Tqibuli
Tqibuli ტყიბული | ||
Staat: | Georgien | |
Region: | Imeretien | |
Munizipalität: | Tqibuli | |
Koordinaten: | 42° 21′ N, 43° 0′ O | |
Höhe: | 700 m. ü. M. | |
Einwohner: | 16.800 (2009) | |
Zeitzone: | Georgian Time (UTC+4) | |
Gemeindeart: | Stadt | |
Tqibuli (georgisch ტყიბული; deutsch auch Tkibuli, abgeleitet von der russischen Schreibweise) ist eine Stadt im zentralen Teil Georgiens, in der Region Imeretien. Sie ist Verwaltungssitz der gleichnamigen Munizipalität Tqibuli und hat etwa 16.800 Einwohner (2009).[1]
Lage
Die Stadt liegt etwa 160 Kilometer Luftlinie nordwestlich der Landeshauptstadt Tiflis und 25 Kilometer nordöstlich der Regionshauptstadt Kutaissi. Sie erstreckt sich über mehrere Kilometer im engen Tal des gleichnamigen Flusses Tqibuli (im Unterlauf Dsewri), eines rechten Nebenflusses des rechten Rioni-Zuflusses Qwirila. Nördlich wird die Stadt in einem Halbrund vom knapp 1500 m hohen Nakerala-Kamm umschlossen, wie dieser Abschnitt des Ratscha-Bergzuges genannt wird, der Imeretien hier von der historischen Provinz Ratscha, Teil der heutigen Region Ratscha-Letschchumi und Niederswanetien, trennt.
Geschichte
1845 wurden beim Dorf Tkwibuli (russisch Тквибули), wie der Ort bis die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts bezeichnet wurde, Steinkohlenvorkommen entdeckt. Deren Ausbeutung im industriellen Maßstab begann jedoch erst nach der Heranführung einer Eisenbahnstrecke von Kutaissi 1887. Eine Brikettfabrik entstand, und 1897 wurden 1.288.000 Pud (etwa 20.000 Tonnen) Kohle gefördert.[2]
In der sowjetischen Periode wurde die Steinkohlenförderung erheblich ausgebaut. Die Einwohnerzahl des Orts vervielfachte sich; er erhielt zunächst den Status einer Siedlung städtischen Typs und 1939 die Stadtrechte.[3] Von 1945 bis 1949 befand sich in der Stadt das Kriegsgefangenenlager 518 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs mit bis zu 7600 Insassen in mehreren Zweiglagern. Sie wurden vorwiegend im Kohlebergbau und der Bauwirtschaft eingesetzt.[4] In dieser Zeit wurde auch die Bahnstrecke nach Tqibuli elektrifiziert, um die kontinuierliche Kohleversorgung des großen, in Rustawi im Osten Georgiens neu errichteten Stahlwerks zu sichern.
Die Wirtschaftskrise der 1990er-Jahre nach dem Zerfall der Sowjetunion, einhergehend mit dem Niedergang des Kohlebergbaus, resultierte in einem Rückgang der Einwohnerzahl Tqibulis um ein Drittel.
- Einwohnerentwicklung
Jahr | Einwohner |
---|---|
1897 | 800 |
1959 | 22.702 |
1970 | 23.153 |
1979 | 21.821 |
1989 | 21.867 |
2002 | 14.454 |
2009 | 16.800 |
Anmerkung: 1897–2002 Volkszählungsdaten (1897 gerundet), 2009 Berechnung
Wirtschaft und Infrastruktur
Neben dem Kohlebergbau gibt es Betriebe der Lebensmittelindustrie (Tee) sowie der Bau- und Forstwirtschaft. Südlich der Stadt ist der Tqibuli-Fluss zum Tqibuli-Stausee angestaut, an dem seit 1956 das Tqibuli- oder Dsewrula-Wasserkraftwerk mit einer Leistung von 80 Megawatt in Betrieb ist. Jenseits des Nakerala-Kammes liegt am nach Norden zum Rioni fließenden Schaori ein weiterer, gleichnamiger Stausee, dessen Wasser jedoch durch einen Stollen unter dem Gebirgskamm in das Tal des Tqibuli geleitet wird. Dort treibt es am Nordrand der Stadt Tqibuli das Schaori-Wasserkraftwerk mit einer Leistung von 38 Megawatt an, das 1955 in Betrieb ging. Beide Kraftwerke werden heute von Energo-Pro Georgia betrieben, das zum tschechischen Unternehmen Energo-Pro gehört.[5]
Tqibuli ist Endpunkt einer 49 Kilometer langen Eisenbahnstrecke, die bei der Stationi Rioni in einem südlichen Vorort von Kutaissi von der Strecke Tiflis – Poti abzweigt. Sie wurde bereits 1887[6] eröffnet und zwischen 1946 und 1948 mit 3000 Volt Gleichstrom elektrifiziert.[7] Auf dem Gebiet der Stadt liegen die Bahnhöfe Tqibuli I und Tqibuli II.
Straßenverbindung besteht in südwestlicher Richtung nach Kutaissi sowie nach Süden durch das Tal des Tqibuli. Die Straße führt weiter nach Norden über den 1218 m hohen Nakerala-Pass über den Ratscha-Gebirgszug in die per Straße 42 km (Luftlinie 25 km) entfernte Hauptstadt der Region Ratscha-Letschchumi und Niederswanetien Ambrolauri, wo die Ossetischen Heerstraße durch das obere Rioni-Tal erreicht wird.
Söhne und Töchter des Ortes
- Kachi Kawsadse (* 1935), Theater- und Filmschauspieler
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Statistical Yearbook of Georgia 2009 (ZIP; 1,1 MB) (englisch, georgisch)
- ↑ Tkwibuli im Brockhaus-Efron (russisch)
- ↑ Artikel Tkibuli in der Großen Sowjetischen Enzyklopädie (BSE), 3. Auflage 1969–1978 (russisch)
- ↑ Orte des Gewahrsams von deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion (1941-1956) : Findbuch. Stiftung Sächsische Gedenkstätte, Dresden 2010, ISBN 978-3-934382-22-0, S. 22.
- ↑ Website von Energo-Pro Georgia (englisch, georgisch)
- ↑ Istorija železnodorožnogo transporta Rossii. Tom 1 (1836–1917 gg.). PGUPS, Sankt Petersburg 1994, ISBN 5-85952-005-0 (Geschichte des Eisenbahnverkehrs Russlands. Band 1 (1836–1917); russisch).
- ↑ G. Afonina: Kratkie svedenija o razvitii otečestvennych železnych dorog s 1838 po 1990 g. MPS, Moskau 1995 (Kurze Angaben zur Entwicklung der vaterländischen Eisenbahnen von 1838 bis 1990; russisch).