Vordere Reichskreise

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Karte der Reichskreise nach der Reichsreform Maximlilians I. Die Vorderen Reichskreise sind rot umrandet, die nur teilweise als Vordere Reichskreise gezählten Kreise rot gestrichelt umrandet.

Die Vorderen Reichskreise wurden die Reichskreise genannt, die im Westen des Heiligen Römischen Reichs lagen. Sie waren wegen ihrer Lage entlang der Reichsgrenze gegen Frankreich stets gefährdet und hatten vor allem in der Zeit der Expansionsbestrebungen Ludwigs XIV. ein besonderes Sicherheitsbedürfnis. Daher bildeten sie mehrmals – in unterschiedlichen Zusammensetzungen – lose Kreisassoziationen zur gemeinsamen Verteidigung.

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während des Pfälzischen Erbfolgekrieges erwiesen sich die Institutionen des Reiches und insbesondere der Reichstag als handlungsunfähig. Auch die Reichskriegsverfassung von 1681/82 erschien als nicht sehr effektiv. Insbesondere auf Initiative von Ludwig Wilhelm von Baden schlossen sich am 23. Januar 1697 in Frankfurt am Main der Fränkische, der Kurrheinische, der Oberrheinische, der Schwäbische und der Westfälische Reichskreis zu einer Verteidigungsassoziation zusammen („Frankfurter Assoziation“). Der Bayerische Reichskreis hatte sich kurz vor der Unterzeichnung von diesem Bündnis zurückgezogen.

Alle Mitglieder sagten zu, sowohl im Krieg als auch im Frieden ihre Truppen bereitzuhalten. Man verabredete die Aufstellung einer Reichsarmee, die im Frieden 40.000 und in Kriegszeiten 60.000 Mann umfassen sollte.

Mit der Schaffung eines stehenden Heeres auf regionaler Basis ging die Assoziation über die vielfach nicht beachteten Bestimmungen der Reichskriegsverfassung hinaus. Letztlich konnte das Bündnis notfalls auch unabhängig vom Kaiser und dem Reichstag handeln.

Dennoch wurde der Zusammenschluss von Leopold I. wohlwollend betrachtet. Das Bündnis stellte sich ausdrücklich unter die kaiserliche Oberaufsicht.

Allerdings konnte das Bündnis nichts an dem Grundproblem ändern, dass die großen, armierten Reichsstände kaum bereit waren, ihre Truppen der jeweiligen Kreisarmee anzugliedern. Insofern blieb die tatsächliche Bedeutung des Bündnisses begrenzt.[1]

Mitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den Vorderen Reichskreisen zählten

In der Forschung werden teilweise auch folgende Kreise zu den Vorderen Reichskreisen gezählt:

Die beiden letzteren spielten wegen ihrer von Frankreich weiter entfernten Lage und wegen ihrer inneren Struktur oftmals eine zurückhaltendere Rolle, während die anderen Vorderen Reichskreise bei ihren Verteidigungsbemühungen sehr aktiv waren. Dies gilt vor allem für den Schwäbischen und den Fränkischen Reichskreis, die aus besonders vielen kleineren Kreisständen bestanden.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Michael Kotulla: Deutsche Verfassungsgeschichte. Vom Alten Reich bis Weimar. Berlin/Hamburg, 2008 S. 140–141

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ruth Gebauer: Die Außenpolitik des Schwäbischen Kreises vor Ausbruch des Spanischen Erbfolgekrieges. Heidelberg 1966.
  • Max Plassmann: Die Assoziation der Vorderen Reichskreise vor Beginn des Spanischen Erbfolgekrieges. On: ZGO 149 (2001), S. 133–162.
  • Max Plassmann: Die Kriegsführung der Vorderen Reichskreise im Pfälzischen und Spanischen Erbfolgekrieg. In: Wolfgang Wüst (Hrsg.): Reichskreis und Territorium. Die Herrschaft über der Herrschaft? Supraterritoriale Tendenzen in Politik, Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft. Ein Vergleich süddeutscher Reichskreise. Stuttgart 2000, S. 89–109.
  • Max Plassmann: Krieg und Defension am Oberrhein. Die Vorderen Reichskreise und Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden 1693–1706. (=Historische Forschungen 66), Berlin 2000.