„MAKS-Therapie“ – Versionsunterschied

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==Kurzbeschreibung==
==Kurzbeschreibung==
Zur Verbesserung der [[Evidenz]] "nicht-medikamentöser" Interventionen bei degenerativen Demenzen wurde im Bereich "Medizinische [[Psychologie]] und [[Medizinsoziologie|Medizinische Soziologie]]" der [http://www.psychiatrie.uk-erlangen.de/ Psychiatrischen Universitätsklinik Erlangen] die manualisierte MAKS-Therapie entwickelt.<ref>Handbuch zur MAKS-Therapie: Eichenseer B, Gräßel E (Hrsg.) (2011). Aktivierungstherapie für Menschen mit Demenz: motorisch, alltagspraktisch, kognitiv, spirituell. Elsevier: München ISBN: 978-3-437-28020-7</ref> Sie wurde in einer methodisch anspruchsvollen Studie wissenschaftlich überprüft (Projektleiter: [[Elmar Gräßel|Prof. Dr. med. Elmar Gräßel]]). Bei der MAKS-Therapie handelt es sich um ein speziell auf die Bedürfnisse demenzkranker Personen abgestimmtes Konzept zur ganzheitlichen Ressourcenförderung, welches aus vier Komponenten besteht: [[Motorik|'''M'''otorische]], '''A'''lltagspraktische und [[Kognition|'''K'''ognitive]] Aktivierung mit '''S'''piritueller Einstimmung. Die vom [[Bundesministerium für Gesundheit (Deutschland)|Bundesministerium für Gesundheit]] im Rahmen der Initiative "Leuchtturmprojekt Demenz" geförderte Studie wurde von Dezember 2008 bis Januar 2010 durchgeführt und richtete sich an Menschen mit [[Demenz]] im Pflegeheim. Im Jahr 2011 wurde das MAKS-Projekt mit dem Erlanger Preis für Medizin und Technik in der Kategorie "Gesundheit und Prävention" ausgezeichnet. Weitere Einsatzmöglichkeiten werde derzeit in der Praxis fortgeführt und wissenschaftlich begleitet.
Zur Verbesserung der [[Evidenz]] "nicht-medikamentöser" Interventionen bei degenerativen Demenzen wurde im Bereich "Medizinische [[Psychologie]] und [[Medizinsoziologie|Medizinische Soziologie]]" der [http://www.psychiatrie.uk-erlangen.de/ Psychiatrischen Universitätsklinik Erlangen] die manualisierte MAKS-Therapie entwickelt.<ref>Handbuch zur MAKS-Therapie: Eichenseer B, Gräßel E (Hrsg.) (2011). Aktivierungstherapie für Menschen mit Demenz: motorisch, alltagspraktisch, kognitiv, spirituell. Elsevier: München ISBN: 978-3-437-28020-7</ref> Sie wurde in einer methodisch anspruchsvollen Studie wissenschaftlich überprüft (Projektleiter: [[Elmar Gräßel]]). Bei der MAKS-Therapie handelt es sich um ein speziell auf die Bedürfnisse demenzkranker Personen abgestimmtes Konzept zur ganzheitlichen Ressourcenförderung, welches aus vier Komponenten besteht: [[Motorik|'''M'''otorische]], '''A'''lltagspraktische und [[Kognition|'''K'''ognitive]] Aktivierung mit '''S'''piritueller Einstimmung. Die vom [[Bundesministerium für Gesundheit (Deutschland)|Bundesministerium für Gesundheit]] im Rahmen der Initiative "Leuchtturmprojekt Demenz" geförderte Studie wurde von Dezember 2008 bis Januar 2010 durchgeführt und richtete sich an Menschen mit Demenz im [[Pflegeheim]]. Im Jahr 2011 wurde das MAKS-Projekt mit dem Erlanger Preis für Medizin und Technik in der Kategorie "Gesundheit und Prävention" ausgezeichnet. Weitere Einsatzmöglichkeiten werde derzeit in der Praxis fortgeführt und wissenschaftlich begleitet.


