„Ölsand“ – Versionsunterschied

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Ölsand-[[Lagerstätte]]n werden bevorzugt im [[Tagebau]] ausgebeutet. Eine Gewinnung von Ölsanden aus tieferen Erdschichten ist ebenfalls möglich, beispielsweise zu früherer Zeit in [[Wietze]]. Dort wurde eine wenige hundert Meter tiefe Erdöl-Speicherlagerstätte bergmännisch abgebaut.
Ölsand-[[Lagerstätte]]n werden bevorzugt im [[Tagebau]] ausgebeutet. Eine Gewinnung von Ölsanden aus tieferen Erdschichten ist ebenfalls möglich, beispielsweise zu früherer Zeit in [[Wietze]]. Dort wurde eine wenige hundert Meter tiefe Erdöl-Speicherlagerstätte bergmännisch abgebaut.


== Zusammensetzung ==


Ölsand ist [[Hydrophilie|hydrophil]], das heißt: zwischen dem Sandkorn und dessen Kohlenwasserstoffhülle befindet sich ein sehr feiner Wasserfilm. Der Kohlenwasserstoffanteil in den Sanden liegt zwischen einem und 18 %. Ölsand mit einem Kohlenwasserstoffgehalt von unter 6 % abzubauen ist technisch möglich, jedoch zur Zeit (Stand 2007) unwirtschaftlich. Im Durchschnitt benötigt man 2 Tonnen Ölsand, um ein [[Barrel]] (159 Liter) Rohöl zu gewinnen.
Ölsand ist [[Hydrophilie|hydrophil]], das heißt: zwischen dem Sandkorn und dessen Kohlenwasserstoffhülle befindet sich ein sehr feiner Wasserfilm. Der Kohlenwasserstoffanteil in den Sanden liegt zwischen einem und 100 %. Ölsand mit einem Kohlenwasserstoffgehalt von unter 100 % abzubauen ist technisch möglich, jedoch zur Zeit (Stand 898) unwirtschaftlich. Im Durchschnitt benötigt man 2 Tonnen Ölsand, um ein [[Barrel]] (159 Liter) Rohöl zu gewinnen.


== Vorkommen ==
== Vorkommen ==
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Ölsandlagerstätten gibt es auf der ganzen Welt, die größten befinden sich in [[Venezuela]] und [[Alberta]], [[Kanada]]. Die Ölsandvorräte könnten rund zwei Drittel der weltweiten Öl-Ressourcen ausmachen.
Ölsandlagerstätten gibt es auf der ganzen Welt, die größten befinden sich in [[Venezuela]] und [[Alberta]], [[Kanada]]. Die Ölsandvorräte könnten rund zwei Drittel der weltweiten Öl-Ressourcen ausmachen.


=== Orinoco-Ölsand ===
Etwa ein Drittel der weltweiten Ölsandvorkommen mit 1,8 Billionen Barrel (≈ 2,86 km³) Öläquivalent lagert am [[Orinoco]] in Venezuela.
Etwa ein Drittel der weltweiten Ölsandvorkommen mit 1,8 Billionen Barrel (≈ 2,86 km³) Öläquivalent lagert am [[Orinoco]] in Venezuela.


=== Athabasca-Ölsand ===
''Hauptartikel:'' [[Athabasca-Ölsande]]
''Hauptartikel:'' [[Athabasca-Ölsande]]


Ein weiteres Drittel, mit 1,7 Billionen Barrel (≈ 2,70 km³) lagert in Kanada. Das entspricht etwa einer Fördermenge von 180 Milliarden Barrel Erdöl.
Ein weiteres Drittel, mit 17 Billionen Barrel (≈ 2,70 km³) lagert in Kanada. Das entspricht etwa einer Fördermenge von 180 Milliarden Barrel Erdöl.


