„Cemetery-H-Kultur“ – Versionsunterschied

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Version vom 23. Januar 2015, 13:40 Uhr

Die Cemetery-H-Kultur ist eine bronzezeitliche Kultur, die schwerpunktmäßig um 1700 v. Chr. im Norden der Indus-Kultur (westlicher Punjab in Indien und Pakistan) verbreitet war.

Typlokalität und Etymologie

Verbreitungsgebiet der Cemetery-H-Kultur im Norden des indischen Subkontinents

Die Typlokalität der Cemetery-H-Kultur befindet sich in Harappa. Ihren Namen erhielt die Kultur von einem Friedhof (engl. cemetery), der sich im Ausgrabungsareal H von Harappa befand.

Zeitliche Stellung

Die Cemetery-H-Kultur bidet Teil der Spätphase von Harappa. Sie gehört ferner zur Punjab-Phase, die eine der drei Phasen darstellt, welche für die Lokalisierungsära der Indus-Zivilisation ausschlaggebend sind.[1]

Überreste der Cemetery-H-Kultur konnten auf den Zeitraum 1900 bis 1300 v. Chr. datiert werden. Manche Experten betrachten sie zusammen mit der Gandhara-Grabkultur und der Ochre-Coloured-Pottery-Kultur als Kern der Vedischen Zivilisation.

Verbreitungsgebiet

Das Hauptverbreitungsgebiet der Cemetery-H-Kultur lag an den Indusoberläufen Chanab, der die nordwestliche Grenze bildete, am Ravi, entlang dem Sarasvati sowie am Satluj und am Beas. Von hier erstreckte es sich aber weiter nach Osten bis an die Yamuna und an den Ganges.

Beschreibung

Zu den herausragenden Merkmalen der Cemetery-H-Kultur gehören:

  • Feuerbestattung der Verstorbenen. Knochenreste wurden in bemalten Keramikurnen aufbewahrt. Die Cemetery-H-Kultur unterscheidet sich somit fundamental von der Indus-Kultur, die ihre Verstorbenen in Holzsärgen beisetzte. Die Urnenbeisetzungen und die Bestattungen in Holzsärgen waren in etwa gleichzeitig erfolgt.

Die Praxis der Feuerbestattung war in Indien ein Novum. Hierauf beziehen sich auch die Veden, die beispielsweise im Rigveda RV 10. 16. 14 Vorfahren erwähnen, welche sowohl verbrannt (agnidagdha) als auch unverbrannt (anagnidagdha) beigesetzt wurden.

  • Rote Keramik, auf die mit schwarzer Farbe Antelopen, Pfaue usw. Oder auch Sonnen- und Sternmotive aufgemalt wurden. Bei älteren Exemplaren war noch eine unterschiedliche Oberflächenbehandlung erfolgt.
  • Reis wurde zum Hauptnahrungsmittel.
  • Zur Errichtung von Häusern wurden weiterhin Tonziegel verwendet.

Offensichtlich kam es im Verlauf der Cemetery-H-Kultur zu einem teilweisen Zusammenbruch des während der Indus-Kultur etablierten Handelsnetzes, da beliebte Materialien wie Meeresmuscheln nicht mehr vertrieben wurden. Physiologische Studien zeigen, dass die Menschen der Cemetery-H-Kultur eindeutige Affinitäten mit den Menschen der Indus-Kultur an den Tag legen.

Der Archäologe Kenoyer (1991b) gibt zu bedenken, dass die Cemetery-H-Kultur im Vergleich zur Indus-Kultur nur eine Schwerpunktsverschiebung der Siedlungsorganisation herbeiführte und nicht – wie so oft behauptet – auf einen kulturellen Bruch, einen Verfall der städtischen Kultur, eine Invasion Fremder oder ein Verlassen des ursprünglichen Siedlungsplatzes hindeutet.[2]


Einzelnachweise

  1. Kenoyer, Jonathan Mark: The Indus Valley tradition of Pakistan and Western India. In: Journal of World Prehistory. Band 5 (4), 1991a, S. 1–64, doi:10.1007/BF00978474.
  2. Kenoyer, Jonathan Mark: Urban Process in the Indus Tradition: A preliminary model from Harappa. Hrsg.: Meadow, R. H. Harappa Excavations 1986-1990: A multidiscipinary approach to Third Millennium urbanism. Prehistory Press, Madison, WI 1991b, S. 29–60.