„Hirn- und Rückenmarkshäute“ – Versionsunterschied

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Als '''Hirnhäute''', fachsprachlich '''Meningen''' – verkürzter Plural von '''Meninx encephali''' (zu [[Altgriechische Sprache|griechisch]] μῆνιγξ ''méninx'' ‚Haut‘; ἐγκέφαλος ''{{lang|grc-Latn|enképhalos}}'' ‚Gehirn‘, ‚zum Gehirn gehörig‘) – bezeichnet man die [[Bindegewebe|Bindegewebsschichten]], die innerhalb des [[Schädel]]s (''intrakraniell'') das [[Gehirn]] umgeben. Sie wurden erstmals von [[Herophilos von Chalkedon]] etwa 300 v. Chr. beschrieben.<ref>''Die große Chronik Weltgeschichte 05. Rom und der Hellenismus.'' wissenmedia Verlag, 2008, ISBN 978-3-577-09065-0, S. 56.</ref>
Als '''Hirnhäute''', fachsprachlich '''Meningen''' – verkürzter Plural von '''Meninx encephali''' (zu {{grcS|μῆνιγξ|méninx|de=Haut}}; {{lang|grc|ἐγκέφαλος|enképhalos|de=Gehirn}}, ‚zum Gehirn gehörig‘) – bezeichnet man die [[Bindegewebe|Bindegewebsschichten]], die innerhalb des [[Schädel]]s (''intrakraniell'') das [[Gehirn]] umgeben. Sie wurden erstmals von [[Herophilos von Chalkedon]] etwa 300 v. Chr. beschrieben.<ref>''Die große Chronik Weltgeschichte 05. Rom und der Hellenismus.'' wissenmedia Verlag, 2008, ISBN 978-3-577-09065-0, S. 56.</ref>


Es werden drei Hirnhäute unterschieden. Am weitesten außen liegt die '''Dura mater encephali''' als harte Hirnhaut, auch ''Pachymeninx encephali'' genannt ([[Altgriechische Sprache|gr.]] παχύς ''pachýs'' ‚derb‘). Ihr liegt die '''Arachnoidea encephali''' (Spinnwebenhaut) mehr oder weniger unmittelbar an. Die innerste Schicht ist die '''Pia mater encephali''' (zarte Hirnhaut). Zwischen der Arachnoidea und der Pia mater befindet sich der [[Subarachnoidalraum]] (''Spatium subarachnoideum''). Diese beiden inneren Hirnhäute werden auch als weiche Hirnhaut zusammengefasst, ''Leptomeninx encephali'' genannt (gr. λεπτός ''leptós'' ‚leicht‘, ‚fein‘).
Es werden drei Hirnhäute unterschieden. Am weitesten außen liegt die '''Dura mater encephali''' als harte Hirnhaut, auch ''Pachymeninx encephali'' genannt ({{grcS|παχύς|pachýs|de=derb}}). Ihr liegt die '''Arachnoidea encephali''' (Spinnwebenhaut) mehr oder weniger unmittelbar an. Die innerste Schicht ist die '''Pia mater encephali''' (zarte Hirnhaut). Zwischen der Arachnoidea und der Pia mater befindet sich der [[Subarachnoidalraum]] (''Spatium subarachnoideum''). Diese beiden inneren Hirnhäute werden auch als weiche Hirnhaut zusammengefasst, ''Leptomeninx encephali'' genannt (gr. {{lang|grc|λεπτός|leptós|de=leicht}}, ‚fein‘).


Außerhalb des Schädels (''extrakraniell'') setzen sich die Hirnhäute als sogenannte ''Rückenmarkshäute'' fort, welche den dort liegenden Teil des [[Zentralnervensystem]]s (ZNS) umgeben. Entsprechend ihrer anatomischen Zugehörigkeit zum [[Rückenmark]] werden sie nun ''Dura mater spinalis'', ''Arachnoidea spinalis'' und ''Pia mater spinalis'' genannt ([[Latein|lat.]] ''spinalis'': ‚zur Wirbelsäule/zum Rückenmark gehörig‘).<ref>Martin C. Hirsch: ''Glossar der Neuroanatomie.'' 1. Auflage, Springer, Berlin/ Heidelberg 1999, ISBN 3-540-66000-3.</ref>
Außerhalb des Schädels (''extrakraniell'') setzen sich die Hirnhäute als sogenannte ''Rückenmarkshäute'' fort, welche den dort liegenden Teil des [[Zentralnervensystem]]s (ZNS) umgeben. Entsprechend ihrer anatomischen Zugehörigkeit zum [[Rückenmark]] werden sie nun ''Dura mater spinalis'', ''Arachnoidea spinalis'' und ''Pia mater spinalis'' genannt ({{laS|spinalis|de=zur Wirbelsäule/zum Rückenmark gehörig}}).<ref>Martin C. Hirsch: ''Glossar der Neuroanatomie.'' 1. Auflage, Springer, Berlin/Heidelberg 1999, ISBN 3-540-66000-3.</ref>