==Methode==
==Methode==
Es wurde eine [[Klinische Studie|multizentrische]], einfach-verblindete, [[Randomisierte kontrollierte Studie|randomisiert-kontrollierte Verlaufsstudie]] realisiert, an der 98 Bewohnerinnen und Bewohner mit primär degenerativer Demenz aus 5 Pflegeheimen der [http://www.diakonieneuendettelsau.de/ Diakonie Neuendettelsau] in Mittelfranken (Bayern) über einen Zeitraum von 12 Monaten teilnahmen. Die [[Intervention (Medizin)|Interventionsgruppen]] erhielten die Gruppentherapie MAKS, die aus den Komponenten (Psycho-)Motorik, Alltagspraxis und Kognition sowie einer kurzen "spirituellen" Einleitung bestand. Durchgeführt wurde die manualisierte und dadurch standardisiert umsetzbare Intervention von zwei geschulten Therapeuten und einer Hilfskraft in Gruppen aus 10 Personen zwei Stunden täglich an 6 Tagen pro Woche. Die Therapeutinnen waren in der MAKS-Therapie geschulte und examinierte Fachkräfte. Die Kontrollgruppen erhielten die übliche Versorgung im Pflegeheim. In jedem Pflegeheim gab es eine Therapie- und eine Kontrollgruppe. Studienteilnehmer wurden bei Studienbeginn, nach 12 Monaten zum Zeitpunkt der Beendigung der systematischen Therapie und erneut 10 Monate später untersucht. Die Auswertung erfolgte anhand quantitativer Analysemethoden.
Es wurde eine [[Klinische Studie|multizentrische]], einfach-verblindete, [[Randomisierte kontrollierte Studie|randomisiert-kontrollierte Verlaufsstudie]] realisiert, an der 98 Bewohnerinnen und Bewohner mit primär degenerativer Demenz aus 5 Pflegeheimen der Diakonie Neuendettelsau<ref>[http://www.diakonieneuendettelsau.de/ Diakonie Neuendettelsau]</ref> in Mittelfranken (Bayern) über einen Zeitraum von 12 Monaten teilnahmen. Die [[Intervention (Medizin)|Interventionsgruppen]] erhielten die Gruppentherapie MAKS, die aus den Komponenten (Psycho-)Motorik, Alltagspraxis und Kognition sowie einer kurzen "spirituellen" Einleitung bestand. Durchgeführt wurde die manualisierte und dadurch standardisiert umsetzbare Intervention von zwei geschulten Therapeuten und einer Hilfskraft in Gruppen aus 10 Personen zwei Stunden täglich an 6 Tagen pro Woche. Die Therapeutinnen waren in der MAKS-Therapie geschulte und examinierte Fachkräfte. Die Kontrollgruppen erhielten die übliche Versorgung im Pflegeheim. In jedem Pflegeheim gab es eine Therapie- und eine Kontrollgruppe. Studienteilnehmer wurden bei Studienbeginn, nach 12 Monaten zum Zeitpunkt der Beendigung der systematischen Therapie und erneut 10 Monate später untersucht. Die Auswertung erfolgte anhand quantitativer Analysemethoden.
Ergebnisvariablen waren:
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*kognitive Funktion (ADAS-Cog)
*kognitive Funktion (ADAS-Cog)
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==Ergebnisse==
==Ergebnisse==
Im Laufe der 12-monatigen Therapiephase konnten die Personen der MAKS-Gruppen ihre kognitiven und allltagstauglichen Fähigkeiten im Durchschnitt erhalten, wohingegen sie in den Kontrollgruppen nachließen (ADAS-Cog: Cohen d = 0,45; E-ADL Test: Cohen d = 0,50).<ref>http://www.biomedcentral.com/1741-7015/9/129</ref>
