Wahnsinn (1919)

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Film
Titel Wahnsinn
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1919
Länge 1662 Meter, nach Zensur 1482 Meter / 18 BpS, 72 Minuten
Stab
Regie Conrad Veidt
Drehbuch Margarete Lindau-Schulz,
Hermann Fellner
Produktion Conrad Veidt für Veidt-Film Berlin
Kamera Carl Hoffmann,
Karl Freund (fraglich)
Besetzung

Wahnsinn ist ein deutsches Stummfilmdrama, das Conrad Veidt 1919 nach einem Drehbuch von Margarete Lindau-Schulz und Hermann Fellner im Zoo-Atelier Berlin[1] für seine eigene Produktionsfirma Veidt-Film Berlin realisierte. Vorlage war eine Erzählung des Autors Kurt Münzer, welcher literaturgeschichtlich dem Magischen Realismus zuzuordnen ist.[2]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veidt selbst spielte den Bankier Lorenzen, außerdem wirkten Reinhold Schünzel, Gussy Holl und die Tänzerin Grit Hegesa mit. Carl Hoffmann fotografierte die unheimliche Handlung. Möglicherweise war es auch Karl Freund. Die Filmbauten schuf Willi A. Herrmann.

Der Film wurde mit erheblichem künstlerischem Werbeaufwand angekündigt und erlebte seine Uraufführung in Berlin am 15. Oktober 1919 im repräsentativen Lichtspielpalast Marmorhaus am Kurfürstendamm.[3]

Wahnsinn lag zweimal der Zensur vor: Die Polizei in Berlin erteilte 1919 unter der Nr. 43–414 dem 5 Akte und 1662 Meter langen Streifen Jugendverbot. Auch die Reichs-Filmzensur hielt 1921 unter der Nr. 4281 gegenüber der Verleihfirma Uckerfilm Berlin das Jugendverbot trotz der Kürzung auf 1482 Meter aufrecht.

Der Film, der noch vor Das Cabinet des Dr. Caligari (Uraufführung am 27. Februar 1920) herauskam, gilt heute als verschollen.[4]

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bankier Lorenzen erfährt, dass seine Geliebte Marion und sein Prokurist Jörges ihn betrügen. Er erleidet einen Nervenzusammenbruch, und sein Arzt rät ihm, auf Reisen zu gehen, damit er auf andere Gedanken komme. Eine Zigeunerin, der er unterwegs begegnet, weissagt ihm, er werde eine Truhe finden, die ihm das höchste Glück, aber auch den Tod bringen werde. Wie im Wahn sucht er nach der Truhe. In seinen Visionen erscheint sie ihm, zusammen mit einem schönen jungen Mädchen. In einem Trödelladen findet er tatsächlich die Truhe, die sich aber nicht öffnen lässt. Von einem jungen Händler, der die Züge des Mädchens aus den Visionen trägt, erwirbt er einen geheimnisvollen Schlüssel, mit welchem es ihm, als er wieder daheim ist, gelingt, die Truhe zu öffnen. Marion, die von Jörges zur Prostitution gezwungen wurde, kommt zurück zu Lorenzen, aber der erkennt sie in seinem Wahn nicht mehr. Jörges ist hinter Marion her und sperrt Lorenzen, um ihn auszuschalten, in die Truhe. Das Schloss schnappt zu und ist nicht mehr zu öffnen, so dass Lorenzen erstickt. Die Prophezeiung der Zigeunerin hat sich erfüllt.[5]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine ganz im Stile des Expressionismus abgefasste Beschreibung veröffentlichte die Erste Internationale Film-Zeitung (Berlin) am 11. Oktober 1919 im Band 13, No. 40, auf S. 50–51.

Der Film wurde außerdem in der Morgenausgabe des Berliner Tageblatts, Band 48, Nummer 494 vom 19. Oktober 1919 (Verfasser anonym), im Film-Kurier (Berlin) Band 1, Nummer 116 vom 19. Oktober 1919, S. 1 von J. Brandt, und in Der Film (Berlin) Band 4, Nummer 42, ebenfalls vom 19. Oktober 1919 auf den Seiten 46 und 54 von Fritz Podehl besprochen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wheeler Winston Dixon: A History of Horror. Rutgers University Press, 2010, ISBN 978-0-8135-5039-8, S. 11.
  • Peter Hutchings: The A to Z of Horror Cinema. Scarecrow Press, Lanham, Maryland 2009.
  • Christian Rogowski (Hrsg.): The Many Faces of Weimar Cinema: Rediscovering Germany's Filmic Legacy (Screen cultures: German film and the visual). Camden House, 2010, ISBN 978-1-57113-429-5, S. 3, 13, 17, 26, 104, 109, 115, 119, 25, 34,136, 143, 150 ff.
  • Gerd-Peter Rutz: Darstellungen von Film in literarischen Fiktionen der zwanziger und dreissiger Jahre (= Beiträge zur Medienästhetik und Mediengeschichte. Band 8). LIT-Verlag, Münster 2000, ISBN 3-8258-4342-4, S. 155–159.
  • John T. Soister: Conrad Veidt on Screen: A Comprehensive Illustrated Filmography. McFarland & Company Pub., 2009, ISBN 978-0-7864-4511-0.
  • Friedrich v. Zglinicki: Der Weg des Films. Die Geschichte der Kinematographie und ihrer Vorläufer. Rembrandt Verlag, Berlin 1956.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise, Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. vgl. Zglinicki S. 349 f. und http://www.cinegraph.de/etc/ateliers/zoo.html
  2. vgl. Der Ladenprinz. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 20. September 2016.
  3. eröffnet 1913, vgl. Kellerhoff 15. Januar 2013: „Das prächtigste Kino der Reichshauptstadt eröffnet, das Marmorhaus am Kurfürstendamm Nr. 236, genau gegenüber der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Die namengebende Fassade ist nur eine der Attraktionen des Luxus-Filmtheaters. Ebenso spektakulär sind die expressionistischen Wand- und Deckendekorationen im Zuschauerraum und die zehnteilige, hintergrundbeleuchtete Glasdecke im Foyer.“, Zglinicki S. 437 f. und museumsportal (Online (Memento des Originals vom 28. November 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.museumsportal-berlin.de)
  4. vgl. Filmografie bei conradveidt.de
  5. Laut Filmportal