„Wolfminimum“ – Versionsunterschied

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== Etymologie ==
== Etymologie ==
Das Minimum der solaren Aktivität ist nach dem Schweizer [[Astronom]]en [[Rudolf Wolf (Astronom)|Johann Rudolf Wolf]] benannt.
Das Minimum der solaren Aktivität ist nach dem Schweizer [[Astronom]]en [[Rudolf Wolf (Astronom)|Johann Rudolf Wolf]] benannt.

== Einführung ==
Rekonstruktionen der Sinnenaktivität für das [[Holozän]] zeigen, dass die [[Sonne]] rund 70 % in einem Normalzustand verbrachte, der durch mittlere Aktivität gekennzeichnet ist. 15 bis 20 % Zeitraumes fallen auf Minima mit geringer und die restlichen 10 bis 15 % auf Maxima mit sehr hoher Aktivität. Hieraus lässt sich erkennen, dass die Sonnenaktivität sich unregelmäßig verhält und der Verlauf ihrer Aktivität nicht durch [[Periode (Physik)|quasi-periodische Prozesse]] beschrieben werden kann.

Große Minima wie beispielsweise das [[Maunderminimum]] des späten 17. Jahrhunderts sind typische solare Phänomene. Im Holozän konnten bisher insgesamt 27 solcher großen Minima identifiziert werden. Ihr zeitliches Auftreten ist nicht periodisch, sondern legt vielmehr einen [[Chaos|chaotischen Verlauf]] nahe. Sie treten in Clustern auf, die durch eine 2000 bis 2500 jährige Ruhepause voneinander getrennt sind.

Es gibt zwei Arten von großen Minima: kurzzeitige Minima des Maundertyps und längerfristige Minima des [[Spörerminimum|Spörer-Typs]]. Diese Minima können bis zu einem gewissen Grad von modernen, stochastisch-angetriebenen Dynamomodellen reproduziert werden, es gibt aber hierbei noch einige ungelöste Probleme.

Die Sonnenaktivität nach 1940 war außergewöhnlich hoch und entspricht einem großen Maximum, ein typisches aber dennoch rechts seltenes und unregelmäßig auftretendes Ereigniss im Verhalten der Sonne. Dieses Maximum kam jetzt nach dem Sonnenzyklus 23 zum Erliegen. Im Gegensatz zu großen Minima ähneln die Maxima einem unregelmäßigen [[Poisson-Prozess]].<ref name="Usoskin">{{Literatur | Autor=Usoskin, Ilya G.| Titel=A history of solar activity over millenia| Sammelwerk=Living Reviews in Solar Physics| Band=10, 1| Datum=2013| DOI=10.12942/lrsp-2013-1}}</ref>


== Beschreibung ==
== Beschreibung ==
[[File:Carbon14 with activity labels.svg|mini|500px|<sup>14</sup>C als Indikator der Sonnenaktivität der letzten 1100 Jahre.]]
[[File:Carbon14 with activity labels.svg|mini|500px|<sup>14</sup>C als Indikator der Sonnenaktivität der letzten 1100 Jahre.]]
Das Wolfminimum, ein längerer Zeitraum unterdurchschnittlicher solarer Aktivität, folgt auf das [[Mittelalterliches Maximum|Mittelalterliche Maximum]], das zwischen 1150 und 1300 (alternativ auch etwas früher zwischen 1100 und 1250) Bestand hatte. Nach einer relativ kurzen Rückkehr zu negativen δ <sup>14</sup>C-Werten (Anmerkung : negative δ <sup>14</sup>C-Werte korrelieren mit wärmeren Temperaturen) kam es 1420 erneut zu einem deutlichen Minimum ([[Spörerminimum]]) und den Beginn der [[Kleine Eiszeit|Kleinen Eiszeit]].
Das Wolfminimum, ein längerer Zeitraum unterdurchschnittlicher solarer Aktivität, folgt auf das [[Mittelalterliches Maximum|Mittelalterliche Maximum]], das zwischen 1150 und 1300 (alternativ auch etwas früher zwischen 1100 und 1250) Bestand hatte. Usoskin (2013) gibt für das Wolfminimum die Zeitspanne 1270 bis 1340 an mit einer Zentrierung bei 1305.<ref name="Usoskin"></ref> Nach einer relativ kurzen Rückkehr zu negativen δ <sup>14</sup>C-Werten (Anmerkung: negative δ <sup>14</sup>C-Werte korrelieren mit wärmeren Temperaturen) kam es 1420 erneut zu einem deutlichen Minimum ([[Spörerminimum]]) und den Beginn der [[Kleine Eiszeit|Kleinen Eiszeit]].