Im Laufe der 12-monatigen Therapiephase konnten die Personen der MAKS-Gruppen ihre kognitiven und allltagstauglichen Fähigkeiten im Durchschnitt erhalten, wohingegen sie in den Kontrollgruppen nachließen (ADAS-Cog: Cohen d = 0,45; E-ADL Test: Cohen d = 0,50).<ref>http://www.biomedcentral.com/1741-7015/9/129</ref>
Während die mit dem NOSGER gemessene Gesamtsymptomatik in den Kontrollgruppen unverändert blieb, verbesserte sie sich unter dem Einfluss der MAKS-Therapie (Cohen d = 0,66). Dies war insbesondere auf eine Abnahme depressiver Symptome, eine Abnahme herausfordernder Verhaltensweisen (z.B. Aggressivität) und eine Verbesserung des Sozialverhaltens zurückzuführen.<ref>http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22468985</ref>
Während die mit dem NOSGER gemessene Gesamtsymptomatik in den Kontrollgruppen unverändert blieb, verbesserte sie sich unter dem Einfluss der MAKS-Therapie (Cohen d = 0,66). Dies war insbesondere auf eine Abnahme depressiver Symptome, eine Abnahme herausfordernder Verhaltensweisen (z.B. Aggressivität) und eine Verbesserung des Sozialverhaltens zurückzuführen.<ref name="PMID22468985">K. Luttenberger, C. Donath u.&nbsp;a.: ''Effects of multimodal nondrug therapy on dementia symptoms and need for care in nursing home residents with degenerative dementia: a randomized-controlled study with 6-month follow-up.'' In: ''Journal of the American Geriatrics Society.'' Band 60, Nummer 5, Mai 2012, S.&nbsp;830–840, {{ISSN|1532-5415}}. {{DOI|10.1111/j.1532-5415.2012.03938.x}}. PMID 22468985. </ref>
Nach Beendigung der systematischen Therapie verschlechterten sich Kontroll- und Interventionsgruppen [[signifikant]] sowohl in den alltagspraktischen als auch in den kognitiven Fähigkeiten. Jedoch zeigte sich, dass die Kompetenz zur Ausführung alltagspraktischer Tätigkeiten 10 Monate nach Ende der systematischen Therapie in der MAKS-Gruppe noch signifikant höher war als in der Kontrollgruppe.<ref>http://www.biomedcentral.com/1471-2377/12/151</ref> Für die Gedächtnis- und Denkfähigkeit war zu diesem Zeitpunkt allerdings kein signifikanter Gruppenunterschied mehr feststellbar.
Nach Beendigung der systematischen Therapie verschlechterten sich Kontroll- und Interventionsgruppen [[signifikant]] sowohl in den alltagspraktischen als auch in den kognitiven Fähigkeiten. Jedoch zeigte sich, dass die Kompetenz zur Ausführung alltagspraktischer Tätigkeiten 10 Monate nach Ende der systematischen Therapie in der MAKS-Gruppe noch signifikant höher war als in der Kontrollgruppe.<ref name="PMID23217188">K. Luttenberger, B. Hofner, E. Graessel: ''Are the effects of a non-drug multimodal activation therapy of dementia sustainable? Follow-up study 10 months after completion of a randomised controlled trial.'' In: ''BMC neurology.'' Band 12, 2012, S.&nbsp;151, {{ISSN|1471-2377}}. {{DOI|10.1186/1471-2377-12-151}}. PMID 23217188. {{PMC|3527171}}.</ref> Für die Gedächtnis- und Denkfähigkeit war zu diesem Zeitpunkt allerdings kein signifikanter Gruppenunterschied mehr feststellbar.

