Sumpfstrecke

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wasserhaltung im frühen Tiefbau.
Unten zu sehen die Sumpfstrecke

Die Sumpfstrecke, auch Wasserstrecke,[1] Sumpfort[2] oder einfach Sumpf genannt,[3] ist ein Grubenbau, der als Sammelraum für das anfallende Grubenwasser dient.[1] Gleichzeitig sollen sich Schmutzpartikel, die sich im Wasser befinden, hier absetzen können.[3] Die Sumpfstrecke wirkt außerdem als Reservoir für die Wasserhaltungsmaschinen.[1]

Grundlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Je nach Gebirge fallen in einem Bergwerk unterschiedlich große Mengen an Grubenwasser an.[2] Dieses Grubenwasser muss regelmäßig aus dem Bergwerk abgepumpt werden.[4] Zudem ist das Grubenwasser meistens durch kleines Gestein und Schmutzpartikel verunreinigt und somit trübe.[5] Wird die Wasserhaltung vernachlässigt oder kommt es zu einem plötzlichen Wassereinbruch, kann dies zum Absaufen der Grubenbaue führen. Damit die Hauptstrecken nicht durch das anfallende Grubenwasser absaufen, werden Sumpfstrecken für das Bergwerk angelegt.[6] Gleichzeitig dienen Sumpfstrecken als Puffer, damit die Wasserhaltungsmaschinen nicht ständig in Betrieb gehalten werden müssen.[2]

Dimensionierung und Aufgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sumpfstrecken werden unterhalb der tiefsten Sohlenstrecke angelegt.[6] Ihre Größe bzw. ihr Fassungsvermögen[ANM 1] ist davon abhängig, welche Bedeutung die Wasserhaltung für das jeweilige Bergwerk hat[ANM 2] und wie stark der Wasserzufluss in dem jeweiligen Bergwerk ist.[3] Bei Bergwerken mit mittleren Wasserzuflüssen und nur einer Wasserhaltung wird die Sumpfstrecke so dimensioniert, dass sie genügend Volumen für die innerhalb von 24 bis 48 Stunden anfallende Wassermenge des Bergwerks bietet.[4] Dies ist bei einem Ausfall der Wasserhaltungsmaschinen oder Reparaturen erforderlich, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.[2] Bei Bergwerken mit großen Wasserzuflüssen werden zusätzlich mehrere Wasserhaltungsmaschinen in Reserve gehalten.[4] Dort, wo es betrieblich erforderlich ist, werden mindestens zwei, manchmal auch mehrere Sumpfstrecken verwendet.[7] Um die Strecken voneinander trennen zu können, werden sie mit Türen versehen.[3] Da der auf der Sohle abgesetzte Schlamm in bestimmten Abständen entfernt werden muss, sind auch aus diesem Grund entweder zwei separate Sumpfstrecken oder eine, durch eine Scheidewand getrennte Sumpfstrecke erforderlich.[5] Oftmals werden den Sumpfstrecken auch Vorsumpfstrecken vorgeschaltet, die dann als Kläranlage dienen und in denen sich die im Grubenwasser befindlichen festen Bestandteile absetzen können. Das geklärte Wasser fließt von hier aus über einen Überlauf zur Sumpfstrecke.[3]

Historische Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abgedeckte Sumpfstrecke des Rischbachstollens in St.Ingbert

Im Harzer Bergbaurevier gab es Wasserstrecken (Tiefe Wasserstrecke), in die das Grubenwasser mehrerer Bergwerke oder Schächte geleitet wurde. Bei Clausthal wurde das Grubenwasser in der Tiefsten Wasserstrecke gesammelt und mit den Wassersäulenmaschinen, die sich am Marienschacht befanden, abgepumpt. Bei den Scharleyer Galmeigruben gab es Sumpfstrecken, die das Grubenwasser des ganzen Bergbaureviers aufnahmen. Von den Sumpfstrecken aus wurden die Wässer einer gemeinschaftlichen Anlage mit sehr starken Wasserhebemaschinen zugeführt.[1]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Gustav Köhler: Lehrbuch der Bergbaukunde. 2. Auflage, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1887
  2. a b c d Heinrich Veith: Deutsches Bergwörterbuch mit Belegen. Verlag von Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1871
  3. a b c d e Fritz Heise, Fritz Herbst: Lehrbuch der Bergbaukunde mit besonderer Berücksichtigung des Steinkohlenbergbaus. Erster Band, Fünfte vermehrte und verbesserte Auflage, Verlag von Julius Springer, Berlin 1932, S. 695–699.
  4. a b c Verein für die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund (Hrsg.): Die Entwickelung des Niederrheinisch-Westfälischen Steinkohlen-Bergbaues in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Band IV, Gewinnungsarbeiten - Wasserhaltung, Springer Verlag Berlin, Berlin 1902, S. 127–132.
  5. a b B. W. Boki, Gregor Panschin: Bergbaukunde. Kulturfond der DDR (Hrsg.), Verlag Technik Berlin, Berlin 1952, S. 576–578.
  6. a b Albert Serlo: Leitfaden der Bergbaukunde. Erster Band, Verlag von Julius Springer, Berlin 1884
  7. Carl Hellmut Fritzsche: Lehrbuch der Bergbaukunde mit besonderer Berücksichtigung des Steinkohlenbergbaus. Zweiter Band, 10. Auflage, Springer Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1962, S. 644–649.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. So hatten beispielsweise die Sumpfstrecken der Zeche Gneisenau ein Fassungsvermögen von 4000 Kubikmetern. (Quelle: Fritz Heise, Fritz Herbst: Lehrbuch der Bergbaukunde mit besonderer Berücksichtigung des Steinkohlenbergbaus.)
  2. Auf Erzbergwerken ist es oftmals so, dass aus Kostengründen keine große Sumpfstrecken aufgefahren werden und man ein kurzzeitiges Absaufen der sonstigen Strecken in Kauf nimmt, da es diesen Strecken wenig schadet, wenn sie kurzzeitig absaufen. Wichtig ist nur, dass die Wasserhaltungsmaschine vom Grubenwasser geschützt aufgestellt ist. (Quelle: Carl Hellmut Fritzsche: Lehrbuch der Bergbaukunde mit besonderer Berücksichtigung des Steinkohlenbergbaus.)