Es wurde nachgewiesen, dass über die Hirnhaut auch das [[Gehirn]] an das Lymphgefäßsystem angeschlossen ist.<ref>[http://www.nature.com/nature/journal/v523/n7560/full/nature14432.html#figures ''Structural and functional features of central nervous system lymphatic vessels.''] In: ''Nature.'' Band 523, S. 337–341 vom 16. Juli 2015.</ref><ref>[http://www.spektrum.de/news/in-der-hirnhaut-verlaufen-lymphgefaesse/1350022 ''In der Hirnhaut verlaufen Lymphgefäße.''] In: ''Spektrum der Wissenschaften.'' Lymphgefäße in der Hirnhaut; Heft 08-2015, S. 8.</ref>
Es wurde nachgewiesen, dass über die Hirnhaut auch das [[Gehirn]] an das [[Lymphgefäßsystem]] angeschlossen ist.<ref>{{Literatur |DOI=10.1038/nature14432 |Titel=Structural and functional features of central nervous system lymphatic vessels |Sammelwerk=Nature |Band=523 |Seiten=337–341 |Datum=2015-07-16 |Sprache=en }}</ref><ref>{{Literatur |Online=[http://www.spektrum.de/news/in-der-hirnhaut-verlaufen-lymphgefaesse/1350022 spektrum.de] |Autor= |Titel=Lymphgefäße in der Hirnhaut |Sammelwerk=Spektrum der Wissenschaften |Nummer=8 |Datum=2015 |Seiten=8 }}</ref>


== Dura mater ==
== Dura mater ==
[[Datei:Hirnhaut.png|mini|300px|Schema der Hirnhäute (Größenverhältnisse nicht proportional dargestellt!)]]
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Die '''''Dura mater''''' (oft nur „''Dura''“ genannt) ist die äußerste Hirnhaut. Sie besteht aus zwei Blättern, wobei zumindest im Bereich des [[Schädel]]knochens das äußere Blatt identisch mit der [[Knochenhaut]] ist. Die beiden Blätter trennen sich an umschriebenen Stellen voneinander, um sogenannte [[Sinus durae matris|„Sinus“]], eine besondere Form venöser Blutleiter, zu bilden. Das innere Blatt der Dura mater zieht in den großen Spalt zwischen den beiden Großhirnhälften sowie in den Spalt zwischen den beiden [[Kleinhirn|Kleinhirnhälften]] und bildet durch Aneinanderlagerung mit dem inneren Duralblatt des jeweils benachbarten Hirnteils die ''[[Falx cerebri]]'', die ''[[Falx cerebelli]]'' und das ''[[Tentorium cerebelli]]''. Die ''Falx cerebri'' trennt die beiden Großhirnhälften in [[Sagittalebene|sagittaler Ebene]] und geht in die ''[[Falx cerebelli]]'' über, welche die beiden Kleinhirnhälften voneinander trennt. Entsprechend bildet sich das ''[[Tentorium cerebelli]]'' (Zeltdach des Kleinhirns), das das Groß- und Kleinhirn voneinander trennt. Es handelt sich um eine eher horizontal im Schädel liegende Struktur, die durch ihre Anheftungspunkte an verschiedenen Teilen des knöchernen Schädels eine komplexe dreidimensionale Form besitzt. Analog bildet sich das ''[[Keilbein#Innenrelief|Diaphragma sellae]]''. Die [[Hypophyse]] liegt darunter und ist somit extradural (außerhalb der Dura) positioniert.
Die '''''Dura mater''''' (oft nur „''Dura''“ genannt) ist die äußerste Hirnhaut. Sie besteht aus zwei Blättern, wobei zumindest im Bereich des [[Schädel]]knochens das äußere Blatt identisch mit der [[Knochenhaut]] ist. Die beiden Blätter trennen sich an umschriebenen Stellen voneinander, um sogenannte [[Sinus durae matris|„Sinus“]], eine besondere Form venöser Blutleiter, zu bilden. Das innere Blatt der Dura mater zieht in den großen Spalt zwischen den beiden Großhirnhälften sowie in den Spalt zwischen den beiden [[Kleinhirn]]hälften und bildet durch Aneinanderlagerung mit dem inneren Duralblatt des jeweils benachbarten Hirnteils die ''[[Falx cerebri]]'', die ''[[Falx cerebelli]]'' und das ''[[Tentorium cerebelli]]''. Die ''Falx cerebri'' trennt die beiden Großhirnhälften in [[Sagittalebene|sagittaler Ebene]] und geht in die ''[[Falx cerebelli]]'' über, welche die beiden Kleinhirnhälften voneinander trennt. Entsprechend bildet sich das ''[[Tentorium cerebelli]]'' (Zeltdach des Kleinhirns), das das Groß- und Kleinhirn voneinander trennt. Es handelt sich um eine eher horizontal im Schädel liegende Struktur, die durch ihre Anheftungspunkte an verschiedenen Teilen des knöchernen Schädels eine komplexe dreidimensionale Form besitzt. Analog bildet sich das ''[[Keilbein#Innenrelief|Diaphragma sellae]]''. Die [[Hypophyse]] liegt darunter und ist somit extradural (außerhalb der Dura) positioniert.