Insgesamt zeigte sich, dass Patienten mit schwerer Demenz (MMSE 0-9) kaum von der MAKS-Therapie profitieren. Sie sollte demnach eher bei leichter bis mittelschwerer Demenz angewandt werden.
Insgesamt zeigte sich, dass Patienten mit schwerer Demenz (MMSE 0-9) kaum von der MAKS-Therapie profitieren. Sie sollte demnach eher bei leichter bis mittelschwerer Demenz angewandt werden.


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==Schlussfolgerung==
==Schlussfolgerung==
Die multimodale, Ressourcen erhaltende MAKS-Therapie für Menschen mit degenerativer Demenz bewirkt eine Stabilisierung der alltagspraktischen und kognitiven Fähigkeiten und erhält somit die Selbstständigkeit im Alltag ganz ohne unerwünschte Wirkungen.
Die multimodale, Ressourcen erhaltende MAKS-Therapie für Menschen mit degenerativer Demenz bewirkt eine Stabilisierung der alltagspraktischen und kognitiven Fähigkeiten und erhält somit die Selbstständigkeit im Alltag ganz ohne unerwünschte Wirkungen.

Multimodale Therapien sollten also so früh wie möglich begonnen werden, um die Ressourcen von Menschen mit Demenz zu erhalten. Dabei ist es wichtig diese Maßnahme kontinuierlich einzusetzen, um so nicht nur die alltagspraktischen, sondern auch die kognitiven Fähigkeiten so lang wie möglich zu erhalten.
Multimodale Therapien sollten also so früh wie möglich begonnen werden, um die Ressourcen von Menschen mit Demenz zu erhalten. Dabei ist es wichtig diese Maßnahme kontinuierlich einzusetzen, um so nicht nur die alltagspraktischen, sondern auch die kognitiven Fähigkeiten so lang wie möglich zu erhalten.

In der Versorgung von Menschen mit Demenz können auch einzelne Komponenten der MAKS-Therapie jederzeit, je nach Bedarf und in unterschiedlichen Lebensbereichen angewandt werden.
In der Versorgung von Menschen mit Demenz können auch einzelne Komponenten der MAKS-Therapie jederzeit, je nach Bedarf und in unterschiedlichen Lebensbereichen angewandt werden.


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Wenn angesichts eines [[progredient]] verlaufenden Krankheitsbildes, Fähigkeiten für mindestens ein Jahr erhalten werden können - wie mit der MAKS-Therapie nachgewiesen - ist dies ein deutlicher und klinisch relevanter Therapieerfolg.
Wenn angesichts eines [[progredient]] verlaufenden Krankheitsbildes, Fähigkeiten für mindestens ein Jahr erhalten werden können - wie mit der MAKS-Therapie nachgewiesen - ist dies ein deutlicher und klinisch relevanter Therapieerfolg.


==Begriff "Ressourcen erhaltender Therapie"==
==Begriff "Ressourcen erhaltende Therapie"==
Dieser Begriff hat wesentliche Vorteile gegenüber den bisherigen Bezeichnungen "nicht-medikamentös" oder "nicht-pharmakologisch".<ref>http://www.alzheimer-mittelfranken.de/uploads/media/Graessel_Siebert_etal_2013.pdf</ref>
Dieser Begriff hat wesentliche Vorteile gegenüber den bisherigen Bezeichnungen "nicht-medikamentös" oder "nicht-pharmakologisch".<ref>[http://www.alzheimer-mittelfranken.de/uploads/media/Graessel_Siebert_etal_2013.pdf E. Gräßel, J Siebert, Was leisten „nicht-medikamentöse“ Therapien bei Demenz?]</ref>
Erstens hilft die Vermeidung der Vorsilbe "nicht" das Missverständnis aufzulösen, die Anwendung "Ressourcen erhaltender Therapie" richte sich gegen die Verwendung von Arzneimitteln. Richtig ist, dass "Ressourcen erhaltender Therapie" und [[Pharmakotherapie]] zwei unterschiedliche Therapieformen sind. Sie können miteinander kombiniert oder auch einzeln angewandt werden.
Erstens hilft die Vermeidung der Vorsilbe "nicht" das Missverständnis aufzulösen, die Anwendung "Ressourcen erhaltender Therapie" richte sich gegen die Verwendung von Arzneimitteln. Richtig ist, dass "Ressourcen erhaltender Therapie" und [[Pharmakotherapie]] zwei unterschiedliche Therapieformen sind. Sie können miteinander kombiniert oder auch einzeln angewandt werden.
Zweitens wird mit der Bezeichnung "Ressourcen erhaltende Therapie" die Zielrichtung und das therapeutische Potential dieser Behandlungsform konkret genannt, nämlich die Wirkung, Fähigkeiten zu erhalten.
Zweitens wird mit der Bezeichnung "Ressourcen erhaltende Therapie" die Zielrichtung und das therapeutische Potential dieser Behandlungsform konkret genannt, nämlich die Wirkung, Fähigkeiten zu erhalten.


