„Werner Liniger“ – Versionsunterschied

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Liniger studierte Mathematik in an der [[ETH Zürich]] (Diplom 1951) und wurde 1956 an der [[Universität Lausanne]] promoviert (''dr ès sc.''). 1957 wanderte er in die [[USA]] aus. Nach zwei Jahren in der ''[[Univac]] Division'' der [[Sperry Rand Corporation]] in Philadelphia, ging er 1959 ans [[Thomas J. Watson Research Center|IBM Forschungszentrum]] in Yorktown Heights. Dort war ''Staff Member'' im ''Mathematical Sciences Department''.<ref name="Kurzbio1972">{{Literatur |Titel=Authors |Online=https://ieeexplore.ieee.org/stamp/stamp.jsp?arnumber=5391450 |Sammelwerk=IBM Res. Develop. |Band=16 |Nummer=4 |Seiten=446 |Datum=1972-07}}</ref> 1993 ging Liniger in den Ruhestand.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.netlib.org/na-digest-html/93/v93n20.html#4 |titel=Change of Address for Werner Liniger |datum=1993-05-12 |zugriff=2018-11-01}}</ref> Von 1972 bis 1973 war er Gastprofessor an der [[École polytechnique fédérale de Lausanne|EPFL]] und der [[Universität Neuenburg|Universität Neuchâtel]].
Liniger studierte Mathematik in an der [[ETH Zürich]] (Diplom 1951) und wurde 1956 an der [[Universität Lausanne]] promoviert (''dr ès sc.''). 1957 wanderte er in die [[USA]] aus. Nach zwei Jahren in der ''[[Univac]] Division'' der [[Sperry Rand Corporation]] in Philadelphia, ging er 1959 ans [[Thomas J. Watson Research Center|IBM Forschungszentrum]] in Yorktown Heights. Dort war ''Staff Member'' im ''Mathematical Sciences Department''.<ref name="Kurzbio1972">{{Literatur |Titel=Authors |Online=https://ieeexplore.ieee.org/stamp/stamp.jsp?arnumber=5391450 |Sammelwerk=IBM Res. Develop. |Band=16 |Nummer=4 |Seiten=446 |Datum=1972-07}}</ref> 1993 ging Liniger in den Ruhestand.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.netlib.org/na-digest-html/93/v93n20.html#4 |titel=Change of Address for Werner Liniger |datum=1993-05-12 |zugriff=2018-11-01}}</ref> Von 1972 bis 1973 war er Gastprofessor an der [[École polytechnique fédérale de Lausanne|EPFL]] und der [[Universität Neuenburg|Universität Neuchâtel]].


Linigers Hauptinteressengebiete waren [[Numerische Analysis]], insbesondere die Entwicklung und Analyse numerischer Methoden zur Integration [[Gewöhnliche Differentialgleichung|gewöhnlicher Differentialgleichungen]] und untersuchte auch Anwendungen in Physik,<ref>{{Literatur |Autor=W. Liniger |Titel=On the proximity effect in a superconductive slab bordered by metal |Sammelwerk=J Low Temp Phys |Datum=1993 |Band=93 |Nummer=1 |Seiten=1–6 |DOI=10.1007/BF00682277}}</ref> Materialwissenschaft<ref>{{Literatur |Sammelwerk=Acta Metallurgica et Materialia |Band=43 |Nummer=6 |Datum=1995 |Seiten=2493–2500 |Titel=Effects of surface and boundary diffusion on void growth |Autor=M. D. Thouless, W. Liniger |DOI=10.1016/0956-7151(94)00411-0}}</ref> und Biologie. <ref>{{Literatur |Autor=W. Liniger, G. Karreman, R. Rawala, R. Colman |Titel= Mathematical model of the activation of prothrombin by factor ''X<sub>a</sub>'' and factor ''V<sub>t</sub>'' |Sammelwerk=Bulletin of Mathematical Biology |Datum=1980 |Band=42 |Seiten=861 |DOI=10.1007/BF02461064}}</ref>
Linigers Hauptinteressengebiete waren [[Numerische Analysis]], insbesondere die Entwicklung und Analyse numerischer Methoden zur Integration [[Gewöhnliche Differentialgleichung|gewöhnlicher Differentialgleichungen]]. Die zusammen mit Ralph A. Willoughby entwickelte Methode zur effizienten Lösung [[Steifes Anfangswertproblem|"steifer"]] Differentialgleichungen <ref>{{Literatur |Titel=Efficient Integration Methods for Stiff Systems of Ordinary Differential Equations |Autor=Werner Liniger, Ralph A. Willoughby |Sammelwerk=SIAM J. Numer. Anal. |Band=7 |Nummer=1 |Seiten=47–66 |DOI=10.1137/0707002}}</ref> ist heute ein Standardverfahren.<ref>{{Literatur |Titel=Numerik gewöhnlicher Differentialgleichungen 2. Mehrschrittverfahren |Autor=Rolf Dieter Grigorieff |Verlag=Vieweg+Teubner Verlag |Fundstelle=Kapitel 3.4 |Datum=1977 |ISBN=978-3-519-02045-5 |DOI=10.1007/978-3-322-91202-2}}</ref><ref>{{Literatur |Online=https://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2F978-3-0348-5575-4.pdf |Autor=G. Wanner |Datum=1977 |Titel=On the integration of stiff differential equations |Hrsg=Descloux J., Marti J. |Sammelwerk=Numerical Analysis. International Series of Numerical Mathematics |Band=37 |Verlag=Birkhäuser |Ort=Basel |Seiten=209–226 |ISBN=978-3-0348-5575-4 |DOI=10.1007/978-3-0348-5575-4_11}}</ref>
Liniger untersuchte auch Anwendungen seiner Methoden auf Probleme in Physik,<ref>{{Literatur |Autor=W. Liniger |Titel=On the proximity effect in a superconductive slab bordered by metal |Sammelwerk=J Low Temp Phys |Datum=1993 |Band=93 |Nummer=1 |Seiten=1–6 |DOI=10.1007/BF00682277}}</ref> Materialwissenschaft<ref>{{Literatur |Sammelwerk=Acta Metallurgica et Materialia |Band=43 |Nummer=6 |Datum=1995 |Seiten=2493–2500 |Titel=Effects of surface and boundary diffusion on void growth |Autor=M. D. Thouless, W. Liniger |DOI=10.1016/0956-7151(94)00411-0}}</ref> und Biologie. <ref>{{Literatur |Autor=W. Liniger, G. Karreman, R. Rawala, R. Colman |Titel= Mathematical model of the activation of prothrombin by factor ''X<sub>a</sub>'' and factor ''V<sub>t</sub>'' |Sammelwerk=Bulletin of Mathematical Biology |Datum=1980 |Band=42 |Seiten=861 |DOI=10.1007/BF02461064}}</ref>