Im Bereich des [[Rückenmark]]s ist die ''Dura mater'' nicht mit dem [[Wirbelkanal]] verbunden. Es gibt nur wenige knöcherne Anheftungspunkte der ''Dura mater spinalis'': Zum einen der Beginn am Rand des ''[[Foramen magnum]]'' des [[Hinterhauptbein]]s, zum anderen das Ende des Duraschlauchs in Höhe des 1./2. [[Kreuzwirbel]]s. Das als Fortsetzung des Markkegels (''[[Conus medullaris]]'') beginnende ''Filum terminale'' setzt sich von hier als ''Filum terminale externum'' bzw. ''durale'' fort und endet am zweiten [[Steißbein|Steißwirbel]], wo es ebenfalls knöchern fixiert ist und mit den ''Ligamenta sacrococcygea anteriora'' in Kontinuität steht.
Im Bereich des [[Rückenmark]]s ist die ''Dura mater'' nicht mit dem [[Wirbelkanal]] verbunden. Es gibt nur wenige knöcherne Anheftungspunkte der ''Dura mater spinalis'': Zum einen der Beginn am Rand des ''[[Foramen magnum]]'' des [[Hinterhauptbein]]s, zum anderen das Ende des Duraschlauchs in Höhe des 1./2. [[Kreuzwirbel]]s. Das als Fortsetzung des Markkegels (''[[Conus medullaris]]'') beginnende ''[[Filum terminale]]'' setzt sich von hier als ''Filum terminale externum'' bzw. ''durale'' fort und endet am zweiten [[Steißbein|Steißwirbel]], wo es ebenfalls knöchern fixiert ist und mit den ''[[Ligamenta sacrococcygea anteriora]]'' in Kontinuität steht.