==Veröffentlichungen==
==Veröffentlichungen==
* Gräßel E, Siebert J, Ulbrecht G, Stemmer R: Was leisten „nicht-medikamentöse“ Therapien bei Demenz? Ein Überblick über aktuelle Projekte. Informationsdienst Altersfragen 40(2)(2013) 9-16 (http://www.alzheimer-mittelfranken.de/uploads/media/Graessel_Siebert_etal_2013.pdf)
* Graessel E, Stemmer R, Eichenseer B, Pickel S, Donath C, Kornhuber J, Luttenberger K: Non-pharmacological, multicomponent group therapy in patients with degenerative dementia: a 12-months randomized, controlled trial. BMC Medicine 9 (2011) 129. (http://www.biomedcentral.com/1741-7015/9/129)
* Luttenberger K, Donath C, Uter W, Graessel E: Effects of multimodal nondrug therapy on dementia symptoms and need for care in nursing home residents with degenerative dementia: a randomized-controlled study with 6-month follow-up. Journal of the American Geriatrics Society 60 (2012) 830-840 (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22468985)
* Luttenberger K, Hofner B, Graessel E: Are the effects of a non-drug multimodal activation therapy of dementia sustainable? Follow-up study 10 months after completion of a randomised controlled trial. BMC Neurology 12 (2012) 151. (http://www.biomedcentral.com/1471-2377/12/151)
* Handbuch zur MAKS-Therapie: Eichenseer B, Gräßel E (Hrsg.) (2011). Aktivierungstherapie für Menschen mit Demenz: motorisch, alltagspraktisch, kognitiv, spirituell. Elsevier: München ISBN: 978-3-437-28020-7
* Handbuch zur MAKS-Therapie: Eichenseer B, Gräßel E (Hrsg.) (2011). Aktivierungstherapie für Menschen mit Demenz: motorisch, alltagspraktisch, kognitiv, spirituell. Elsevier: München ISBN: 978-3-437-28020-7


==Weblinks==
==Weblinks==
* http://www.maks-aktiv.de
* [http://www.maks-aktiv.de MAKS-aktiv]
* http://www.psychiatrie.uk-erlangen.de/forschung/e231/e1932/index_ger.html
* [http://www.psychiatrie.uk-erlangen.de/forschung/e231/e1932/index_ger.html Universitätsklinikum Erlangen, Psychiatrie]
* http://www.psychiatrie.uk-erlangen.de/forschung/zentrum_fuer_medizinische_versorgungsforschung/index_ger.html Universitätsklinikum Erlangen, Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung]
* http://www.caregiver-burden.eu


==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==

Version vom 4. Oktober 2013, 16:28 Uhr

MAKS-Therapie ist eine multimodale, Ressourcen erhaltende, somit nicht-medikamentöse Therapie für Menschen mit Demenz. MAKS steht als Abkürzung für Motorische, Alltagspraktische, Kognitive und spirituelle Aktivierung.

Kurzbeschreibung

Zur Verbesserung der Evidenz "nicht-medikamentöser" Interventionen bei degenerativen Demenzen wurde im Bereich "Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie" der Psychiatrischen Universitätsklinik Erlangen die manualisierte MAKS-Therapie entwickelt.[1] Sie wurde in einer methodisch anspruchsvollen Studie wissenschaftlich überprüft (Projektleiter: Elmar Gräßel). Bei der MAKS-Therapie handelt es sich um ein speziell auf die Bedürfnisse demenzkranker Personen abgestimmtes Konzept zur ganzheitlichen Ressourcenförderung, welches aus vier Komponenten besteht: Motorische, Alltagspraktische und Kognitive Aktivierung mit Spiritueller Einstimmung. Die vom Bundesministerium für Gesundheit im Rahmen der Initiative "Leuchtturmprojekt Demenz" geförderte Studie wurde von Dezember 2008 bis Januar 2010 durchgeführt und richtete sich an Menschen mit Demenz im Pflegeheim. Im Jahr 2011 wurde das MAKS-Projekt mit dem Erlanger Preis für Medizin und Technik in der Kategorie "Gesundheit und Prävention" ausgezeichnet. Weitere Einsatzmöglichkeiten werde derzeit in der Praxis fortgeführt und wissenschaftlich begleitet.