Zusammen mit [[Elliott Lieb]] schrieb er eine grundlegende Arbeit zur [[Bose-Einstein-Kondensation]] wechselwirkender Systeme ("Lieb-Liniger-Modell"). Er wird ein System bosonischer Teilchen in einer Dimension betrachtet, die über ein repulsives [[Delta-Funktion|<math>\delta</math>-förmiges]] Potential wechselwirken. Das Modell stellt einer Verallgemeinerung des [[Tonks–Girardeau Gas|Girardeau-Modells]] von undurchdringlicher Bosonen (''hardcore bosons'') dar. Lieb und Liniger konnten die Eigenfunktionen des Modells mit dem [[Bethe-Ansatz]] exakt bestimmen und zeigen, dass im Grenzfall schwacher Kopplung die [[Nikolai Nikolajewitsch Bogoljubow|Bogoliubow'sche]] störungstheoretische Betrachtung korrekt ist. In den 2000er Jahren wurde gezeigt, dass das Modell eine gute Beschreibung für den Grundzusstand und niedrige Anregungen eines Bose-Gases in einem (dreidimensionalen) langen Zylinder liefert.<ref>{{Literatur |Autor=Elliott H. Lieb |Titel=Lieb-Liniger model of a Bose Gas |Datum=2008 |Sammelwerk=Scholarpedia |Band=3 |Nummer=12 |Seiten=8712 |DOI=10.4249/scholarpedia.8712}}</ref>
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Version vom 2. November 2018, 15:11 Uhr

Werner Liniger (* 22. Dezember 1927 in Tschugg bei Bern) ist ein US-amerikanischer Mathematiker Schweizer Herkunft.

Liniger studierte Mathematik in an der ETH Zürich (Diplom 1951) und wurde 1956 an der Universität Lausanne promoviert (dr ès sc.). 1957 wanderte er in die USA aus. Nach zwei Jahren in der Univac Division der Sperry Rand Corporation in Philadelphia, ging er 1959 ans IBM Forschungszentrum in Yorktown Heights. Dort war Staff Member im Mathematical Sciences Department.[1] 1993 ging Liniger in den Ruhestand.[2] Von 1972 bis 1973 war er Gastprofessor an der EPFL und der Universität Neuchâtel.

Linigers Hauptinteressengebiete waren Numerische Analysis, insbesondere die Entwicklung und Analyse numerischer Methoden zur Integration gewöhnlicher Differentialgleichungen. Die zusammen mit Ralph A. Willoughby entwickelte Methode zur effizienten Lösung "steifer" Differentialgleichungen [3] ist heute ein Standardverfahren.[4][5] Liniger untersuchte auch Anwendungen seiner Methoden auf Probleme in Physik,[6] Materialwissenschaft[7] und Biologie. [8]

Zusammen mit Elliott Lieb schrieb er eine grundlegende Arbeit zur Bose-Einstein-Kondensation wechselwirkender Systeme ("Lieb-Liniger-Modell"). Er wird ein System bosonischer Teilchen in einer Dimension betrachtet, die über ein repulsives -förmiges Potential wechselwirken. Das Modell stellt einer Verallgemeinerung des Girardeau-Modells von undurchdringlicher Bosonen (hardcore bosons) dar. Lieb und Liniger konnten die Eigenfunktionen des Modells mit dem Bethe-Ansatz exakt bestimmen und zeigen, dass im Grenzfall schwacher Kopplung die Bogoliubow'sche störungstheoretische Betrachtung korrekt ist. In den 2000er Jahren wurde gezeigt, dass das Modell eine gute Beschreibung für den Grundzusstand und niedrige Anregungen eines Bose-Gases in einem (dreidimensionalen) langen Zylinder liefert.[9]