Im Wirbelkanal befindet sich zwischen ''Dura'' und Wirbelkanal ein Spaltraum, der '''Epidural-''' oder '''[[Wirbelkanal#Strukturen im Wirbelkanal|Periduralraum]]''', der mit [[Fettgewebe]] gefüllt ist. Über eine Injektion in diesen Raum ([[Periduralanästhesie]]) können die austretenden [[Nervenwurzel]]n anästhesiert werden.
Im Wirbelkanal befindet sich zwischen ''Dura'' und Wirbelkanal ein Spaltraum, der '''Epidural-''' oder '''[[Wirbelkanal#Strukturen im Wirbelkanal|Periduralraum]]''', der mit [[Fettgewebe]] gefüllt ist. Über eine Injektion in diesen Raum ([[Periduralanästhesie]]) können die austretenden [[Nervenwurzel]]n anästhesiert werden.
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== Arachnoidea ==
== Arachnoidea ==
Die '''Arachnoidea ''' (oder „Spinnwebenhaut“ genannt) ist die mittlere Hirnhaut. Sie liegt der Dura mater innen an und ist von ihr durch einen in der Regel geschlossenen, teils kapillären Bereich, den ''Subduralspalt'' (Spatium subdurale) getrennt, welcher erst durch Flüssigkeit- oder Luftansammlung aufgeweitet und als ''[[Subduralraum]]'' erkennbar wird. Die Arachnoidea überspringt, wie auch die Dura mater, die Furchen des Gehirns und erhält ihren Namen durch die starke weißliche Zeichnung mit feinen Fasern kollagenen Bindegewebes, die ihr ein [[Spinnennetz|spinnwebartiges]] Aussehen gibt. Von der Arachnoidea stülpen sich knopfförmige Aussackungen in die venösen Blutleiter in der Dura mater (''Sinus durae matris'') vor. Diese Ausstülpungen werden als ''Arachnoidalzotten'' (''Pacchioni-Granulationen'', ''Granulationes arachnoideae'') bezeichnet und sind ein Ort der Liquorresorption.
Die '''Arachnoidea ''' (oder „Spinnwebenhaut“ genannt) ist die mittlere Hirnhaut. Sie liegt der Dura mater innen an und ist von ihr durch einen in der Regel geschlossenen, teils kapillären Bereich, den ''Subduralspalt'' (Spatium subdurale) getrennt, welcher erst durch Flüssigkeit- oder Luftansammlung aufgeweitet und als ''[[Subduralraum]]'' erkennbar wird. Die Arachnoidea überspringt, wie auch die Dura mater, die Furchen des Gehirns und erhält ihren Namen durch die starke weißliche Zeichnung mit feinen Fasern kollagenen Bindegewebes, die ihr ein [[Spinnennetz|spinnwebartiges]] Aussehen gibt. Von der Arachnoidea stülpen sich knopfförmige Aussackungen in die venösen Blutleiter in der Dura mater (''[[Sinus durae matris]]'') vor. Diese Ausstülpungen werden als ''[[Arachnoidalzotte]]n'' (''Pacchioni-Granulationen'', ''Granulationes arachnoideae'') bezeichnet und sind ein Ort der Liquorresorption.


Unter der Arachnoidea liegt der [[Subarachnoidalraum]] (''Spatium subarachnoideum''), der mit [[Liquor cerebrospinalis]] gefüllt ist und damit den äußeren Liquorraum darstellt.
Unter der Arachnoidea liegt der [[Subarachnoidalraum]] (''Spatium subarachnoideum''), der mit [[Liquor cerebrospinalis]] gefüllt ist und damit den äußeren Liquorraum darstellt.
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== Literatur ==
== Literatur ==
* Michael Schünke, Erik Schulte, Udo Schumacher, Markus Voll, Karl Wesker: ''PROMETHEUS Lernatlas der Anatomie: Kopf, Hals und Neuroanatomie.'' 2. Auflage, Thieme, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-13-139542-9.
* {{Literatur |Autor=Michael Schünke, Erik Schulte, Udo Schumacher, Markus Voll, Karl Wesker |Titel=Prometheus Lernatlas der Anatomie. Kopf, Hals und Neuroanatomie |Auflage=2. |Verlag=Thieme |Ort=Stuttgart |Datum=2009 |ISBN=978-3-13-139542-9 }}
* [[Gotthard Strohmaier]]: ''Dura mater - Pia mater. Die Geschichte zweier anatomischer Termini.'' In: ''Medizinhistorisches Journal'' 5, 1970, S. 201–216.
* {{Literatur |Autor=[[Gotthard Strohmaier]] |Titel=Dura mater Pia mater. Die Geschichte zweier anatomischer Termini |Sammelwerk=Medizinhistorisches Journal |Band=5 |Datum=1970 |Seiten=201–216 }}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 5. Januar 2017, 09:48 Uhr

Die gefäßdurchzogene Dura mater in einer Abbildung von Andreas Vesalius (1543)

