Terravision

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Terravision, auch TerraVision, ist ein ab 1993 entwickelter interaktiver digitaler Globus der Berliner Agentur ART+COM, der das Bild der Erde als räumliches Organisationssystem für Information nutzt. Das Kunstprojekt wurde auf der ITU-Konferenz (International Telecommunications Union) in Kyoto Ende 1994 einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. 1995 wurde die Installation auf der SIGGRAPH in Mountain View (Kalifornien) vorgestellt.

Als Geo-Anwendung kombiniert Terravision Luftbilder, Satellitenaufnahmen und Höhendaten, durch die in Echtzeit navigiert werden kann. Ergänzend zur fotorealistischen Darstellung der Erde bietet das System eine Vielzahl von Informationen, wie beispielsweise Wetterdaten, Architekturmodelle oder Netzwerkrouten. Über drei Interface-Elemente kann man mit dem System interagieren: über den Earthtracker, einem physischen Globusmodel zur Steuerung der virtuellen Erde, über eine 3D-Maus, die den Flug über die Oberfläche ermöglicht, und über einen Touchscreen zur Interaktion mit dargestellten Objekten und Informationen. Die Nutzer bewegen sich frei und in Echtzeit über die fotorealistische virtuelle Erde: Von der Makrosicht aus dem All bis in die Mikrosicht können sie quasi auf die Erdoberfläche zufliegen, auf der zunächst Kontinente, dann Städte und schließlich hoch aufgelöste Architekturmodelle einzelner Gebäude sichtbar werden. Neben der räumlichen ist auch eine zeitliche Navigation möglich, bei der man sich mithilfe historischer Luftbilder durch die Zeit navigieren und so die Entwicklung eines Ortes nachvollziehen kann.

Alle zur Visualisierung benötigten Daten sind auf dezentralen Servern weltweit verteilt, durch ein Breitbandtestnetz verbunden und werden in Echtzeit geladen und dargestellt. Terravision ist somit ein frühes Beispiel eines kollaborativen Projektes, bei dem die Nutzer gemeinschaftlich zur Vervollständigung eines großen Bildes beitragen, in diesem Falle das der ganzen Erde.

Rechtsstreit mit Google

Für die Technologie wurde ART+COM in den USA ein Patent zugestanden. Die Veröffentlichung der Software Google Earth im Jahre 2001 führte zu einem Rechtsstreit in den USA (2014–2017), der schließlich zu Gunsten von Google entschieden wurde. Die Story dieses Rechtsstreits wurde 2021 von Netflix als Miniserie unter dem Titel The Billion Dollar Code verfilmt.[1] Dazu hatten die Macher im Vorfeld intensive Gespräche mit beteiligten Entwicklern von ART+COM geführt, woraus zusätzlich eine halbstündige Featurette Making The Billion Dollar Code entstanden ist.[2]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vanessa Schneider: Netflix-Serie: „The Billion Dollar Code", SWR2, abgerufen am 9. Oktober 2021.
  2. Making The Billion Dollar Code. In: Netflix Official Site. Abgerufen am 11. Oktober 2021 (englisch).