Ulrike von Levetzow

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Ulrike von Levetzow. Anonymes Pastellgemälde, 1821

Theodore Ulrike Sophie von Levetzow (* 4. Februar 1804 in Löbnitz[1]; † 13. November 1899 auf Schloss Trziblitz in Böhmen) war die letzte Liebe des deutschen Dichters Johann Wolfgang von Goethe.

Leben

Die älteste Tochter des mecklenburg-schwerinischen Kammerherrn und späteren Hofmarschalls Joachim Otto Ulrich von Levetzow und Amalie von Brösigke wurde nach früher Scheidung der Eltern und Wiederverheiratung der Mutter in einem französischen Pensionat erzogen. Ihr folgten die Geschwister Amélie und (aus der zweiten Ehe der Mutter) Bertha von Levetzow.

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) verliebte sich 1821 während eines längeren Kuraufenthaltes im mondänen Marienbad in die erst Siebzehnjährige. Zum letzten Mal in seinem Leben verspürte er „eine große Leidenschaft“. Auslöser dafür war mit einiger Gewissheit auch sein Wunsch, die starken Affekte seiner Jugend wieder zu erlangen. Goethe setzte sich zeitlebens nicht ausreichend mit Endlichkeit und Tod auseinander, die Sterblichkeit des Menschen - und damit auch seine eigene - wurden von ihm verdrängt. Dies zeigt sich besonders plakativ darin, dass er selbst den Tod ihm nahestehender Personen schlicht nicht zur Kenntnis nahm.

Ulrike und Bertha von Levetzow. Aquarell von Marie Krafft, Goethe-Nationalmuseum Weimar, 1932

Somit lässt sich das Ansinnen, als über Siebzigjähriger mit einer fast noch Jugendlichen eine Liebesbeziehung einzugehen, als Versuch der Flucht vor Alter und Tod deuten. Bei einem Zusammentreffen zwei Jahre später (1823) veranlasste Goethe Großherzog Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach (1757 - 1828), in seinem Namen um die Neunzehnjährige zu werben.

Seinen Schmerz über die Abweisung des Heiratsantrags drückte Goethe in seiner „Marienbader Elegie“ aus, mit deren Niederschrift er bereits im September 1823 während der Abreise von Böhmen nach Thüringen begann und von deren Existenz Ulrike von Levetzow erst nach Goethes Tod erfuhr. Goethe trug in sein Tagebuch am 19. September 1823 ein: „Die Abschrift des Gedichts vollendet.“ Der „Elegie“ stellte er das dem Tasso entlehnte Motto voran: „Und wenn der Mensch in seiner Qual verstummt / Gab mir ein Gott zu sagen was ich leide.“

Ulrike von Levetzow gab später in ihren kurzen „Erinnerungen an Goethe“ an, dass sie „gar keine Lust zu heiraten“ verspürt habe, und tatsächlich blieb sie bis zu ihrem Lebensende unverheiratet. Dass ihr ein Liebesverhältnis zu Goethe nachgesagt wurde, ärgerte sie, und sie wies es deutlich zurück. Demnach habe sie Goethe bloß „wie einen Vater“ lieb gehabt.

Sie starb im hohen Alter von fünfundneunzig Jahren als Stiftsfräulein vom Heiligen Grabe auf einem großen Gut, das sie von ihrem Stiefvater geerbt hatte.

Quellen

  1. Der in vielen Publikationen angegebene Geburtsort Leipzig ist wahrscheinlich nicht richtig. Aus dem Taufregister geht hervor, dass Ulrike von Levetzow in Löbnitz - heute ein Stadtteil von Groitzsch - geboren wurde.


Literatur

  • Keine Liebschaft war es nicht. Hg. von Jochen Klauß. Manesse, Stuttgart/Zürich 1997, ISBN 3-7175-8224-0
  • Friedemann Bedürftig: Die lieblichste der lieblichsten Gestalten. Ulrike von Levetzow und Goethe. Rowohlt Verlag, Reinbek 2005, ISBN 3-499-23849-7
  • Dagmar von Gersdorff: Goethes späte Liebe. Die Geschichte der Ulrike von Levetzow. Insel Verlag, Frankfurt am Main, 2005, ISBN 3-458-19265-4
  • Astrid Seele: Frauen um Goethe. Rowohlt, Reinbek 2000, ISBN 3-499-50636-X