Tangermünder Tor

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Tangermünder Tor
Ansicht des Torturms von Norden

Ansicht des Torturms von Norden

Daten
Ort Stendal
Baumeister unbekannt
Baustil Backsteingotik
Baujahr 13. Jahrhundert, um 1440
Höhe 21 m
Grundfläche 72 m²
Koordinaten 52° 35′ 59,5″ N, 11° 51′ 51″ OKoordinaten: 52° 35′ 59,5″ N, 11° 51′ 51″ O

Das Tangermünder Tor ist eines von zwei erhaltenen Stadttoren Stendals. Es wurde als Teil der Stendaler Wehranlage im 13. Jahrhundert erbaut und ist das älteste Torgebäude einer Stadtbefestigung in Norddeutschland.[1] Es steht nur noch der Turm des Haupttores.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Tangermünder Tor, ursprünglich Teil des Südwalls der Stadtbefestigung, liegt am Ende der Straße Schadewachten am südöstlichen Rand der Altstadt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Namensgebung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch das Tor führt die Straße über die Uchte zur südöstlich gelegenen Stadt Tangermünde an der Elbe.

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stendal hatte im Mittelalter eine durchgängige Stadtmauer mit vier Stadttoren und mehreren Türmen. Sie waren vor der letzten Stadtpest 1682 noch in Gebrauch. Erst ab 1718 begann deren Abbruch.[2]

Da das Bauwerk am Ende des früheren Dorfes Schadewachten steht, wird angenommen, dass der Unterbau des Tores erst im frühen 13. Jahrhundert begonnen wurde, als der Schadewachten mit der Stadt vereinigt wurde.[3]

Der Weg zum Tor führte am äußeren Wall an einem steinernen Rundturm vorbei zu einem Wachthäuschen.[3] Erst 1872 wurde die Brücke über die Uchte verbreitert, mit steinernen Fußsteigen und einem Geländer versehen. Wälle und Mauern wurden durchbrochen und niedergelegt.[4] Die Querschnitte des durchbrochenen Erdwalles wurden mit je einer gotisierenden Mauer abgefangen.[5] Das Zoll-Wachhaus Im Tangermünder Tor 1 wurde 1937 abgerissen.[6]

Erhaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre wurde das Tangermünder Tor zuletzt umfangreich restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.[1]

20. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ansicht vom Süden (Feldseite)

Mitte April 1945 wurden auf dem Tangermünder Tor, auf den Kirchtürmen und aus den Wohnhäusern der Stadt die weißen Fahnen der Kapitulation mehrmals gehisst und wieder eingezogen, da die SS unter Androhung von Terrormaßnahmen verlangte, dass die weißen Fahnen wieder eingezogen wurden.[7]

Heutige Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um einen Zugang zum Turm zu ermöglichen, wurde ab 1987 ein denkmalpflegerisch umstrittener Ziegelanbau errichtet.[8] Im Jahr 2017 wurde beschlossen, eine Beleuchtung in das Tor einzubauen und die Pferdebahn des Traditionsvereins „10. Husarenregiment“, in der Durchfahrt unterzustellen.[9] 2018 wurde eine Satzung veröffentlicht, die eine kostenpflichtige Turmbesichtigung und -besteigung regelt.[10] Im Sommer 2022 wurde die Beleuchtung bis auf weiteres abgeschaltet.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das romanische feldsteinerne Sockelgeschoss mit Rundbogendurchfahrt ist als Fundament eines spätgotischen Backsteinaufbaus erhalten und gut erkennbar. Der Aufbau mit zinnenbesetzter Plattform, einem runden Turmaufsatz und vier Ecktürmchen wurde um 1440 errichtet und diente, genau wie beim Uenglinger Tor, repräsentativen Zwecken.

Ursprünglich konnte der Torturm nur über den Wehrgang der Stadtmauer begangen werden. Nach Abtragung von Stadtmauer und Wall befand sich der Zugang somit in beträchtlicher Höhe.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sage – Mord am Ünglinger Tor[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hanns H. F. Schmidt schuf 1994 eine Nacherzählung einer Sage zu den Stendaler Stadttoren.

Der alte Baumeister des Tangermünder Tores hatte einen Schüler, der fleißig arbeitete und lernte. Als das Uenglinger Tor errichtet werden sollte, schlug er seinen Schüler als Baumeister vor. Mit Entsetzen musste er später feststellen, dass der Schüler ein prächtigeres Tor geschaffen hatte. Das konnte der alte Baumeister nicht ertragen und erschlug den Schüler nach Vollendung des Tores mit einem Hammer.[11]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Kunstdenkmale der Stadt Stendal (= Historische Kommission für Sachsen-Anhalt e. V. [Hrsg.]: Quellen und Forschungen zur Geschichte Sachsen-Anhalts. Sonderband). Mitteldeutscher Verlag, 2020, ISBN 978-3-96311-259-1, S. 26–30, Tangermünder Tor.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Tangermünder Tor (Stendal) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Hansestadt Stendal: Tourist-Information der Hansestadt Stendal: Tangermünder Tor. In: stendal-tourist.de. Abgerufen am 22. August 2022.
  2. Ernst Weihe: Die Sagen der Stadt Stendal in der Altmark. Band 1. Doeger, Tangermünde 1840, S. 57–59 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10014429~SZ%3D00071~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  3. a b Ludwig Götze: Urkundliche Geschichte der Stadt Stendal. 2. Auflage. Hermann Geisler, Stendal 1929, S. 9–10. (Reprint 2010, ISBN 9783861561378)
  4. Ludwig Götze: Urkundliche Geschichte der Stadt Stendal. 2. Auflage. Hermann Geisler, Stendal 1929, S. 601. (Reprint 2010, ISBN 9783861561378)
  5. Gerhard Richter: Vom Tangermünder Tor. Hrsg.: Rat der Stadt Stendal u. a. (= Unsere Heimat. 1959, Nr. 2). 1959, ZDB-ID 01531166X, S. 66–67.
  6. Gerhard Richter: Die Stendaler Torhäuser. Hrsg.: Rat der Stadt Stendal u. a. (= Unsere Heimat. 1959, Nr. 1). 1959, ZDB-ID 01531166X, S. 28.
  7. Rat der Stadt Stendal u. a. (Hrsg.): Vor 15 Jahren (= Unsere Heimat. 1960, Nr. 5). 1961, ZDB-ID 01531166X, S. 127.
  8. Webseite der Stadt Stendal (Memento vom 12. September 2012 im Webarchiv archive.today)
  9. Marco Hertzfeld: Tangermünder Tor soll mehr Blicke auf sich ziehen und touristisch dazugewinnen. In: Altmark Zeitung. 5. Mai 2017 (az-online.de [abgerufen am 22. August 2022]).
  10. Hansestadt Stendal: Satzung über die Benutzung des Uenglinger und Tangermünder Tores. In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 28. Jahrgang, Nr. 3, 19. Oktober 2018, ZDB-ID 2665593-7, S. 13 (landkreis-stendal.de [PDF; 707 kB; abgerufen am 21. August 2022]).
  11. Hanns H. F. Schmidt: Das große Sagenbuch der Altmark. Teil 2 von K wie Kleinau bis Z wie Zichtau. dr. ziethen verlag Ort=Oschersleben, 1994, ISBN 3-928703-42-0, S. 253.