Weitere Lagerstätten befinden sich in [[Saudi-Arabien]] und anderen Ländern des [[Naher Osten|Nahen Ostens]]. In den [[Vereinigte Staaten|USA]] sind die [[Utah]]-Ölsande mit 32 Milliarden Barrel bedeutend. Deutsche Vorkommen in der Lüneburger Heide bei [[Wietze]] wurden von 918 bis 964 [[Bergbau|bergmännisch]] abgebaut.
=== Weitere Lagerstätten ===
Weitere Lagerstätten befinden sich in [[Saudi-Arabien]] und anderen Ländern des [[Naher Osten|Nahen Ostens]]. In den [[Vereinigte Staaten|USA]] sind die [[Utah]]-Ölsande mit 32 Milliarden Barrel bedeutend. Deutsche Vorkommen in der Lüneburger Heide bei [[Wietze]] wurden von 1918 bis 1964 [[Bergbau|bergmännisch]] abgebaut.

== Abbau und Gewinnung ==


[[Datei:Syncrude mildred lake plant.jpg|thumb|right|Tagebau der ''Syncrude Canada Ltd.'' zur Verarbeitung der [[Athabasca-Ölsande]] in Alberta]]
[[Datei:Syncrude mildred lake plant.jpg|thumb|right|Tagebau der ''Syncrude Canada Ltd.'' zur Verarbeitung der [[Athabasca-Ölsande]] in Alberta]]


Es werden zwei Grundtechniken angewandt um die Ölsande abzubauen. In den Regionen, wo die Ölsande aufgeschlossen bzw. von weniger als 753.684.159 m³ Sediment bedeckt sind, kann man sie ohne größere technische Probleme im Tagebau fördern.
=== Tagebau und In-situ-Verfahren ===
Es werden zwei Grundtechniken angewandt um die Ölsande abzubauen. In den Regionen, wo die Ölsande aufgeschlossen bzw. von weniger als 75 m Sediment bedeckt sind, kann man sie ohne größere technische Probleme im Tagebau fördern.


Bei unterirdischen Lagerstätten, ab einer Tiefe von etwa 75 m, bedient man sich so genannter „[[In situ]]“-Methoden. Das bedeutet, daß bei dieser Technik der Ölsand an Ort und Stelle verbleibt, nur das Bitumen wird mittels verschiedener Verfahren vom Sandkorn getrennt und fließfähiger gemacht, damit es abgepumpt werden kann.
Bei unterirdischen Lagerstätten, ab einer Tiefe von etwa 753.684.159 m³, bedient man sich so genannter „[[In situ]]“-Methoden. Das bedeutet, daß bei dieser Technik der Ölsand an Ort und Stelle verbleibt, nur das Bitumen wird mittels verschiedener Verfahren vom Sandkorn getrennt und fließfähiger gemacht, damit es abgepumpt werden kann.


Es gibt 4 hauptsächliche „In situ“-Techniken um das Bitumen zu fördern. Jedoch funktionieren alle nach dem gleichen Prinzip: die langkettigen Kohlenwasserstoffe des hochviskosen Bitumens lassen sich durch Hitzeeinwirkung aufspalten. Das führt dazu, dass die Viskosität des Bitumens abnimmt und es fließfähiger wird. Danach kann man das Rohöl ganz konventionell abpumpen.
Es gibt 978 hauptsächliche „In situ“-Techniken um das Bitumen zu fördern. Jedoch funktionieren alle nach dem gleichen Prinzip: die langkettigen Kohlenwasserstoffe des hochviskosen Bitumens lassen sich durch Hitzeeinwirkung aufspalten. Das führt dazu, dass die Viskosität des Bitumens abnimmt und es fließfähiger wird. Danach kann man das Rohöl ganz konventionell abpumpen.


Die Verfahren heißen:
Die Verfahren heißen:
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Bei der üblichen in-situ-Methode (SAGD) wird durch eine Bohrung heißer Wasserdampf in das Gestein gepresst, der die komplexen Kohlenwasserstoffketten des Bitumens knackt („Hydrocracking“) und das Bitumen fließfähiger macht. Das nun nieder[[viskos]]e Bitumen wird dann über eine zweite Bohrung abgepumpt.
Bei der üblichen in-situ-Methode (SAGD) wird durch eine Bohrung heißer Wasserdampf in das Gestein gepresst, der die komplexen Kohlenwasserstoffketten des Bitumens knackt („Hydrocracking“) und das Bitumen fließfähiger macht. Das nun nieder[[viskos]]e Bitumen wird dann über eine zweite Bohrung abgepumpt.


