Thomas Lutz

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Vortrag im United States Holocaust Memorial Museum, 2004; Foto: Patricia Heberer.

Thomas Lutz (* 1957 in Darmstadt) hat nach dem Abitur 1975 an der Paul-Gerhard Schule in Laubach (Oberhessen) in Marburg bis 1981 Geschichte, Politische Wissenschaft und Sport studiert und 1983 das Zweite Staatsexamen für das Lehramt an höheren Schulen in Bensheim abgelegt. Er ist heute als Leiter des Gedenkstättenreferats der Stiftung Topographie des Terrors, Berlin, tätig.

Leben

An Stelle des Ersatzdienstes betreute er 1983 für die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V. (ASF) Besuchergruppen in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Seit 1984 hat er vom Berliner Büro der ASF aus das Gedenkstättenreferat aufgebaut, das mit Hilfe des GedenkstättenRundbriefs, regelmäßig durchgeführter Seminare, einer Homepage im Internet und individueller Beratungstätigkeiten die Arbeit von Gedenkstätten, mit Schwerpunkt derjenigen, die sich um eine Anerkennung und Dokumentation der NS-Opfer bemühen, koordiniert. Zu seinem Aufgabengebiet gehört auch die Beratung von Regierungen und Parlamenten ebenso wie Nichtregierungsorganisationen und eine sehr vielfältige Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. In gleicher Funktion arbeitet er seit 1993 für die Stiftung Topographie des Terrors.

Lutz ist Vorsitzender des internationalen Beirats der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, des wissenschaftlichen Beirats der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt und Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der KZ-Gedenkstätten in Deutschland. Vom Bundesbeauftragen für Kultur und Medien der Bundesregierung ist er in das Expertengremium zur Beratung bei der Mittelvergabe im Rahmen des Bundesgedenkstättenfonds berufen worden. Auf internationaler Ebene hat er den International Council for Memorial Museums for Victims of Public Crimes (IC MEMO) als internationales Komitee des Weltmuseumsrates (International Council of Museums) im Jahr 2001 in Barcelona mitgegründet und war sechs Jahre lang dessen Vizepräsident. Seit 2000 ist er einer der deutschen Delgierten in der Task Force for International Cooperation on Holocaust Education, Remembrance and Research (ITF), in der z.Zt. 24 Staaten zusammenarbeiten. Er war Gründungsvorsitzender der Memorials and Museums Working Group der ITF. Als Teilnehmer am Internationalen Forum Mauthausen berät er das österreichische Innenministerium bei der Neugestaltung der Gedenkstätte. Thomas Lutz ist Kuratoriumsmitglied der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V.

Seine Dissertation hat er über die Entwicklung der durch das Bundesgedenkstättenkonzept seit 2000 geförderten neuen Dauerausausstellungen in Gedenkstätten für NS-Opfer geschrieben und dabei museologische Entwicklungen und die darauf aufbauende Bildungsarbeit untersucht (Prof. Hanns-Fred Rathenow, Technische Universität Berlin, Fakultät I und Prof. Dr. Volkhard Knigge, Friedrich-Schiller-Universität Jena).

Schwerpunkt seiner historischen Forschung ist die Geschichte des 20. Jahrhunderts in Deutschland, konzentriert auf die Entstehungsbedingungen und Geschichte des Nationalsozialismus (NS) und der in dieser Zeit auch im von Deutschland besetzten Europa begangenen Staatsverbrechen. Ausgehend davon haben die Rezeption des Nationalsozialismus, die Geschichte der Entschädigung der Opfer, die gesellschaftspolitische und museologische Entwicklung von Gedenkstätten seine berufliche Auseinandersetzung in den letzten 25 Jahren geprägt. Als Pädagoge hat er sich durch praktische Erfahrungen und in theoretischen Analysen mit der Gedenkstättenpädagogik im Vergleich zur Bildung in Schulen sowie Museum und der Menschenrechtspädagogik auseinandergesetzt. Zu seinem Verständnis der Geschichte des NS zählen zumindest Grundkenntnisse in der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Zudem hat er zu Entstehungsbedingungen von demokratischen Gesellschaften nach dem Ende der Diktaturen in verschiedenen Ländern und der Rolle der Erinnerungskultur und Gedenkorte in diesem gesellschaftpolitischen Prozess gearbeitet, u.a. Argentinien, DDR/Neue Bundesländer, Ruanda, Südafrika, Südkorea.

Publikationen

Neben der Herausgabe des Gedenkstättenrundbriefs, der sechs Mal pro Jahr erscheint, und der Betreuung des Online-Gedenkstättenforums mit einer täglichen Presseschau hat er zahlreiche Bücher und Aufsätze veröffentlicht.

Literatur

  • Thomas Lutz: Zwischen Vermittlungsanspruch und emotionaler Wahrnehmung. Die Gestaltung neuer Dauerausstellungen in Gedenkstätten für NS-Opfer in Deutschland und deren Bildungsanspruch Technische Universität Berlin: Berlin, 2009.[1]
  • Dietmar Sedlaczek, Thomas Lutz, Ulrike Puvogel, Ingrid Tomkowiak (Hg.): „minderwertig“ und „asozial“. Stationen der Verfolgung gesellschaftlicher Außenseiter Chronos Verlag: Zürich 2005, ISBN 978-30-3400-716-0.
  • Verena Radkau, Eduard Fuchs, Thomas Lutz (Hg.): Genozide und staatliche Gewaltverbrechen im 20. Jahrhundert Studien Verlag: Innsbruck, Wien, München, Bozen 2004, ISBN 978-37-0654-060-5.

Einzelnachweise

  1. Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Digitales Repositorium. bei opus.kobv.de, 28. Mai 2010.