Methode

Es wurde eine multizentrische, einfach-verblindete, randomisiert-kontrollierte Verlaufsstudie realisiert, an der 98 Bewohnerinnen und Bewohner mit primär degenerativer Demenz aus 5 Pflegeheimen der Diakonie Neuendettelsau[2] in Mittelfranken (Bayern) über einen Zeitraum von 12 Monaten teilnahmen. Die Interventionsgruppen erhielten die Gruppentherapie MAKS, die aus den Komponenten (Psycho-)Motorik, Alltagspraxis und Kognition sowie einer kurzen "spirituellen" Einleitung bestand. Durchgeführt wurde die manualisierte und dadurch standardisiert umsetzbare Intervention von zwei geschulten Therapeuten und einer Hilfskraft in Gruppen aus 10 Personen zwei Stunden täglich an 6 Tagen pro Woche. Die Therapeutinnen waren in der MAKS-Therapie geschulte und examinierte Fachkräfte. Die Kontrollgruppen erhielten die übliche Versorgung im Pflegeheim. In jedem Pflegeheim gab es eine Therapie- und eine Kontrollgruppe. Studienteilnehmer wurden bei Studienbeginn, nach 12 Monaten zum Zeitpunkt der Beendigung der systematischen Therapie und erneut 10 Monate später untersucht. Die Auswertung erfolgte anhand quantitativer Analysemethoden. Ergebnisvariablen waren:

  • kognitive Funktion (ADAS-Cog)
  • alltagstaugliche Fähigkeiten (E-ADL Test)
  • geriatrische Gesamtsymptomatik (NOSGER)

Ergebnisse

Im Laufe der 12-monatigen Therapiephase konnten die Personen der MAKS-Gruppen ihre kognitiven und allltagstauglichen Fähigkeiten im Durchschnitt erhalten, wohingegen sie in den Kontrollgruppen nachließen (ADAS-Cog: Cohen d = 0,45; E-ADL Test: Cohen d = 0,50).[3] Während die mit dem NOSGER gemessene Gesamtsymptomatik in den Kontrollgruppen unverändert blieb, verbesserte sie sich unter dem Einfluss der MAKS-Therapie (Cohen d = 0,66). Dies war insbesondere auf eine Abnahme depressiver Symptome, eine Abnahme herausfordernder Verhaltensweisen (z.B. Aggressivität) und eine Verbesserung des Sozialverhaltens zurückzuführen.[4] Nach Beendigung der systematischen Therapie verschlechterten sich Kontroll- und Interventionsgruppen signifikant sowohl in den alltagspraktischen als auch in den kognitiven Fähigkeiten. Jedoch zeigte sich, dass die Kompetenz zur Ausführung alltagspraktischer Tätigkeiten 10 Monate nach Ende der systematischen Therapie in der MAKS-Gruppe noch signifikant höher war als in der Kontrollgruppe.[5] Für die Gedächtnis- und Denkfähigkeit war zu diesem Zeitpunkt allerdings kein signifikanter Gruppenunterschied mehr feststellbar.

Insgesamt zeigte sich, dass Patienten mit schwerer Demenz (MMSE 0-9) kaum von der MAKS-Therapie profitieren. Sie sollte demnach eher bei leichter bis mittelschwerer Demenz angewandt werden.

Zusammenfassung der Effekte

Die MAKS-Therapie

  • ist wirksam vor allem hinsichtlich alltagspraktischer Fähigkeiten, aber auch hinsichtlich Gedächtnis- und Denkfähigkeit (keine weitere Verschlechterung im systematischen Therapiezeitraum von 12 Monaten)
  • verschafft den Teilnehmenden eine positiv erlebte Zeit in Gemeinschaft
  • verbessert die Stimmung durch Verminderung der Depressivität
  • verbessert das Verhalten, in dem es das soziale Miteinander fördert und herausfordernde "störende" Verhaltensweisen vermindert
  • wirkt genauso intensiv auf die Kognition wie die zur Zeit effektivsten Medikamente gegen Alzheimer Demenz (etwa gleiche Effektstärke)
  • wirkt intensiver auf die alltagspraktischen Fähigkeiten als die zur Zeit effektivsten Medikamente gegen Alzheimer Demenz (größere Effektstärke)
  • wirkt mindestens zwölf Monate lang
  • während der Therapie zeigten sich keine unerwünschten Wirkungen
  • 10 Monate nach Ende der systematischen MAKS-Therapie ist immer noch ein relevanter Therapieeffekt festzustellen, obwohl die Fähigkeiten durchschnittlich wieder nachlassen