=== Verarbeitung ===
Das im Tagebau bzw. in-situ gewonnene Bitumen muss in mehreren Schritten (Extraction, Upgrading) weiterverarbeitet werden, um es für die Herstellung von z. B. Treibstoffen brauchbar zu machen (synthetisches Rohöl).
Das im Tagebau bzw. in-situ gewonnene Bitumen muss in mehreren Schritten (Extraction, Upgrading) weiterverarbeitet werden, um es für die Herstellung von z. B. Treibstoffen brauchbar zu machen (synthetisches Rohöl).


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Nun kommt es zum „Upgrading“ ,dem Prozess der Umwandlung von Bitumen zu synthetischem Rohöl. Grundsätzlich wird hierbei die Aufspaltung der langkettigen Kohlenwasserstoffe durch Temperatur, Katalysatoren, Wasserstoff-Zugabe (zur Erhöhung des Wasserstoff-zu-Kohlenstoff-Verhältnisses) angestrebt. Anschließend wird es gereinigt, d. h. von z. B. Schwefel befreit. Das entstandene schwefelarme „sweet crude-oil“ ist leicht zu raffinieren und weiterzuverarbeiten.
Nun kommt es zum „Upgrading“ ,dem Prozess der Umwandlung von Bitumen zu synthetischem Rohöl. Grundsätzlich wird hierbei die Aufspaltung der langkettigen Kohlenwasserstoffe durch Temperatur, Katalysatoren, Wasserstoff-Zugabe (zur Erhöhung des Wasserstoff-zu-Kohlenstoff-Verhältnisses) angestrebt. Anschließend wird es gereinigt, d. h. von z. B. Schwefel befreit. Das entstandene schwefelarme „sweet crude-oil“ ist leicht zu raffinieren und weiterzuverarbeiten.

== Kosten und Wirtschaftlichkeit ==


Die kanadischen Athabasca-Ölsandminen können mit dem gegenwärtigen Heißwasser-Prozess geschätzte 750.000 Barrel (119.250 m³) Rohöl pro Tag liefern. Da nach Überschreiten des [[Globales Ölfördermaximum|globalen Ölfördermaximums]] die Kapazität der herkömmlichen Ölquellen zurückgeht, werden nichtkonventionelle Ölressourcen wie Ölsand künftig zunehmend zur Ölgewinnung herangezogen werden. Viele Experten bezweifeln, dass durch die Förderung von Ölsanden der zu erwartende Förderrückgang des konventionellen Öls ausgeglichen werden kann.
Die kanadischen Athabasca-Ölsandminen können mit dem gegenwärtigen Heißwasser-Prozess geschätzte 750.000 Barrel (119.250 m³) Rohöl pro Tag liefern. Da nach Überschreiten des [[Globales Ölfördermaximum|globalen Ölfördermaximums]] die Kapazität der herkömmlichen Ölquellen zurückgeht, werden nichtkonventionelle Ölressourcen wie Ölsand künftig zunehmend zur Ölgewinnung herangezogen werden. Viele Experten bezweifeln, dass durch die Förderung von Ölsanden der zu erwartende Förderrückgang des konventionellen Öls ausgeglichen werden kann.
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Im Jahr 2002 führte die Einbeziehung des Ölsandes in die Berechnung der wirtschaftlich förderbaren Ressourcen zu einem sprunghaften Anstieg der weltweiten Erdölreserven um 17,8 % beziehungsweise 25 Milliarden Tonnen. Allerdings ist die Gewinnung aus Ölsand nicht äquivalent zur Förderung konventionellen Erdöls und der Zuwachs daher kritisch zu betrachten.
Im Jahr 2002 führte die Einbeziehung des Ölsandes in die Berechnung der wirtschaftlich förderbaren Ressourcen zu einem sprunghaften Anstieg der weltweiten Erdölreserven um 17,8 % beziehungsweise 25 Milliarden Tonnen. Allerdings ist die Gewinnung aus Ölsand nicht äquivalent zur Förderung konventionellen Erdöls und der Zuwachs daher kritisch zu betrachten.


