Wilhelm Reublin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 6. Dezember 2010 um 00:45 Uhr durch LucienBOT (Diskussion | Beiträge) (Bot: Ergänze: en:Wilhelm Reublin). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Wilhelm Reublin (auch Röubli, * um 1484 in Rottenburg am Neckar; † nach 1559) war eine führende Figur der Schweizer Täuferbewegung des 16. Jahrhunderts.

Leben

Wilhelm Reublin wurde um 1484 in Rottenburg am Neckar geboren. Nach dem Studium der Theologie in Freiburg und Tübingen wurde Reublin im Jahr 1521 Pfarrer an St. Alban in Basel, wo sich Reublin reformatorischen Gedanken annäherte. Das Pfarrhaus von St. Alban wurde so bald zu einem Mittelpunkt des reformatorischen Kreises in Basel. Im Herbst 1522 wurde Reublin jedoch aufgrund seiner reformatorischen Predigten aus der Stadt ausgewiesen und gelangte nach Witikon, wo er 1524 als örtlicher Pfarrer die Abschaffung der Kindertaufe durchsetzte. Reublin hatte sich inzwischen dem Kreis um Konrad Grebel und Felix Manz angeschlossen, aus dem sich im Januar 1525 die erste Täufergemeinde entwickelte. In Zürich nahm Reublin an der Taufdisputation vom 17. Januar 1525 teil, nach deren Abschluss Grebel und Mantz mit einem Redeverbot bestraft wurden und die Nichtzüricher wie Reublin die Stadt Zürich innerhalb von acht Tagen verlassen mussten.

Reublin ließ sich zusammen mit Johannes Brötli in dem seit 1521 unter der Herrschaft von Schaffhausen stehenden Ort Hallau nieder, wo sie innerhalb kurzer Zeit eine große Täufergemeinde etablieren konnten. Von Hallau aus warb Reublin auch an anderen Orten erfolgreich für die noch junge Täuferbewegung. An Ostern 1525 taufte er in Waldshut den Theologen Balthasar Hubmeier, unter dem sich der Ort Waldshut zu einem weiteren Zentrum der Täufer entwickelte. Auch Michael Sattler wurde später von Reublin in Rottenburg getauft. Weitere Stationen waren die Orte Schaffhausen, Straßburg, Reutlingen und Eßlingen. Nach einer Inhaftierung in Straßburg im Winter 1528/29 wanderte Reublin mit anderen Schweizer Täufern nach Auspitz in Mähren aus, wo sich die ersten Höfe der Hutterer etablierten. Nach Konflikten um die Gütergemeinschaft und einen von ihm verschwiegenen Geldbesitz wurde Reublin jedoch aus der dortigen Gemeinschaft ausgeschlossen und kehrte wieder nach Südwestdeutschland zurück, wo er 1531 noch einmal in Rottenburg täuferisch tätig war. In der folgenden Zeit trennte er sich jedoch von der Täuferbewegung. Um 1535 stand Reublin in Briefwechsel mit dem reformierten Theologen Heinrich Bullinger.

Im August 1554 erscheint Reublin noch einmal in Basel. Über seine letzten Jahre ist ansonsten kaum etwas bekannt.

Literatur

  • James M. Stayer: Wilhelm Reublin. Eine pikareske Wanderung durch das frühe Täufertum. In: Hans-Jürgen Goertz (Hg.): Radikale Reformatoren. 21 biografische Skizzen von Thomas Müntzer bis Paracelsus. München, 1978, S. 93-102.
  • James M. Stayer: Reublin and Brötli: The Revolutionary Beginnings of Swiss Anabaptism. In: Marc Lienhard (Hg.): The Origins and Characteristics of Anabaptism. The Hague 1977. S. 83-102.
  • Ludwig Keller: Reublin, Wilhelm. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 28, Duncker & Humblot, Leipzig 1889, S. 279.
  • Irmgard Wilhelm-Schaffer: Reublin (Röubli), Wilhelm. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 8, Bautz, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-053-0, Sp. 76–77.