Séguédine

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Karte
Lage von Séguédine in Niger

Séguédine ist ein Dorf ist der Landgemeinde Djado in Niger.

Alternative Schreibweisen des Ortsnamens sind Seggedine, Siguédine und Siguidine, auf tuareg-berberisch Sǝggǝdǝm,[1] in deutschen Quellen auch Segedin oder – wissenschaftlich korrekt – SSigedim oder Siggedim.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Séguédine im Norden des Kaouar-Tals

Das von einem traditionellen Ortsvorsteher (chef traditionnel) geleitete Dorf ist eine kleine Oase im Kaouar-Tal nördlich der Wüste Ténéré im Nordosten Nigers. Séguédine liegt in 417 m Höhe an den östlichen Ausläufern des Zeugenbergs Pic Zoumri (576 m), etwa 166 km nördlich der Stadt Bilma. Das Dorf ist ein Ausgangspunkt für Reisen zu der 140 km nordwestlich gelegenen, mittelalterlichen Ruinenstadt Djado. Séguédine ist Teil des Ramsar-Gebiets Oasen des Kawar, eines 339.220 ha großen Feuchtgebiets von internationaler Bedeutung.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf ist ein archäologischer Fundort der altsteinzeitlichen Atérien-Kultur.[3]

Séguédine wird im 9. Jahrhundert in den Werken arabischer Schriftsteller erwähnt. Es war ein wichtiger Ort des Karawanenhandels an der Bornustraße, der wichtigsten Nord-Süd-Route durch die Sahara. Die Bewohner des Orts waren ursprünglich Kanuri, später kamen Tubu dazu beziehungsweise verdrängten die Kanuri. Das Dorf wurde im 18. Jahrhundert infolge von Raubzügen von Tuareg und Tubu zeitweilig verlassen. Die Franzosen erlitten in den 1920er Jahren Verluste, als sie die Tubu aus Séguédine vertrieben.

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Volkszählung 2012 hatte Séguédine 381 Einwohner, die in 83 Haushalten lebten.[4] Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 485 in 105 Haushalten[5] und bei der Volkszählung 1988 belief sich die Einwohnerzahl auf 188 in 58 Haushalten.[6]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den Sehenswürdigkeiten gehört eine zerstörte Festung.

Séguédine ist ein Hauptschauplatz im 1954 erschienenen Roman La vallée de sel von Louis Carl und Joseph Petit, in dem eine Familiengeschichte vom 18. Jahrhundert bis in die 1950er Jahre geschildert wird.[7]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Salzherstellung in Séguédine wurde 1941 wieder aufgenommen, als die Bewohner des Dorfes aus Emi Tchouma zurückkehrten. Sie erfolgt in gleicher Weise wie in Bilma und Fachi in Verdunstungsbecken. Das Salz von Séguédine ist von ausgezeichneter Qualität, dennoch ist die Produktion heute gering, denn der Ort ist für die Salzkarawanen zu abgelegen. Die Karawanen suchen lieber die näher entlang der südlichen Aïr-Bilma-Strecke gelegenen Salz-Oasen Fachi oder Bilma auf. Lediglich in Niger ein- oder durchreisende libysche LKW-Fahrer nehmen gelegentlich ein paar Säcke Datteln oder Salz mit. Den Einwohnern fehlen entsprechend Verdienst- und Tauschmöglichkeiten (Hirse gegen Salz und Datteln).

Das Dorf hat eine Schule, ein Gesundheitszentrum und eine Drogerie. Die Häuser sind überwiegend aus Lehmziegeln gebaut. Das nigrische Unterrichtsministerium richtete 1996 gemeinsam mit dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen zahlreiche Schulkantinen in von Ernährungsunsicherheit betroffenen Zonen ein, darunter eine für Nomadenkinder in Séguédine.[8]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Albert Le Rouvreur: Une oasis au Niger: le Djado. L’Harmattan, Paris 1999, ISBN 2-7384-7860-3 (französisch).
  • Knut S. Vikør: The oasis of salt. The history of Kawar, a Saharan centre of salt production. Centre for Middle Eastern and Islamic Studies, Bergen 1999 (englisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Karl-G. Prasse, Ghoubeïd Alojaly, Ghabdouane Mohamed: Dictionnaire Touareg – Français (Niger): M–Ž. Museum Tasculanum Press, Kopenhagen 2003, ISBN 87-7289-844-5, S. 705 (französisch).
  2. Oasis du Kawar. In: Ramsar Sites Information Service. Abgerufen am 5. Dezember 2021 (englisch).
  3. Boubé Gado, Abdoulaye Maga, Oumarou Amadou Idé: Rappel sur les faits préhistoriques et historiques de la zone Nord du Niger. In: Mamadou Moustapha Niang, Boubé Nagando, Seyni Seidou, Elizabeth Wangari (Hrsg.): Les pillages des sites culturels et naturels au Niger. UNESCO, Paris 2001, S. 106.
  4. Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique de la République du Niger, Juli 2014, S. 8, abgerufen am 7. August 2015 (französisch).
  5. Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR-Datei) Institut National de la Statistique, abgerufen am 8. November 2010 (französisch).
  6. Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S. 261 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
  7. Daniel Mignot, Jean-Dominique Pénel: Le Niger dans la littérature française. In: Marie-Clotilde Jacquey (Hrsg.): Littérature nigérienne (= Notre librairie. Nr. 107). CLEF, Paris 1991, S. 27 (französisch).
  8. Arrêté n°276/MEN/DAF/2445/IV du 21 octobre 1996, portant création de cantines scolaires en milieu nomade et transhumant. Ministère de l’Education Nationale, République du Niger, 21. Oktober 1996 (men.ne [abgerufen am 15. Dezember 2022]).

Koordinaten: 20° 12′ N, 12° 58′ O