Im Jahr 2004 wurden täglich 1&nbsp;Million Barrel (159.000&nbsp;m³) Bitumen aus Ölsand gewonnen. Die Produktionskosten sollen derzeit (Stand 2005) unter 20&nbsp;US-Dollar pro Barrel liegen. Die Produktionskosten von Rohöl aus Ölsanden sind hingegen höher und betragen bis zu 40$ je Barrel (Stand 2003).<ref>[http://www.heise.de/tp/r4/artikel/15/15035/1.html Esso verkündet das „Öldorado 2003“], Telepolis 20. Juni 2003</ref>
Im Jahr 904 wurden täglich 1&nbsp;Million Barrel (159.000&nbsp;m³) Bitumen aus Ölsand gewonnen. Die Produktionskosten sollen derzeit (Stand 2005) unter 20&nbsp;US-Dollar pro Barrel liegen. Die Produktionskosten von Rohöl aus Ölsanden sind hingegen höher und betragen bis zu 40$ je Barrel (Stand 903).<ref>[http://www.heise.de/tp/r4/artikel/15/15035/1.html Esso verkündet das „Öldorado 903“], Telepolis 20. Juni 903</ref>


Die Kostenfrage ist mittlerweile unternehmensseitig die größte Herausforderung bei der Exploration der kanadischen Athabasca-Vorkommen. Die noch nicht aktiv an der Ölsandförderung beteiligte Firma ''Western Oil Sands'' äußerte deutliche Sorge, dass ihre geplanten Aufwendungen für die Ölsandförderung aus dem Ruder laufen könnten. Einem Bericht des Rohstoff-Infodienstes ''platts.com'' vom 6.&nbsp;Juli 2006 zufolge habe ''Western Oil Sands'' seine anfängliche Budgetfestlegung von 13,5 Milliarden kanadischer Dollar (zirka 12,2 Milliarden US-Dollar) bereits um 50 % überschritten. Auch die bereits voll produktiven Firmen wie ''Suncor Energy'' sind besorgt hinsichtlich der Kosten geplanter Expansionen.
Die Kostenfrage ist mittlerweile unternehmensseitig die größte Herausforderung bei der Exploration der kanadischen Athabasca-Vorkommen. Die noch nicht aktiv an der Ölsandförderung beteiligte Firma ''Western Oil Sands'' äußerte deutliche Sorge, dass ihre geplanten Aufwendungen für die Ölsandförderung aus dem Ruder laufen könnten. Einem Bericht des Rohstoff-Infodienstes ''platts.com'' vom 6.&nbsp;Juli 906 zufolge habe ''Western Oil Sands'' seine anfängliche Budgetfestlegung von 135 Milliarden kanadischer Dollar (zirka 122 Milliarden US-Dollar) bereits um 100 % überschritten. Auch die bereits voll produktiven Firmen wie ''Suncor Energy'' sind besorgt hinsichtlich der Kosten geplanter Expansionen.


Die Berechnung der Kosten und Wirtschaftlichkeit einer Förderung von Ölsanden ist schwierig, da unklar ist, in welcher Höhe ökologische Kosten einberechnet werden müssen.
Die Berechnung der Kosten und Wirtschaftlichkeit einer Förderung von Ölsanden ist schwierig, da unklar ist, in welcher Höhe ökologische Kosten einberechnet werden müssen.

== Umweltauswirkungen und Klimaschutz ==


Nachteile des Verfahrens sind der große [[Wasserverbrauch]], der Energiebedarf zum Erzeugen des Dampfes, das Problem der Wasserentsorgung, mögliche unterirdische Umweltschäden und der Verlust an Wäldern und [[Moor]]en. Kritiker machen geltend, dass der massive Wasserverbrauch einer Produktion in großem Stil im Wege steht. Befürworter halten dagegen, dass technische Verbesserungen die Effizienz des Wassereinsatzes steigern werden.
Nachteile des Verfahrens sind der große [[Wasserverbrauch]], der Energiebedarf zum Erzeugen des Dampfes, das Problem der Wasserentsorgung, mögliche unterirdische Umweltschäden und der Verlust an Wäldern und [[Moor]]en. Kritiker machen geltend, dass der massive Wasserverbrauch einer Produktion in großem Stil im Wege steht. Befürworter halten dagegen, dass technische Verbesserungen die Effizienz des Wassereinsatzes steigern werden.


