„Taupunkt“ – Versionsunterschied

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== Taupunkte bei anderen Gasgemischen ==
== Taupunkte bei anderen Gasgemischen ==

; Mehrkomponentensysteme

Wenn Mehrkomponentensysteme (beispielsweise [[Abgas]]e, [[Destillation]]sgemische, Erdgas) anstelle eines Siedepunktes einen [[Siedepunkt#Siedebereich|Siedebereich]] oder [[Kondensationspunkt (Physik)|Kondensationsbereich]] aufweisen, so wird dementsprechend auch ein Taupunktbereich gemessen und angegeben. Auch werden oft indirekt [[Gaschromatographie|gaschromatographisch]] gemessene Siedetemperaturen zu einem Taupunkt ''umgerechnet'' und samt dem ''[[Messfehler]]bereich'' angegeben<ref>{{Literatur | Autor = Christoph Lechner, Jörg Seume (Herausgeber) | Titel = Stationäre Gasturbinen | Verlag = Springer | Ort = Berlin Heidelberg | Jahr = 2010 | ISBN = 978-3-540-92787-7 | Online = {{Google Buch | BuchID = 6m1zdoikhjsC | Seite = 495 | Hervorhebung = gaschromatografisch }} }}</ref>

; Kohlenwasserstoffe
; Kohlenwasserstoffe
* Der [[Kohlenwasserstoff-Taupunkt|Kohlenwasserstofftaupunkt]] beschreibt den Taupunkt eines Kohlenwasserstoffgemisches, wobei die Taupunkte der einzelnen Kohlenwasserstoff-Komponenten bei [[Trennverfahren (Verfahrenstechnik)|physikalischen Trennverfahren]] Berücksichtigung finden.
* Der [[Kohlenwasserstoff-Taupunkt|Kohlenwasserstofftaupunkt]] beschreibt den Taupunkt eines Kohlenwasserstoffgemisches, wobei die Taupunkte der einzelnen Kohlenwasserstoff-Komponenten bei [[Trennverfahren (Verfahrenstechnik)|physikalischen Trennverfahren]] Berücksichtigung finden.

Version vom 25. November 2013, 03:51 Uhr

Der Taupunkt von feuchter Luft ist diejenige Temperatur, die bei unverändertem Druck unterschritten werden muss, damit sich der darin (unsichtbar) enthaltene Wasserdampf als Tau oder Nebel abscheidet.[1] Die Taupunkttemperatur steht in einem Zusammenhang mit dem Wassergehalt der Luft und wird daher auch als Maß für die absolute Feuchte verwendet: Je mehr Wasserdampf die Luft enthält, um so höher liegt deren Taupunkttemperatur.

Am Taupunkt weist Luft 100 % relative Feuchtigkeit (rF) auf, der Wasserdampf ist in der Luft gesättigt. Der Wasserdampf liegt bei Temperaturen oberhalb des Taupunkts ungesättigt vor. Bei Temperaturen unterhalb des Taupunkts ist er übersättigt, was meist sofort zur Kondensation führt.

Der Taupunkt wird mit einem Taupunktspiegelhygrometer direkt oder mit anderen hygrometrischen Verfahren indirekt gemessen.

Der Begriff des Taupunkts wird sinngemäß auch auf andere Gasgemische mit kondensierbaren Bestandteilen angewendet.

Für die Taupunkttemperatur wird oft der griechische Buchstabe als Formelzeichen verwendet. Es finden aber auch andere Symbole (mit oder ohne Index) Verwendung.

Theoretischer Hintergrund

Die blaue Kurve ist die Taupunktkurve. Zu einem beliebigen Zustand (roter Punkt) gehört ein Taupunkt bei gleichem Wasserdampf-Partialdruck (blauer Punkt). An den waagrechten und senkrechten Hilfslinien kann man die Taupunktdifferenz und die relative Feuchte ablesen (vgl. Text).