Da der Zeitraum vor der Beobachtung von [[Sonnenflecken]] liegt, lässt sich das Minimum nur indirekt durch [[Proxy (Klimaforschung)|Proxydaten]] wie den [[Kohlenstoff#Isotope|<sup>14</sup>C-Gehalt]] in Baumringen dieser Periode nachweisen. Die gemessene Amplitude des Minimums beträgt rund 20 ‰ δ <sup>14</sup>C; so finden beispielsweise Usoskin und Kollegen (2008) für das Wolfminimum eine von – 12 bis + 8 ‰ δ <sup>14</sup>C. reichende Amplitude<ref>{{Literatur | Autor=Usoskin, Ilya G. u. a.| Titel=A millenium scale sunspot number reconstruction: evidence for an unusually active sun since the 1940’s| Sammelwerk=APS/123-QED| Datum=2008}}</ref>
Da der Zeitraum vor der Beobachtung von [[Sonnenflecken]] liegt, lässt sich das Minimum nur indirekt durch [[Proxy (Klimaforschung)|Proxydaten]] wie den [[Kohlenstoff#Isotope|<sup>14</sup>C-Gehalt]] in Baumringen dieser Periode nachweisen. Die gemessene Amplitude des Minimums beträgt rund 20 ‰ δ <sup>14</sup>C; so finden beispielsweise Usoskin und Kollegen (2008) für das Wolfminimum eine von – 12 bis + 8 ‰ δ <sup>14</sup>C. reichende Amplitude<ref>{{Literatur | Autor=Usoskin, Ilya G. u. a.| Titel=A millenium scale sunspot number reconstruction: evidence for an unusually active sun since the 1940’s| Sammelwerk=APS/123-QED| Datum=2008}}</ref>

Version vom 23. November 2016, 17:49 Uhr

Das Wolfminimum ist eine Periode geringer Sonnenaktivität im Zeitraum zwischen 1280 und 1350.

Etymologie

Das Minimum der solaren Aktivität ist nach dem Schweizer Astronomen Johann Rudolf Wolf benannt.

Einführung

Rekonstruktionen der Sinnenaktivität für das Holozän zeigen, dass die Sonne rund 70 % in einem Normalzustand verbrachte, der durch mittlere Aktivität gekennzeichnet ist. 15 bis 20 % Zeitraumes fallen auf Minima mit geringer und die restlichen 10 bis 15 % auf Maxima mit sehr hoher Aktivität. Hieraus lässt sich erkennen, dass die Sonnenaktivität sich unregelmäßig verhält und der Verlauf ihrer Aktivität nicht durch quasi-periodische Prozesse beschrieben werden kann.

Große Minima wie beispielsweise das Maunderminimum des späten 17. Jahrhunderts sind typische solare Phänomene. Im Holozän konnten bisher insgesamt 27 solcher großen Minima identifiziert werden. Ihr zeitliches Auftreten ist nicht periodisch, sondern legt vielmehr einen chaotischen Verlauf nahe. Sie treten in Clustern auf, die durch eine 2000 bis 2500 jährige Ruhepause voneinander getrennt sind.

Es gibt zwei Arten von großen Minima: kurzzeitige Minima des Maundertyps und längerfristige Minima des Spörer-Typs. Diese Minima können bis zu einem gewissen Grad von modernen, stochastisch-angetriebenen Dynamomodellen reproduziert werden, es gibt aber hierbei noch einige ungelöste Probleme.

Die Sonnenaktivität nach 1940 war außergewöhnlich hoch und entspricht einem großen Maximum, ein typisches aber dennoch rechts seltenes und unregelmäßig auftretendes Ereigniss im Verhalten der Sonne. Dieses Maximum kam jetzt nach dem Sonnenzyklus 23 zum Erliegen. Im Gegensatz zu großen Minima ähneln die Maxima einem unregelmäßigen Poisson-Prozess.[1]

Beschreibung

14C als Indikator der Sonnenaktivität der letzten 1100 Jahre.

Das Wolfminimum, ein längerer Zeitraum unterdurchschnittlicher solarer Aktivität, folgt auf das Mittelalterliche Maximum, das zwischen 1150 und 1300 (alternativ auch etwas früher zwischen 1100 und 1250) Bestand hatte. Usoskin (2013) gibt für das Wolfminimum die Zeitspanne 1270 bis 1340 an mit einer Zentrierung bei 1305.[1] Nach einer relativ kurzen Rückkehr zu negativen δ 14C-Werten (Anmerkung: negative δ 14C-Werte korrelieren mit wärmeren Temperaturen) kam es 1420 erneut zu einem deutlichen Minimum (Spörerminimum) und den Beginn der Kleinen Eiszeit.

Da der Zeitraum vor der Beobachtung von Sonnenflecken liegt, lässt sich das Minimum nur indirekt durch Proxydaten wie den 14C-Gehalt in Baumringen dieser Periode nachweisen. Die gemessene Amplitude des Minimums beträgt rund 20 ‰ δ 14C; so finden beispielsweise Usoskin und Kollegen (2008) für das Wolfminimum eine von – 12 bis + 8 ‰ δ 14C. reichende Amplitude[2]

Klimatische Auswirkungen

Das Wolfminimum brachte für das Weltklima eine deutliche Abkühlung mit sich.

Interessanterweise situiert sich der Ausbruch des Samalas 1257 – eine der bedeutendsten Vulkaneruptionen des letzten Jahrtausends mit einem enorm hohen Schwefeleintrag in die Stratosphäre - zu Beginn des Wolfminimums.

Einzelnachweise

  1. a b Usoskin, Ilya G.: A history of solar activity over millenia. In: Living Reviews in Solar Physics. Band 10, 1, 2013, doi:10.12942/lrsp-2013-1.
  2. Usoskin, Ilya G. u. a.: A millenium scale sunspot number reconstruction: evidence for an unusually active sun since the 1940’s. In: APS/123-QED. 2008.