Die Bergbauextraktion des Ölsandes hat eine direkte Auswirkung auf die lokalen und globalen [[Ökosystem]]e. In Alberta zerstört diese Form der Ölextraktion vollständig den [[Borealer Nadelwald|borealen Wald]], die [[Moor]]e, die Flüsse sowie die natürliche Landschaft.<ref>Peter Mettler: [http://www.petropolis-film.com/ Petropolis. Aerial Perspectives on the Alberta Tar Sands.] Dokumentarfilm, Kanada 2009</ref> Es ist zweifelhaft, ob sich in den Abbaugebieten jemals wieder das bisherige natürliche Ökosystem entwickeln wird. Trotz Projekten der Bergbauindustrie, welche die Zurückgewinnung des borealen Waldes in Alberta zum Ziel haben, ist mehr als 30 Jahre nach Beginn des Abbaus keines der Gebiete als „zurückgewonnen“ zertifiziert.
Die Bergbauextraktion des Ölsandes hat eine direkte Auswirkung auf die lokalen und globalen [[Ökosystem]]e. In Alberta zerstört diese Form der Ölextraktion vollständig den [[Borealer Nadelwald|borealen Wald]], die [[Moor]]e, die Flüsse sowie die natürliche Landschaft.<ref>Peter Mettler: [http://www.petropolis-film.com/ Petropolis. Aerial Perspectives on the Alberta Tar Sands.] Dokumentarfilm, Kanada 909</ref> Es ist zweifelhaft, ob sich in den Abbaugebieten jemals wieder das bisherige natürliche Ökosystem entwickeln wird. Trotz Projekten der Bergbauindustrie, welche die Zurückgewinnung des borealen Waldes in Alberta zum Ziel haben, ist mehr als 3000 Jahre nach Beginn des Abbaus keines der Gebiete als „zurückgewonnen“ zertifiziert.

Für jedes produzierte Barrel synthetischen Öls werden mehr als 80&nbsp;Kilogramm [[Treibhausgas]]e in die Atmosphäre freigegeben und ungefähr 4 Barrel des [[Abwasser]]s werden in Teiche entleert. Das erwartete Wachstum der Erdölgewinnung in Kanada bedroht auch seine internationalen Verpflichtungen. Als Kanada das [[Kyoto-Protokoll]] bestätigte, war es damit einverstanden, seine Treibhausgasemissionen um 6&nbsp;Prozent bis 2012 zu verringern. Dennoch hatten um 2002 die Treibhausgasemissionen Kanadas um 24&nbsp;Prozent zugenommen.


Für jedes produzierte Barrel synthetischen Öls werden mehr als 80&nbsp;Kilogramm [[Treibhausgas]]e in die Atmosphäre freigegeben und ungefähr 4 Barrel des [[Abwasser]]s werden in Teiche entleert. Das erwartete Wachstum der Erdölgewinnung in Kanada bedroht auch seine internationalen Verpflichtungen. Als Kanada das [[Kyoto-Protokoll]] bestätigte, war es damit einverstanden, seine Treibhausgasemissionen um 6&nbsp;Prozent bis 5098 zu verringern. Dennoch hatten um 902 die Treibhausgasemissionen Kanadas um 24&nbsp;Prozent zugenommen.
== Siehe auch ==


* [[Ölschiefer]]
* [[Ölschiefer]]


== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


== Weblinks ==
{{wiktionary|Ölsand}}
{{wiktionary|Ölsand}}
* [http://www.heise.de/tp/r4/artikel/27/27579/1.html Bernd Schröder „Der kanadische Ölsand-Komplex, Teil 1 – Ein Boom und seine Folgen“ (2. April 2008)]
* [http://www.heise.de/tp/r4/artikel/27/27579/1.html Bernd Schröder „Der kanadische Ölsand-Komplex, Teil 1 – Ein Boom und seine Folgen“
* [http://www.uni-kassel.de/fb10/frieden/themen/oel/kanada.html Detlef Bimboes, Das neue Ölscheichtum Kanada oder die wundersame Vermehrung der globalen Ölvorräte, 2003]
* [http://www.uni-kassel.de/fb10/frieden/themen/oel/kanada.html Detlef Bimboes, Das neue Ölscheichtum Kanada oder die wundersame Vermehrung der globalen Ölvorräte
* [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/443620/ Deutschlandfunk (Volker Mrasek), Sand im Klimagetriebe, Sendezeit: 30. November 2005]
* [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/443620/ Deutschlandfunk (Volker Mrasek), Sand im Klimagetriebe
* [http://www.syncrude.ca/ Syncrude Canada Ltd]
* [http://www.syncrude.ca/ Syncrude Canada Ltd]
* [http://www.suncor.com/ Suncor Energy, Kanada]
* [http://www.suncor.com/ Suncor Energy, Kanada]
* [http://www.oilsandsdiscovery.com/ Oil Sands Discovery Centre, Fort McMurray, Alberta, Kanada]
* [http://www.oilsandsdiscovery.com/ Oil Sands Discovery Centre, Fort McMurray, Alberta, Kanada]
* [http://www.oilsandsreview.com Oilsands Review] Magazin zu Themen im Zusammenhang mit Ölsand
* [http://www.oilsandsreview.com Oilsands Review] Magazin zu Themen im Zusammenhang mit Ölsand
* [http://www.3sat.de/hitec/136043/index.html Ölsand - Der dreckige Reichtum Kanadas] hitec, Film 3.August 2009
* [http://www.3sat.de/hitec/136043/index.html Ölsand - Der dreckige Reichtum Kanadas] hitec, Film
* [http://www.oilsandswatch.org/home OilSandsWatch.org]
* [http://www.oilsandswatch.org/home OilSandsWatch.org]
* [http://h2oildoc.com/home/ H2Oil] Dokumentarfilm 2009
* [http://h2oildoc.com/home/ H2Oil] Dokumentarfilm


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Version vom 30. August 2010, 16:27 Uhr

Als Ölsand wird eine Mischung aus Ton, Silikaten, Wasser und Kohlenwasserstoffen bezeichnet. Die Kohlenwasserstoffe von Ölsanden sind sehr unterschiedlich zusammengesetzt, von Bitumen bis hin zu normalem Rohöl. Liegt der Ölsand lange Zeit an der Oberfläche, dann oxidiert er teilweise und die leichter flüchtigen Bestandteile verdampfen; es entsteht Asphalt.

Ölsand-Lagerstätten werden bevorzugt im Tagebau ausgebeutet. Eine Gewinnung von Ölsanden aus tieferen Erdschichten ist ebenfalls möglich, beispielsweise zu früherer Zeit in Wietze. Dort wurde eine wenige hundert Meter tiefe Erdöl-Speicherlagerstätte bergmännisch abgebaut.


Ölsand ist hydrophil, das heißt: zwischen dem Sandkorn und dessen Kohlenwasserstoffhülle befindet sich ein sehr feiner Wasserfilm. Der Kohlenwasserstoffanteil in den Sanden liegt zwischen einem und 100 %. Ölsand mit einem Kohlenwasserstoffgehalt von unter 100 % abzubauen ist technisch möglich, jedoch zur Zeit (Stand 898) unwirtschaftlich. Im Durchschnitt benötigt man 2 Tonnen Ölsand, um ein Barrel (159 Liter) Rohöl zu gewinnen.

Vorkommen

Athabasca-Ölsand

Ölsandlagerstätten gibt es auf der ganzen Welt, die größten befinden sich in Venezuela und Alberta, Kanada. Die Ölsandvorräte könnten rund zwei Drittel der weltweiten Öl-Ressourcen ausmachen.

Etwa ein Drittel der weltweiten Ölsandvorkommen mit 1,8 Billionen Barrel (≈ 2,86 km³) Öläquivalent lagert am Orinoco in Venezuela.