Der Taupunkt bezeichnet die Temperatur eines feuchten Gases, bei dem sich Kondensieren und Verdunsten genau die Waage halten. „Feucht“ bedeutet in diesem Zusammenhang in der Regel, dass es sich bei dem Gasgemisch um eine Wasserdampf-Luft-Mischung handelt. Auch bei Gasgemischen mit einem anderen kondensierbaren Bestandteil wird sinngemäß von einem Taupunkt gesprochen (vgl. entsprechenden Abschnitt). Dieser Gleichgewichtszustand wird auch Sättigung genannt. Der Dampf-Partialdruck, der in diesem Zustand herrscht, ist der Sättigungsdampfdruck. Wie hoch der Sättigungsdampfdruck bei einer gegebenen Temperatur ist, ergibt sich aus dem Phasendiagramm des Wassers bzw. der Stoffe in anderen Gasgemischen. Da die nicht-kondensierbaren Anteile des Gasgemisches das Verhalten des Dampfes nahezu überhaupt nicht beeinflussen, hängt der Taupunkt von feuchter Luft fast ausschließlich vom Partialdruck des enthaltenen Wassers ab.

Jeder solche Gleichgewichtszustand ist durch einen Punkt im p-T-Diagramm, bestimmt. Verbindet man all diese Punkte miteinander, so erhält man die Taupunktkurve als Phasengrenzlinie. Unterhalb des Tripelpunktes bildet sich keine Flüssigkeit sondern Reif. Man spricht daher hier vom Reifpunkt statt vom Taupunkt. Doch auch hier kann sich ein dynamisches Gleichgewicht zwischen Feststoff und Dampfphase einstellen, so dass sich Sublimieren und Resublimieren genau die Waage halten.

Wenn keine flüssige Phase vorliegt, d. h. wenn das System nur aus dem Luft-Dampf-Gemisch besteht, liegt der Zustand oft fernab des Taupunkts. Den Dampf kann man trotzdem zum Kondensieren bringen: Einerseits kann man das System abkühlen, damit seine Temperatur die Taupunkttemperatur erreicht. Andererseits kann man es komprimieren, so dass der Dampf-Partialdruck bis zum Sättigungsdampfdruck ansteigt. Die relative Feuchte gibt an, wie hoch der aktuelle Dampf-Partialdruck im Vergleich zum Sättigungsdampfdruck ist (bei gleicher Temperatur), ausgedrückt in Prozent. Die Taupunktdifferenz gibt an, wie weit die aktuelle Temperatur über dem Taupunkt (bei gleichem Druck) liegt. (Sie wird im Fachjargon auch Spread genannt, abgeleitet von dem englischen Begriff dewpoint spread.) Sowohl die relative Feuchte als auch die Taupunktdifferenz kann verwendet werden, wenn man angeben will, wie weit das feuchte Gasgemisch von der Sättigung entfernt ist, d. h. wie feucht das Gasgemisch ist.

Verwendungsbeispiele

Meteorologie

In der Meteorologie wird der Taupunkt als Maß für die Luftfeuchtigkeit herangezogen. Wenn die jeweilige Lufttemperatur mit dem Taupunkt übereinstimmt, beträgt die relative Luftfeuchtigkeit 100%. Der Begriff Schwüle kann über den Taupunkt definiert werden: Schwüle wird empfunden, wenn der Taupunkt ca. 16 °C übersteigt.[2]

Sinkt die Temperatur der Luft unter ihren Taupunkt, was bei bodennaher Luft häufig in den frühen Morgenstunden der Fall ist, so verflüssigt sich ein Teil des Wasserdampfs: Tau oder Nebel bilden sich, bei tieferen Temperaturen Reif. Es genügt, wenn einzelne Gegenstände, beispielsweise Autos, durch Wärmeabstrahlung unter den Taupunkt abkühlen.[3] Vorbeistreichende feuchte Luft kühlt dann an der Oberfläche der Gegenstände ebenfalls unter den Taupunkt ab und die Scheiben beschlagen mit Kondenswasser oder Eisblumen. Steigt die Temperatur über den Taupunkt, so lösen sich diese Niederschläge wieder auf.