Als Hirnhäute, fachsprachlich Meningen – verkürzter Plural von Meninx encephali (zu altgriechisch μῆνιγξ méninx, deutsch ‚Haut‘; ἐγκέφαλος enképhalos, deutsch ‚Gehirn‘, ‚zum Gehirn gehörig‘) – bezeichnet man die Bindegewebsschichten, die innerhalb des Schädels (intrakraniell) das Gehirn umgeben. Sie wurden erstmals von Herophilos von Chalkedon etwa 300 v. Chr. beschrieben.[1]

Es werden drei Hirnhäute unterschieden. Am weitesten außen liegt die Dura mater encephali als harte Hirnhaut, auch Pachymeninx encephali genannt (altgriechisch παχύς pachýs, deutsch ‚derb‘). Ihr liegt die Arachnoidea encephali (Spinnwebenhaut) mehr oder weniger unmittelbar an. Die innerste Schicht ist die Pia mater encephali (zarte Hirnhaut). Zwischen der Arachnoidea und der Pia mater befindet sich der Subarachnoidalraum (Spatium subarachnoideum). Diese beiden inneren Hirnhäute werden auch als weiche Hirnhaut zusammengefasst, Leptomeninx encephali genannt (gr. λεπτός leptós, deutsch ‚leicht‘, ‚fein‘).

Außerhalb des Schädels (extrakraniell) setzen sich die Hirnhäute als sogenannte Rückenmarkshäute fort, welche den dort liegenden Teil des Zentralnervensystems (ZNS) umgeben. Entsprechend ihrer anatomischen Zugehörigkeit zum Rückenmark werden sie nun Dura mater spinalis, Arachnoidea spinalis und Pia mater spinalis genannt (lateinisch spinalis ‚zur Wirbelsäule/zum Rückenmark gehörig‘).[2]

Es wurde nachgewiesen, dass über die Hirnhaut auch das Gehirn an das Lymphgefäßsystem angeschlossen ist.[3][4]

Dura mater

Schema der Hirnhäute (Größenverhältnisse nicht proportional dargestellt!)

Die Dura mater (oft nur „Dura“ genannt) ist die äußerste Hirnhaut. Sie besteht aus zwei Blättern, wobei zumindest im Bereich des Schädelknochens das äußere Blatt identisch mit der Knochenhaut ist. Die beiden Blätter trennen sich an umschriebenen Stellen voneinander, um sogenannte „Sinus“, eine besondere Form venöser Blutleiter, zu bilden. Das innere Blatt der Dura mater zieht in den großen Spalt zwischen den beiden Großhirnhälften sowie in den Spalt zwischen den beiden Kleinhirnhälften und bildet durch Aneinanderlagerung mit dem inneren Duralblatt des jeweils benachbarten Hirnteils die Falx cerebri, die Falx cerebelli und das Tentorium cerebelli. Die Falx cerebri trennt die beiden Großhirnhälften in sagittaler Ebene und geht in die Falx cerebelli über, welche die beiden Kleinhirnhälften voneinander trennt. Entsprechend bildet sich das Tentorium cerebelli (Zeltdach des Kleinhirns), das das Groß- und Kleinhirn voneinander trennt. Es handelt sich um eine eher horizontal im Schädel liegende Struktur, die durch ihre Anheftungspunkte an verschiedenen Teilen des knöchernen Schädels eine komplexe dreidimensionale Form besitzt. Analog bildet sich das Diaphragma sellae. Die Hypophyse liegt darunter und ist somit extradural (außerhalb der Dura) positioniert.

Im Bereich des Rückenmarks ist die Dura mater nicht mit dem Wirbelkanal verbunden. Es gibt nur wenige knöcherne Anheftungspunkte der Dura mater spinalis: Zum einen der Beginn am Rand des Foramen magnum des Hinterhauptbeins, zum anderen das Ende des Duraschlauchs in Höhe des 1./2. Kreuzwirbels. Das als Fortsetzung des Markkegels (Conus medullaris) beginnende Filum terminale setzt sich von hier als Filum terminale externum bzw. durale fort und endet am zweiten Steißwirbel, wo es ebenfalls knöchern fixiert ist und mit den Ligamenta sacrococcygea anteriora in Kontinuität steht.

Im Wirbelkanal befindet sich zwischen Dura und Wirbelkanal ein Spaltraum, der Epidural- oder Periduralraum, der mit Fettgewebe gefüllt ist. Über eine Injektion in diesen Raum (Periduralanästhesie) können die austretenden Nervenwurzeln anästhesiert werden.