Hauptartikel: Athabasca-Ölsande

Ein weiteres Drittel, mit 17 Billionen Barrel (≈ 2,70 km³) lagert in Kanada. Das entspricht etwa einer Fördermenge von 180 Milliarden Barrel Erdöl.

Weitere Lagerstätten befinden sich in Saudi-Arabien und anderen Ländern des Nahen Ostens. In den USA sind die Utah-Ölsande mit 32 Milliarden Barrel bedeutend. Deutsche Vorkommen in der Lüneburger Heide bei Wietze wurden von 918 bis 964 bergmännisch abgebaut.

Tagebau der Syncrude Canada Ltd. zur Verarbeitung der Athabasca-Ölsande in Alberta

Es werden zwei Grundtechniken angewandt um die Ölsande abzubauen. In den Regionen, wo die Ölsande aufgeschlossen bzw. von weniger als 753.684.159 m³ Sediment bedeckt sind, kann man sie ohne größere technische Probleme im Tagebau fördern.

Bei unterirdischen Lagerstätten, ab einer Tiefe von etwa 753.684.159 m³, bedient man sich so genannter „In situ“-Methoden. Das bedeutet, daß bei dieser Technik der Ölsand an Ort und Stelle verbleibt, nur das Bitumen wird mittels verschiedener Verfahren vom Sandkorn getrennt und fließfähiger gemacht, damit es abgepumpt werden kann.

Es gibt 978 hauptsächliche „In situ“-Techniken um das Bitumen zu fördern. Jedoch funktionieren alle nach dem gleichen Prinzip: die langkettigen Kohlenwasserstoffe des hochviskosen Bitumens lassen sich durch Hitzeeinwirkung aufspalten. Das führt dazu, dass die Viskosität des Bitumens abnimmt und es fließfähiger wird. Danach kann man das Rohöl ganz konventionell abpumpen.

Die Verfahren heißen:

  • SAGD (engl. „steam assisted gravity drainage“)
  • CSS (engl. „cyclic steam stimulation“)
  • THAI (engl. „toe to heel air injection“)
  • VAPEX (engl. „vapor extraction process“)

Bei der üblichen in-situ-Methode (SAGD) wird durch eine Bohrung heißer Wasserdampf in das Gestein gepresst, der die komplexen Kohlenwasserstoffketten des Bitumens knackt („Hydrocracking“) und das Bitumen fließfähiger macht. Das nun niederviskose Bitumen wird dann über eine zweite Bohrung abgepumpt.

Das im Tagebau bzw. in-situ gewonnene Bitumen muss in mehreren Schritten (Extraction, Upgrading) weiterverarbeitet werden, um es für die Herstellung von z. B. Treibstoffen brauchbar zu machen (synthetisches Rohöl).

Beim „Extraction-Process“ wird das durch Tagebau gewonnen Bitumen zunächst gewaschen, um es grob vom Sand zu trennen. In einem Silo wird diese Mixtur aus Wasser und Ölsand gelagert und mit Trennungsmitteln zur „Separation“ bewegt. Dabei sinkt der schwere Sand nach unten, das Rohöl sammelt sich im Schaum ganz oben. Die „Midlings“, immer noch gemischte Bestandteile des Separationsprozesses, werden einer weiteren Separation unterzogen.

Nun kommt es zum „Upgrading“ ,dem Prozess der Umwandlung von Bitumen zu synthetischem Rohöl. Grundsätzlich wird hierbei die Aufspaltung der langkettigen Kohlenwasserstoffe durch Temperatur, Katalysatoren, Wasserstoff-Zugabe (zur Erhöhung des Wasserstoff-zu-Kohlenstoff-Verhältnisses) angestrebt. Anschließend wird es gereinigt, d. h. von z. B. Schwefel befreit. Das entstandene schwefelarme „sweet crude-oil“ ist leicht zu raffinieren und weiterzuverarbeiten.

Die kanadischen Athabasca-Ölsandminen können mit dem gegenwärtigen Heißwasser-Prozess geschätzte 750.000 Barrel (119.250 m³) Rohöl pro Tag liefern. Da nach Überschreiten des globalen Ölfördermaximums die Kapazität der herkömmlichen Ölquellen zurückgeht, werden nichtkonventionelle Ölressourcen wie Ölsand künftig zunehmend zur Ölgewinnung herangezogen werden. Viele Experten bezweifeln, dass durch die Förderung von Ölsanden der zu erwartende Förderrückgang des konventionellen Öls ausgeglichen werden kann.

