Stopfkolbenverfahren

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Stopfkolbenverfahren ist ein maschinelles Verfahren zur lagenweisen und hohlraumfreien Verdichtung von bindigen Bodenbaustoffen im Bohrloch. Das Verfahren wird bei späterer dynamischer Belastung des Baugrundes eingesetzt.

Dabei wird ein bindiger, verdichtungsfähiger Erdbaustoff in das Bohrloch durch Schütten eingebracht und lagenweise mit einem Stopfkolben verdichtet. Der Stopfkolben wird durch eine Schubkette angetrieben. Abhängig vom Durchmesser des Stopfkolbens und der Schubkraft der Schubkette wird auf diese Weise ein erheblicher Anpressdruck auf das zu verdichtende Erdbaumaterial ausgeübt.[1]

Die so entstandene lagenweise verdichtete Säule ist ein Dichtelement, welches ähnliche geotechnische Merkmale aufweist, wie der zuvor durchbohrte Baugrund.[2]

Einsatzgebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die lagenweise Herstellung einer verdichteten Verfüllung zu einem Dichtelement wird erforderlich, wenn der Baugrund durch eine Vielzahl von Sondierungsbohrungen gestört wird. Insbesondere in der Kampfmittelsondierung werden Bohrungen im engen Raster ausgeführt. Die Destabilisierung des Baugrundes wird nicht nur durch die Bohrung, sondern vor allem durch die Art der Verfüllung beeinflusst.[3]

Dynamische Kräfte v. a. durch rollenden Verkehr auf Schienen und Straßen und durch pulsartige Kräfte in Wasserstraßen durch Wellenbewegung und Schiffsschrauben können Setzungen des zur Verfüllung in das Bohrloch eingebauten Baustoffs bewirken. Die durch Stopfkolbenverdichtung erreichte Dichte und Steifigkeit reduziert die Gefahr der durch dynamische Belastung verursachten Setzung[4].

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rainer Dallwig: Entwicklung eines neuen Verfahrens für eine hohlraumfreie und dynamisch dauerhafte stabile Verfüllung von Bohrlöchern. In: Christian Moormann, Carola Vogt-Breyer (Hrsg.): Kolloquium Bauen in Boden und Fels, 2022. Band 13, Heft 1, Sonderdruck, Nr. 1. Narr Francke Attempto Verlag, Tübingen 2022, ISBN 978-3-8169-3545-2 (website-editor.net [PDF; abgerufen am 16. März 2023]).
  2. Rainer Dallwig: Neues Verfahren zur lagenweisen Verdichtung bindiger Baustoffe im Bohrloch. (PDF) In: bbr, technische Fachzeitschrift für Brunnen- und Leitungsbau, Ausgabe 01/2021, Sonderdruck. Januar 2021, abgerufen am 16. März 2023.
  3. Anne Heeling: Störung des Baugrundes durch Kampfmittelerkundungsbohrungen. In: Tagungsband 68. Deutsche Brunnenbauertage und BAW-Baugrundkolloquium. Bau-ABC Rostrup / Bad Zwischenahn, Bad Zwischenahn 2017, S. 101 ff. (baw.de [PDF]).
  4. Rainer Dallwig: Maschinelles Verfahren für eine hohlraumfreie, nicht-nachsackende und dynamisch dauerhaft stabile Verfüllung von Bohrlöchern. (PDF) In: 14. Fachtagung Kampfmittelbergung, unveröffentlichtes Manuskript, Dresden November 2022. November 2022, abgerufen am 20. März 2023.