Liniger ist Mitglied der Society for Industrial and Applied Mathematics, der Association for Computing Machinery und der Gesellschaft für Angewandte Mathematik und Mechanik.[1]

Er lebt in Victor (New York).[10]

Schriften (Auswahl)

  • Elliott H. Lieb, Werner Liniger: Exact Analysis of an Interacting Bose Gas. I. The General Solution and the Ground State. In: Physical Review. Band 130, 1963, S. 1605–1616, doi:10.1103/PhysRev.130.1605.
  • Gustavson, F.G., Liniger, W., Willoughby, R.: Symbolic Generation of an Optimal Crout Algorithm for Sparse Systems of Linear Equations. In: Journal of the ACM. Band 17, Nr. 1, 1970, S. 87–109.
  • W. Liniger, F. Odeh: A-stable, Accurate Averaging of Multistep Methods for Stiff Differential Equations. In: IBM Journal of Research and Development. Band 16, Nr. 4, 1972, S. 335–348, doi:10.1147/rd.164.0335.
  • Olavi Nevanlinna, Werner Liniger: Contractive methods for stiff differential equations part I. In: BIT Numerical Mathematics. Band 18, Nr. 4, 1978, S. 457–474, doi:10.1007/BF01932025.
  • Werner Liniger, Ralph A. Willoughby: Efficient Integration Methods for Stiff Systems of Ordinary Differential Equations. In: SIAM J. Numer. Anal. Band 7, Nr. 1, S. 47–66, doi:10.1137/0707002.
  • Werner Liniger, Farouk Odeh, Veikko Hara: A second-order sparse factorization method for Poisson's equation with mixed boundary conditions. In: Journal of Computational and Applied Mathematics. Band 44, Nr. 2, 17. Dezember 1992, S. 201–218, doi:10.1016/0377-0427(92)90011-L.
  • Albert E. Ruehli, Werner Liniger, Pratap Pattnaik: Integrators for stiff systems with undamped oscillatory solutions. In: Numerical Functional Analysis and Optimization. Band 16, Nr. 3–4, 1995, S. 531–545, doi:10.1080/01630569508816630.
  • US-Patent: Parallel computation of the response of a physical system. US5629845A. 17. August 1995 (google.com).
  • Autoren-Kurzbiographie (mit Bild) in: W. Liniger: Multistep and one-leg methods for implicit mixed differential algebraic systems. In: IEEE Transactions on Circuits and Systems. Band 26, Nr. 9, 1979, S. 755–762 (ieee.org).
  • Werner Liniger. In: dblp computer science bibliography.
  • Publikationsliste und Zitierungen. Scopus;

Einzelnachweise

  1. a b Authors. In: IBM Res. Develop. Band 16, Nr. 4, Juli 1972, S. 446 (ieee.org).
  2. Change of Address for Werner Liniger. 12. Mai 1993, abgerufen am 1. November 2018.
  3. Werner Liniger, Ralph A. Willoughby: Efficient Integration Methods for Stiff Systems of Ordinary Differential Equations. In: SIAM J. Numer. Anal. Band 7, Nr. 1, S. 47–66, doi:10.1137/0707002.
  4. Rolf Dieter Grigorieff: Numerik gewöhnlicher Differentialgleichungen 2. Mehrschrittverfahren. Vieweg+Teubner Verlag, 1977, ISBN 978-3-519-02045-5, Kapitel 3.4, doi:10.1007/978-3-322-91202-2.
  5. G. Wanner: On the integration of stiff differential equations. In: Descloux J., Marti J. (Hrsg.): Numerical Analysis. International Series of Numerical Mathematics. Band 37. Birkhäuser, Basel 1977, ISBN 978-3-0348-5575-4, S. 209–226, doi:10.1007/978-3-0348-5575-4_11 (springer.com [PDF]).
  6. W. Liniger: On the proximity effect in a superconductive slab bordered by metal. In: J Low Temp Phys. Band 93, Nr. 1, 1993, S. 1–6, doi:10.1007/BF00682277.
  7. M. D. Thouless, W. Liniger: Effects of surface and boundary diffusion on void growth. In: Acta Metallurgica et Materialia. Band 43, Nr. 6, 1995, S. 2493–2500, doi:10.1016/0956-7151(94)00411-0.
  8. W. Liniger, G. Karreman, R. Rawala, R. Colman: Mathematical model of the activation of prothrombin by factor Xa and factor Vt. In: Bulletin of Mathematical Biology. Band 42, 1980, S. 861, doi:10.1007/BF02461064.
  9. Elliott H. Lieb: Lieb-Liniger model of a Bose Gas. In: Scholarpedia. Band 3, Nr. 12, 2008, S. 8712, doi:10.4249/scholarpedia.8712.
  10. Werner M Liniger. In: whitepages.com. Abgerufen am 1. November 2018.

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