Ähnliche Vorgänge sind auch für die Wolkenbildung und -auflösung verantwortlich: Erwärmte Luftmassen steigen vom Boden auf und kühlen sich dabei um ca. 1 °C pro 100 m ab. Man spricht vom „trockenadiabatischen Temperaturgradienten“. Zunächst bleibt die im Luftpaket enthaltene Wasserdampfmenge unverändert. In einer bestimmten Höhe erreicht die Temperatur der Luftmasse den Taupunkt. Hier setzt die Kondensation ein, eine Cumulus-Wolke bildet sich. Die Wolkenuntergrenze liegt also genau auf dieser Höhe. Steigt die Luft noch weiter auf, so nimmt die Temperatur langsamer ab, weil Kondensationswärme freigesetzt wird (siehe feuchtadiabatischer Temperaturgradient). Um die Entwicklung der Wolken einschätzen zu können, werden daher mithilfe von Radiosonden regelmäßig Vertikalprofile der Temperatur und des Taupunkts erstellt.[4] Diese Information über die Schichtung der Atmosphäre kann dazu vewendet werden, um beispielsweise Gewitter vorzuhersagen.[5]

Bauphysik

Bei wasserdampfdurchlässigen diffusionsoffenen Baustoffen diffundiert Wasserdampf aufgrund des Konzentrationsgefälles (beispielsweise innen feuchte Raumluft, außen trockene Winterluft) durch das Bauteil. An dem Punkt in der Wand, an dem die Bauteiltemperatur niedriger als der Taupunkt ist, kondensiert der Wasserdampf und vernässt das Bauteil. Als Taupunktebene wird die Fläche bezeichnet, an der die Temperatur dem Taupunkt des Wasserdampfes entspricht. Der Feuchtigkeitsaustausch kann durch eine Dampfsperre vermindert werden.

Luftentfeuchtung

Mithilfe von Kondensationstrocknern kann Feuchtigkeit aus Raumluft abgeschieden werden. Die Luft wird unter den Taupunkt abgekühlt, die kondensierbare Luftfeuchtigkeit rinnt ab, anschließend wird die Luft über ein Wärmerückgewinnungsregister wieder erwärmt. Das Funktionsprinzip wird auch beim Wäschetrockner eingesetzt.

Pneumatik

Wird ein feuchtes Gasgemisch komprimiert, steigt der Dampf-Partialdruck und damit auch die Taupunkttemperatur an. Der Wasserdampf kondensiert dann bei höheren Temperaturen. In der Pneumatik wird darum die Druckluft vor der Verwendung getrocknet, z. B. mit Kältetrocknern. Dadurch kann die Druckluft auch bei tiefen Temperaturen eingesetzt werden, ohne dass in den Druckleitungen oder Transportbehältern Wasser kondensiert.

Taupunkte bei anderen Gasgemischen

Mehrkomponentensysteme

Wenn Mehrkomponentensysteme (beispielsweise Abgase, Destillationsgemische, Erdgas) anstelle eines Siedepunktes einen Siedebereich oder Kondensationsbereich aufweisen, so wird dementsprechend auch ein Taupunktbereich gemessen und angegeben. Auch werden oft indirekt gaschromatographisch gemessene Siedetemperaturen zu einem Taupunkt umgerechnet und samt dem Messfehlerbereich angegeben[6]

Kohlenwasserstoffe
Abgas

Berechnung des Taupunkts von feuchter Luft

Abkürzungen

Folgende Bezeichnungen werden verwendet:

Masse des Wassers bzw. des Wasserdampfes bzw. der trockenen Luft
Wassergehalt
Temperatur in Kelvin bzw. in °C
Taupunkttemperatur in °C
Druck der feuchten Luft
Partialdruck des Dampfes bzw. der trockenen Luft
Sättigungsdampfdruck
relative Luftfeuchtigkeit
universelle Gaskonstante
molare Masse

Grundlegende Zusammenhänge

Der Wassergehalt ist das Verhältnis zwischen der im Gemisch enthaltenen Masse des Wassers mW und der Masse der trockenen Luft mL.

Im ungesättigten Zustand liegt das gesamte Wasser als Dampf vor. Man kann dafür schreiben:

Die Partialdrücke des Dampfes pD und der trockenen Luft pL beschreiben den Zustand der Gemischkomponenten. Die Summe der Partialdrücke ist der barometrische Druck der feuchten Luft.