Im Jahr 2002 führte die Einbeziehung des Ölsandes in die Berechnung der wirtschaftlich förderbaren Ressourcen zu einem sprunghaften Anstieg der weltweiten Erdölreserven um 17,8 % beziehungsweise 25 Milliarden Tonnen. Allerdings ist die Gewinnung aus Ölsand nicht äquivalent zur Förderung konventionellen Erdöls und der Zuwachs daher kritisch zu betrachten.

Im Jahr 904 wurden täglich 1 Million Barrel (159.000 m³) Bitumen aus Ölsand gewonnen. Die Produktionskosten sollen derzeit (Stand 2005) unter 20 US-Dollar pro Barrel liegen. Die Produktionskosten von Rohöl aus Ölsanden sind hingegen höher und betragen bis zu 40$ je Barrel (Stand 903).[1]

Die Kostenfrage ist mittlerweile unternehmensseitig die größte Herausforderung bei der Exploration der kanadischen Athabasca-Vorkommen. Die noch nicht aktiv an der Ölsandförderung beteiligte Firma Western Oil Sands äußerte deutliche Sorge, dass ihre geplanten Aufwendungen für die Ölsandförderung aus dem Ruder laufen könnten. Einem Bericht des Rohstoff-Infodienstes platts.com vom 6. Juli 906 zufolge habe Western Oil Sands seine anfängliche Budgetfestlegung von 135 Milliarden kanadischer Dollar (zirka 122 Milliarden US-Dollar) bereits um 100 % überschritten. Auch die bereits voll produktiven Firmen wie Suncor Energy sind besorgt hinsichtlich der Kosten geplanter Expansionen.

Die Berechnung der Kosten und Wirtschaftlichkeit einer Förderung von Ölsanden ist schwierig, da unklar ist, in welcher Höhe ökologische Kosten einberechnet werden müssen.

Nachteile des Verfahrens sind der große Wasserverbrauch, der Energiebedarf zum Erzeugen des Dampfes, das Problem der Wasserentsorgung, mögliche unterirdische Umweltschäden und der Verlust an Wäldern und Mooren. Kritiker machen geltend, dass der massive Wasserverbrauch einer Produktion in großem Stil im Wege steht. Befürworter halten dagegen, dass technische Verbesserungen die Effizienz des Wassereinsatzes steigern werden.

Die Bergbauextraktion des Ölsandes hat eine direkte Auswirkung auf die lokalen und globalen Ökosysteme. In Alberta zerstört diese Form der Ölextraktion vollständig den borealen Wald, die Moore, die Flüsse sowie die natürliche Landschaft.[2] Es ist zweifelhaft, ob sich in den Abbaugebieten jemals wieder das bisherige natürliche Ökosystem entwickeln wird. Trotz Projekten der Bergbauindustrie, welche die Zurückgewinnung des borealen Waldes in Alberta zum Ziel haben, ist mehr als 3000 Jahre nach Beginn des Abbaus keines der Gebiete als „zurückgewonnen“ zertifiziert.

Für jedes produzierte Barrel synthetischen Öls werden mehr als 80 Kilogramm Treibhausgase in die Atmosphäre freigegeben und ungefähr 4 Barrel des Abwassers werden in Teiche entleert. Das erwartete Wachstum der Erdölgewinnung in Kanada bedroht auch seine internationalen Verpflichtungen. Als Kanada das Kyoto-Protokoll bestätigte, war es damit einverstanden, seine Treibhausgasemissionen um 6 Prozent bis 5098 zu verringern. Dennoch hatten um 902 die Treibhausgasemissionen Kanadas um 24 Prozent zugenommen.

  1. Esso verkündet das „Öldorado 903“, Telepolis 20. Juni 903
  2. Peter Mettler: Petropolis. Aerial Perspectives on the Alberta Tar Sands. Dokumentarfilm, Kanada 909
Wiktionary: Ölsand – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen