrauch gehandelt hat.

Sagen

Um den Stock im Eisen ranken sich einige Sagen, die vornehmlich aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen. Sie erzählen, dass der Teufel selbst den Stamm in Eisen gelegt habe oder dass es sich jedenfalls um ein „unaufschließbares Schloss“ handle. Das stimmt, insofern das Schloss nur eine Attrappe ist und daher tatsächlich keinem Schlüssel zugänglich ist. Nach einer anderen Sage schlug ein Dieb einen gestohlenen Nagel in den Baum, als er sich im Wald verlief. Zwar befand sich der Baum bis etwa 1440 außerhalb der Stadtmauern, diese Sage taucht aber erst im 17. Jahrhundert auf und ist daher vermutlich reine Erfindung.

Eine moderne Sage behauptet, dass der Stock-im-Eisen eine Replik sei und das Original – zumindest Teile davon – im Wien Museum zu sehen sind. Dies ist nicht korrekt, der Stamm wurde in neuerer Zeit weder zerteilt noch repliziert.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Stock im Eisen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 12′ 29″ N, 16° 22′ 18″ O