Die Dura ist sehr schmerzempfindlich. Im Schädelbereich erfolgt die sensible Innervation durch den Ramus tentorii des Nervus ophthalmicus und die Rami meningei des Nervus ethmoidalis anterior, den Nervus maxillaris, den Nervus mandibularis sowie den Nervus vagus.

Die Dura mater ist überwiegend straffes, kollagenfaseriges Bindegewebe und hat vor allem die Funktion einer Organkapsel.

Arachnoidea

Die Arachnoidea (oder „Spinnwebenhaut“ genannt) ist die mittlere Hirnhaut. Sie liegt der Dura mater innen an und ist von ihr durch einen in der Regel geschlossenen, teils kapillären Bereich, den Subduralspalt (Spatium subdurale) getrennt, welcher erst durch Flüssigkeit- oder Luftansammlung aufgeweitet und als Subduralraum erkennbar wird. Die Arachnoidea überspringt, wie auch die Dura mater, die Furchen des Gehirns und erhält ihren Namen durch die starke weißliche Zeichnung mit feinen Fasern kollagenen Bindegewebes, die ihr ein spinnwebartiges Aussehen gibt. Von der Arachnoidea stülpen sich knopfförmige Aussackungen in die venösen Blutleiter in der Dura mater (Sinus durae matris) vor. Diese Ausstülpungen werden als Arachnoidalzotten (Pacchioni-Granulationen, Granulationes arachnoideae) bezeichnet und sind ein Ort der Liquorresorption.

Unter der Arachnoidea liegt der Subarachnoidalraum (Spatium subarachnoideum), der mit Liquor cerebrospinalis gefüllt ist und damit den äußeren Liquorraum darstellt.

Pia mater

Die Pia mater ist die innerste Schicht. Sie liegt dem Gehirn und Rückenmark direkt auf, bedeckt diese komplett und reicht dabei auch in alle Furchen hinein. Sie besteht aus weichem, zartem Bindegewebe.

Erkrankungen

Eine gefürchtete Krankheit ist die Hirnhautentzündung (Meningitis), die unter anderem durch Viren oder Bakterien (zum Beispiel Meningokokken) ausgelöst werden kann (Infektionskrankheit). Diese Erkrankung kann zu geistiger Behinderung oder gar zum Tod führen. Eine Entzündung des Gehirns unter Beteiligung der Hirnhäute ist als Meningoenzephalitis bekannt. Reizungen der Hirnhäute lassen sich neurologisch an Meningismus, Brudzinski-, Kernig-, und Lasègue-Zeichen erkennen. Weitere Zeichen eines meningealen Reizsyndroms sind Kopfschmerzen, Licht- und Geräuschempfindlichkeit, Übelkeit und Erbrechen. Die Symptome können auch bei anderen Erkrankungen der Hirnhäute auftreten, insbesondere bei Migräne oder Subarachnoidalblutung.

Tumore der Hirnhäute werden als Meningeom bezeichnet. Unfall- oder anderweitig bedingt kann es zu Einblutungen in die Zwischenräume der Hirnhäute kommen, die als Subduralhämatom bzw. Subarachnoidalblutung bekannt sind.

Literatur

  • Michael Schünke, Erik Schulte, Udo Schumacher, Markus Voll, Karl Wesker: Prometheus Lernatlas der Anatomie. Kopf, Hals und Neuroanatomie. 2. Auflage. Thieme, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-13-139542-9.
  • Gotthard Strohmaier: Dura mater – Pia mater. Die Geschichte zweier anatomischer Termini. In: Medizinhistorisches Journal. Band 5, 1970, S. 201–216.

Einzelnachweise

  1. Die große Chronik Weltgeschichte 05. Rom und der Hellenismus. wissenmedia Verlag, 2008, ISBN 978-3-577-09065-0, S. 56.
  2. Martin C. Hirsch: Glossar der Neuroanatomie. 1. Auflage, Springer, Berlin/Heidelberg 1999, ISBN 3-540-66000-3.
  3. Structural and functional features of central nervous system lymphatic vessels. In: Nature. Band 523, 16. Juli 2015, S. 337–341, doi:10.1038/nature14432 (englisch).
  4. Lymphgefäße in der Hirnhaut. In: Spektrum der Wissenschaften. Nr. 8, 2015, S. 8 (spektrum.de).