Der Partialdruck ist dabei der Druck, den die jeweilige Gemischkomponente annehmen würde, wenn sie das Gemischvolumen V bei der gleichen Temperatur ϑ allein ausfüllen würde. Mit der thermischen Zustandsgleichung für ideale Gase lässt sich formulieren:

Das Verhältnis der molaren Massen von Wasser zu trockener Luft beträgt 0,622.[9]

Mit Gleichung (3) lässt sich für den Partialdruck des Dampfes formulieren

Die relative Luftfeuchtigkeit φ ist das Verhältnis von Partialdruck des Dampfes zu dessen Sättigungsdampfdruck ps.

Aus Gleichung (7) lässt sich ableiten

Sättigungsdampfdruck

Die Abhängigkeit des Sättigungsdampfdrucks von Wasser ist aus Messungen bekannt und in Tabellenwerken dargestellt sowie in Näherungsgleichungen formuliert. Eine Möglichkeit für die Beschreibung des Sättigungsdampfdrucks ist die Magnus-Formel, welche folgende Form besitzt[10]

Für den Sättigungsdampfdruck über Wasser
gelten die Parameter

im Temperaturbereich
(unter 0°C für unterkühltes Wasser).

Für den Sättigungsdampfdruck über Eis
gelten die Parameter

im Temperaturbereich . Die nachfolgenden Formeln sind nur in diesem Bereich anwendbar.

Abhängigkeit der Taupunkttemperatur von Wassergehalt und barometrischem Druck

Am Taupunkt liegt der Dampf bei Sättigungsdruck vor. Gleichung (7) kann mit dem Sättigungsdruck der Taupunkttemperatur gleichgesetzt werden.

Je nachdem, welche Formulierung für die Temperaturabhängigkeit des Sättigungsdampfdrucks angewendet wird, lässt sich eine iterative Lösung oder eine explizite Formulierung für die Taupunkttemperatur finden. Durch Einsetzen der Magnus-Formel (10) kann Gleichung (11) nach der Taupunkttemperatur umgestellt werden.

Abhängigkeit der Taupunkttemperatur von relativer Luftfeuchtigkeit und Lufttemperatur

Taupunkt in Abhängigkeit von Temperatur und Luftfeuchtigkeit.

Am Taupunkt ist die relative Luftfeuchtigkeit gleich 1 (=100 %)

Dividiert man Gleichung (9) durch Gleichung (13) so ergibt sich

Nach Einsetzen der Magnus-Formel lässt sich der Zusammenhang umformulieren zu

Einzelnachweise

  1. Ernst Lecher: Lehrbuch der Physik für Mediziner, Biologen und Psychologen, Nachdruck des Originals von 1921. Salzwasser Verlag, Paderborn 1921, ISBN 978-3-8460-3190-2 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Herwig Wakonigg: Die Schwüle in der Steiermark. mit umfangreichen meteorologischen Definitionen. In: Mitteilungen des naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark. Band 105, 1975, S. 116 (PDF-Datei; 1,5 MB [abgerufen am 22. Oktober 2013]).
  3. Joseph Krauß: Grundzüge der Maritimen Meteorologie und Ozeanographie, Reprint des Originals von 1917. Salzwasser Verlag, Paderborn 2011, ISBN 978-3-86444-130-1 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Ulrich Schumann (Editor): Atmospheric Physics, Background – Methods – Trends. Springer, Berlin/ Heidelberg 2012, ISBN 978-3-642-30182-7 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Vertikalprofile bei wetteronline.de
  6. Christoph Lechner, Jörg Seume (Herausgeber): Stationäre Gasturbinen. Springer, Berlin Heidelberg 2010, ISBN 978-3-540-92787-7 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Günter Cerbe: Grundlagen der Gastechnik, 7. Auflage. Hanser Verlag, München/ Wien 2008, ISBN 978-3-446-41352-8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Lueger: Lexikon der Technik. Band 17, S. 223.
  9. Horst Malberg: Meteorologie und Klimatologie. Springer, 2002, ISBN 3-540-42919-0 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Dietrich Sonntag, Dirk Heinze: Sättigungsdampfdruck-und Sättigungsdampfdichtetafeln für Wasser und Eis. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1982.