Transitus Mariae

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Heimgang der Gottesmutter, Wandteppich in der Pfarrkirche Notre-Dame (Beaune)

Der Transitus Mariae ist eine Gruppe frühchristlicher Schriften über das Sterben der Gottesmutter Maria und ihre leibliche Aufnahme in den Himmel. Sie werden meist zu den jüngeren Apokryphen des Neuen Testaments gerechnet, weisen aber auch Elemente der Hymnographie, Hagiographie und Homilienliteratur auf.

Geschichte

Die Datierung der Werkgruppe ist umstritten. Traditionellerweise wird die ursprüngliche Schrift in die Zeit zwischen dem 4. und dem 6. Jahrhundert datiert; damit könnte sie im Zusammenhang und in Folge der dogmatischen Auseinandersetzungen der ersten Konzilien entstanden sein. Einige Wissenschaftler datieren das Werk in seinen ersten Fassungen dagegen ins 2./3. Jahrhundert. In der Einleitung zu seinem Transitus Mariae schreibt zum Beispiel ein Pseudo-Melito, dass bereits Leucius, ein Schüler des Apostels Johannes, einen solchen Text verfasst habe. Diese Behauptung ist aber sehr umstritten, unter anderem da der spätere Autor, der sich als Melito ausgab, seine eigene Schrift in die Zeit des Johannes zu datieren versuchte, obwohl Melito erst im späteren 2. Jahrhundert lebte.

Rezeption

In letzter Zeit wurden die Transitus-Mariae-Schriften mehrfach analysiert. Man kennt heute etwa 20 Fassungen des Transitus Mariae, die zum Teil stark variieren und eine Rekonstruktion der „Urfassung“ der Schrift kaum ermöglichen. Allen Varianten gemeinsam sind folgende Inhalte: Maria liegt im Sterben und ein Engel überbringt die Botschaft vom bevorstehenden Tode an die Apostel, woraufhin die Apostel auf wunderbare Weise am Totenbett Mariens erscheinen. In den Einzelheiten bestehen jedoch starke Unterschiede, die unter anderem verschiedene dogmatische Hintergründe und Ansichten widerspiegeln. So behandeln einige Texte lediglich einen natürlichen Tod Marias, während andere auch ihren tatsächlichen Transitus, also die leibliche Aufnahme in den Himmel, enthalten. Der Wert der Transitus-Mariae-Literatur als historische Quelle für den Tod Mariens ist daher insgesamt eher klein. Eine besondere Wichtigkeit kommt dem Transitus Mariae jedoch als Zeitzeugnis für die Verehrung Mariens in der Entstehungszeit der Texte sowie für die spätere christliche Ikonographie des ‚Heimgangs Mariens bzw. ihrer Entschlafung‘ zu.

Die Entstehungszeit der einzelnen Versionen und ihre Beziehungen zueinander werden sehr uneinheitlich angegeben. Unter anderem wurde die Ansicht vertreten, dass ein griechisches Manuskript in der Vatikanischen Bibliothek dem Original am nächsten kommen soll.

Siehe auch

Ausgaben

  • Apocrypha Syriaca. The Protevangelium Jacobi and Transitus Mariae. Edited and translated by Agnes Smith Lewis (= Studia Sinaitica. Nummer 11). C. J. Clay & Sons, London 1902 (englische Übersetzung einer Version ab S. 12; online).
  • Victor Arras (Hrsg.): De Transitu Mariae apocrypha Aethiopice (= Corpus scriptorum Christianorum Orientalium. Bände 342–343 und 351–352. / Scriptores Aethiopici. Bände 66–69). Secrét. du CorpusSCO, Louvain 1973–1974.

Literatur

  • Hans Förster: Der Transitus Mariae. In: Christoph Markschies, Jens Schröter (Hrsg.): Antike christliche Apokryphen in deutscher Übersetzung. 7. Auflage, I. Band: Evangelien und Verwandtes. Teilband 1, Mohr Siebeck, Tübingen 2012, ISBN 978-3-16-149951-7, S. 299–307 (Einleitung S. 299–301).
  • Hans Förster (Hrsg.): Transitus Mariae. Beiträge zur koptischen Überlieferung. Mit einer Edition von P. Vindob. K 7589, Cambridge Add 1876 8 und Paris BN Copte 12917 f. 28 und 29 (= Die Griechischen Christlichen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte. Neue Folge, Band 14 / Neutestamentliche Apokryphen. Band II). Walter de Gruyter, Berlin/New York 2006, ISBN 978-3-11-018227-9.
  • Simon Claude Mimouni: Dormition et assomption de Marie. Histoire des traditions anciennes (= Théologie historique. Band 98). Beauchesne, Paris 1995, ISBN 2-7010-1320-8.