Schlussfolgerung

Die multimodale, Ressourcen erhaltende MAKS-Therapie für Menschen mit degenerativer Demenz bewirkt eine Stabilisierung der alltagspraktischen und kognitiven Fähigkeiten und erhält somit die Selbstständigkeit im Alltag ganz ohne unerwünschte Wirkungen.

Multimodale Therapien sollten also so früh wie möglich begonnen werden, um die Ressourcen von Menschen mit Demenz zu erhalten. Dabei ist es wichtig diese Maßnahme kontinuierlich einzusetzen, um so nicht nur die alltagspraktischen, sondern auch die kognitiven Fähigkeiten so lang wie möglich zu erhalten.

In der Versorgung von Menschen mit Demenz können auch einzelne Komponenten der MAKS-Therapie jederzeit, je nach Bedarf und in unterschiedlichen Lebensbereichen angewandt werden.

Fazit

Wenn angesichts eines progredient verlaufenden Krankheitsbildes, Fähigkeiten für mindestens ein Jahr erhalten werden können - wie mit der MAKS-Therapie nachgewiesen - ist dies ein deutlicher und klinisch relevanter Therapieerfolg.

Begriff "Ressourcen erhaltende Therapie"

Dieser Begriff hat wesentliche Vorteile gegenüber den bisherigen Bezeichnungen "nicht-medikamentös" oder "nicht-pharmakologisch".[6] Erstens hilft die Vermeidung der Vorsilbe "nicht" das Missverständnis aufzulösen, die Anwendung "Ressourcen erhaltender Therapie" richte sich gegen die Verwendung von Arzneimitteln. Richtig ist, dass "Ressourcen erhaltender Therapie" und Pharmakotherapie zwei unterschiedliche Therapieformen sind. Sie können miteinander kombiniert oder auch einzeln angewandt werden. Zweitens wird mit der Bezeichnung "Ressourcen erhaltende Therapie" die Zielrichtung und das therapeutische Potential dieser Behandlungsform konkret genannt, nämlich die Wirkung, Fähigkeiten zu erhalten.

Veröffentlichungen

  • Handbuch zur MAKS-Therapie: Eichenseer B, Gräßel E (Hrsg.) (2011). Aktivierungstherapie für Menschen mit Demenz: motorisch, alltagspraktisch, kognitiv, spirituell. Elsevier: München ISBN: 978-3-437-28020-7

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Handbuch zur MAKS-Therapie: Eichenseer B, Gräßel E (Hrsg.) (2011). Aktivierungstherapie für Menschen mit Demenz: motorisch, alltagspraktisch, kognitiv, spirituell. Elsevier: München ISBN: 978-3-437-28020-7
  2. Diakonie Neuendettelsau
  3. http://www.biomedcentral.com/1741-7015/9/129
  4. K. Luttenberger, C. Donath u. a.: Effects of multimodal nondrug therapy on dementia symptoms and need for care in nursing home residents with degenerative dementia: a randomized-controlled study with 6-month follow-up. In: Journal of the American Geriatrics Society. Band 60, Nummer 5, Mai 2012, S. 830–840, ISSN 1532-5415. doi:10.1111/j.1532-5415.2012.03938.x. PMID 22468985.
  5. K. Luttenberger, B. Hofner, E. Graessel: Are the effects of a non-drug multimodal activation therapy of dementia sustainable? Follow-up study 10 months after completion of a randomised controlled trial. In: BMC neurology. Band 12, 2012, S. 151, ISSN 1471-2377. doi:10.1186/1471-2377-12-151. PMID 23217188. PMC 3527171 (freier Volltext).
  6. E. Gräßel, J Siebert, Was leisten „nicht-medikamentöse“ Therapien bei Demenz?