Wehrgang
Mit Wehrgang wird bei befestigten Anlagen wie z. B. Burgen, Festungen, Wehrkirchen oder befestigten Klöstern der obere Abschluss einer Wehrmauer oder eines Wehrturmes in Form eines Ganges für Verteidiger bezeichnet. Er kann aus einer Holzkonstruktion oder aus Stein bestehen. In kleineren römischen Kastellen bestanden Wehrgänge gelegentlich nur aus einem an der Mauerinnenseite aufgeschütteten Erdwall, während Gänge auf oder entlang von Stadtmauern auch Wächtergang genannt wurden.
Varianten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei schmalen Mauern kragen Wehrgänge nach innen aus, um ausreichend Breite dafür zu schaffen, dass zwei Personen aneinander vorbeigehen können. Der überstehende Teil des Ganges kann dabei von hölzernen Streben, Kragsteinen oder auch durch Arkaden abgestützt werden. Nach außen sind Wehrgänge meist bündig mit der Mauer abschließend.
Wehrgänge sind zum Schutz der Verteidiger mit einer hölzernen oder steinernen Brustwehr versehen, die oft mit Zinnen und Schießscharten bestückt ist. Als Wetterschutz und zum Zwecke der Deckung von oben besitzen Wehrgänge häufig auch eine Überdachung in der Form eines Pult- oder Satteldaches. Der älteste Nachweis für eine solche Überdachungen datiert in das 14. Jahrhundert.[1] Innenseitig sind hoch gelegene Wehrgänge meist mit hölzernen Geländern versehen, seltener auch durch Holz oder Fachwerk abgeschlossen.
Im Spätmittelalter treten häufiger auch nach außen (beziehungsweise beidseitig) auskragende Wehrgänge auf.[2] Steinerne Brustwehren können auf diese Weise auf der Unterseite mit Maschikulis (Wurflochreihen) ausgestattet werden, mit deren Hilfe angreifende Feinde am Mauerfuß bekämpft werden können. Für diese Bauweise wird auch die Bezeichnung Mordgang verwendet.
Die gleiche Funktion hat eine Hurde, die als überdachte Holzkonstruktion nach außen vorkragt.
Bei hohen Mauern treten nicht selten mehrgeschossige Wehrgänge auf.
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Offener Wehrgang mit Zinnen (Castelo de Almourol, Portugal)
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Offener Wehrgang aus Holz auf der Stadtmauer von Delitzsch
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Gedeckter Wehrgang auf der Stadtmauer von Worms, Stadtseite
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Steinerner Wehrgang auf Konsolen (Alte Wasserkunst in Bautzen)
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Saint-Sardos, Tarn-et-Garonne, Kirchenfassade mit Wehrgang
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Hurden am Turm und auf der Mauerkrone (Rekonstruktion von Eugène Viollet-le-Duc)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Reinhard Friedrich: Wehrgang. In: Horst Wolfgang Böhme, Reinhard Friedrich, Barbara Schock-Werner (Hrsg.): Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen. Philipp Reclam, Stuttgart 2004, ISBN 3-15-010547-1, S. 263–264, doi:10.11588/arthistoricum.535.
- Friedrich-Wilhelm Krahe: Burgen des deutschen Mittelalters. Grundriss-Lexikon. Flechsig, Würzburg 2000, ISBN 3-88189-360-1, S. 20.
- Friedrich-Wilhelm Krahe: Burgen und Wohntürme des deutschen Mittelalters. Band 1. Thorbecke, Stuttgart 2002, ISBN 3-7995-0104-5, S. 26–27.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Wehrgang im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hannah Kronschnabl: Bislang ältester überdachter Wehrgang Deutschlands in Memmingen entdeckt. auf all-in.de, Zugriff am 27. September 2019.
- ↑ Stefan Uhl, Joachim Zeune: Ringmauer. In: Deutsche Burgenvereinigung e. V. (Hrsg.): Burgen in Mitteleuropa. Band 1: Bauformen und Entwicklung. Theiss, Stuttgart 1999, ISBN 3-8062-1355-0, S. 230.