Wahnwegen-Formation

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Lithostratigraphische Gliederung des Permokarbon des Saar-Nahe-Beckens, Abkürzungen: O. = Obere, M. = Mittlere, U. = Untere, Subgr. = Subgruppe, Nierst.-F. = Nierstein-Formation

Die Wahnwegen-Formation ist in der Erdgeschichte eine lithostratigraphische Gesteinseinheit des Rotliegend des Saar-Nahe-Beckens. Sie folgt auf die Altenglan-Formation und wird von der Quirnbach-Formation überlagert. Nach biostratigraphischen Daten liegt in der Wahnwegen-Formation die chronostratigraphische Grenze Karbon/Perm.[1]

Namengebung und Begriffsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wahnwegen-Formation ist nach dem Ort Wahnwegen im Landkreis Kusel in Rheinland-Pfalz benannt. Der Name wurde bereits 1910 von Ludwig von Ammon und Otto Maria Reis als „Wahnweger Stufe“ in der Literatur verwendet.[2] 1914 änderte Paul Kessler den Namen in „Wahnweger Schichten“ um.[3] Karl Stapf änderte den Begriff 1990 wiederum in Angleichung an die Richtlinien für Lithostratigraphie[4] in Wahnwegen-Formation um.[5]

Definition, Korrelation und Alter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wahnwegen-Formation besteht im unteren Teil überwiegend aus roten Sandsteinen und Konglomeraten, ansonsten aus roten, seltener auch grauen Tonsteinen, Feinsiltsteinen und Karbonatkonkretionen. Selten sind auch graue Tonsteine und Feinsandsteine sowie lokal auch Kalksteinbänke, ein Tuff (Wetschert-Tuff) und ein Kohleflöz eingeschaltet. Die Mächtigkeit beträgt 120 bis 230 m, an der Typlokalität bei Wahnwegen 220 m. Die Untergrenze zur Altenglan-Formation bildet ein Farbwechsel in den Tonsteinen von grau nach rot. Die Obergrenze wird von der Basis des Wahnweger Grenzkonglomerats gebildet. Die wichtigsten Leitbänke[6] innerhalb der Wahnwegen-Formation sind:

  • Grenzkonglomerat
  • Nerzweiler-Bank
  • Rammelsbach-Kohlenflöz
  • Wetschert-Tuff
  • Aschbach-Bank

Innerhalb der Wahnwegen-Formation liegt vermutlich die chronostratigraphische Grenze Karbon/Perm.[1][7]

Ablagerungsraum und Fossilien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der untere Teil wurde in einem verzweigten Fluss, die höheren Teile in weiten Flussebenen und in Seen abgelagert. Die Kalksteinkonkretionen werden als Caliche interpretiert. In den Konglomeraten wurden verkieselte Stammbruchstücke von Cordaiten gefunden. In den grauen Abschnitten wurden Farne, Schachtelhalme und Walchien-Reste gefunden. An tierischen Fossilien kommen Muscheln, selten Süßwasserschnecken, Muschelkrebse, Gliedertiere sowie viele Fischreste (xenacanthide und hybonodontide Haie, Knochenfische, Acanthodier und Quastenflosser) vor.[7] Lokal wurden auch Amphibien-Fährten gefunden.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Manfred Menning, Reinhard Benek, Jürgen Boy, Bodo-Carlo Ehling, Frank Fischer, Birgit Gaitzsch, Reinhard Gast, Gotthard Kowalczyk, Harald Lützner, Wolfgang Reichel und Jörg W. Schneider: Das Rotliegend in der Stratigraphischen Tabelle von Deutschland 2002 – „Paternoster-Stratigraphie“ auf dem Rückzug. Newsletters on Stratigraphy, 41(1–3): 91–122, Stuttgart 2005 ISSN 0078-0421
  • Andreas Schäfer: Sedimentologisch-numerisch begründeter Stratigraphischer Standard für das Permo-Karbon des Saar-Nahe-Beckens. Courier Forschungsinstitut Senckenberg (Stratigraphie von Deutschland V – Das Oberkarbon (Pennsylvanium) in Deutschland), 254: 369–394, Frankfurt 2005 ISBN 3-510-61380-5
  • Thomas Schindler und Ulrich H. J. Heidtke (Hrsg.): Kohlesümpfe, Seen und Halbwüsten. Pollichia Sonderveröffentlichung, 10: 1–316, Neustadt an der Weinstraße, 2007.
  • Karl R. G. Stapf: Einführung lithostratigraphischer Formationsnamen im Rotliegend des Saar-Nahe-Beckens (SW-Deutschland). Mitteilungen der Pollichia, 77: 111–124, Bad Dürkheim 1990 ISSN 0341-9665.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Jürgen A. Boy und T. Schindler: Ökostratigraphische Bioevents im Grenzbereich Stefanium/Autunium (höchstes Karbon) des Saar-Nahe-Beckens (SW-Deutschland) und benachbarter Gebiete. Neues Jahrbuch für Geologie und Palaontologie, Abhandlungen, 216: 89-152, Stuttgart.
  2. Ludwig von Ammon und Otto M. Reis: Erläuterungen zu dem Blatte Kusel der Geognostischen Karte des Königreichs Bayern 1: 100.000. 186 S., München 1910.
  3. Paul Kessler: Versuch einer zeitlichen Festlegung der Störungsvorgänge im Saar-Nahe-Gebiet. Geologisch-Paläontologische Abhandlungen, Neue Folge, 13: 125-220, Jena 1914 Online bei archive.org
  4. Fritz F. Steininger und Werner E. Piller: Empfehlungen (Richtlinien) zur Handhabung der stratigraphischen Nomenklatur. Courier Forschungsinstitut Senckenberg, 209: 1-19, Frankfurt am Main 1999, ZDB-ID 530500-7.
  5. Stapf (1990: S. 118)
  6. Wichtige lithostratigraphische Einheiten in der Wahnwegen-Formation (Memento vom 27. März 2014 im Webarchiv archive.today)
  7. a b Thomas Schindler: Geologie, Stratigraphie und Genese des permokarbonischen Saar-Nahe-Beckens. In: Thomas Schindler und Ulrich H. J. Heidtke (Hrsg.): Kohlesümpfe, Seen und Halbwüsten. Pollichia Sonderveröffentlichung, 10: 4-37, Neustadt an der Weinstraße, 2007

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]