„Gefleckte Weinbergschnecke“ – Versionsunterschied

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Darüber hinaus wird die Gefleckte Weinbergschnecke, ähnlich wie [[Afrikanische Riesenschnecken]], immer beliebter als [[Heimtier]] (vor allem in England).
Darüber hinaus wird die Gefleckte Weinbergschnecke, ähnlich wie [[Afrikanische Riesenschnecken]], immer beliebter als [[Heimtier]] (vor allem in England).

Die Gefleckte Weinbergschnecke ist Zwischenwirt für den Katzen-Lungenwurm ''[[Aelurostrongylus abstrusus]]'' und ein Faktor für die zumehmende Verbreitung der [[Aelurostrongylose]].<ref>H. M. Elsheikha et al.: ''Updates on feline aelurostrongylosis and research priorities for the next decade.'' In: ''Parasites & vectors.'' Band 9, Nummer 1, 07 2016, S.&nbsp;389, {{DOI|10.1186/s13071-016-1671-6}}, PMID 27387914, {{PMC|4936016}} (Review).</ref>


== Haltung ==
== Haltung ==

Version vom 5. Februar 2019, 13:45 Uhr

Gefleckte Weinbergschnecke

Gefleckte Weinbergschnecke (Cornu aspersum)

Systematik
Ordnung: Lungenschnecken (Pulmonata)
Unterordnung: Landlungenschnecken (Stylommatophora)
Überfamilie: Helicoidea
Familie: Schnirkelschnecken (Helicidae)
Gattung: Cornu
Art: Gefleckte Weinbergschnecke
Wissenschaftlicher Name
Cornu aspersum
(Müller, 1774)[1]

Die Gefleckte Weinbergschnecke (Cornu aspersum, Helix aspersa, Cryptomphalus aspersus oder Cantareus aspersus) ist in Mitteleuropa weniger bekannt als ihre große Verwandte, die Weinbergschnecke (Helix pomatia). Grund dafür mag in erster Linie das Verbreitungsgebiet dieser Art sein, denn sie bevorzugt milderes Klima, d. h. den Mittelmeerraum und die atlantischen Küstengebiete. Allerdings wurde sie durch Verschleppung weit verbreitet, so dass sie heute in Südafrika, Neuseeland, Nordamerika und Australien zu finden ist. Die Art wird von mitteleuropäischen Autoren häufig zur Gattung Cornu Born, 1778 gestellt.[2] Italienische Autoren stellen sie zur Gattung Cantareus Risso, 1826.[3][4] In molekularen Arbeiten, in der Zucht sowie in südeuropäischen Fachpublikationen wird häufig von Helix aspersa gesprochen.[5][6]

Aussehen

Die Gefleckte Weinbergschnecke ist am besten im Vergleich zur Helix pomatia zu beschreiben. Setzt man zwei ausgewachsene Tiere beider Arten nebeneinander, so ist deutlich zu erkennen, dass die Schale der Gefleckten Weinbergschnecke etwas kleiner bleibt als die der Helix pomatia. Die Gefleckte Weinbergschnecke erreicht vom Apex zur Gehäusemündung gemessen höchstens eine Größe von etwa 4 cm, während bei der Helix pomatia etwa 5 cm Durchschnitt und 6 cm möglich sind.

Färbung und Oberfläche der Schale unterscheiden sich mitunter stark voneinander, denn die Schale von Cornu aspersum ist rau, geradezu "runzlig" und von einem charakteristischen Muster bedeckt, das der Gefleckten Weinbergschnecke ihren Namen gegeben hat. Das Muster aus dunkelbraunen Streifen und Karo-Mustern auf hellem, hornfarbenem bis bräunlichen Grund, (ähnlich dem der einheimischen Gefleckten Schnirkelschnecke Arianta arbustorum) verleiht der gesamten Schale einen eher dunkleren Touch.

Der Weichkörper selbst ist meist hellgrau bis schwarz gefärbt, wobei deutlich ein etwas dunklerer Aalstrich zu erkennen ist. Im Vergleich zu Helix pomatia ist die Furchung der Fußoberseite weit weniger tief und deutlich abgezeichnet.

Nahrung und Lebensweise

Gefleckte Weinbergschnecke beim Abkoten

In ihren Anforderungen an den Lebensraum sind die Gefleckten Weinbergschnecken relativ tolerant. Das zeigt sich nicht nur in ihrer weiten Ausbreitung, sondern vor allem in der Vielfalt der von ihnen besiedelten Lebensräume. Tatsächlich ist Cornu aspersum bis in Höhen von 1000 m über dem Meeresspiegel zu finden und besiedelt Heiden und Wiesen ebenso wie Wälder, Gärten, Parkanlagen, Dünen und felsige Gebiete.

Diese Toleranz liegt mitunter daran, dass die Gefleckte Weinbergschnecke aufgrund ihrer kleineren Schale und der fehlenden Notwendigkeit eines Überwinterungsdeckels (Epiphragma) weniger an kalkhaltigen Boden gebunden ist, als ihre große Verwandte.

Da die Gefleckte Weinbergschnecke an ein Leben im Mittelmeerraum angepasst ist, kann sie zu kalte Winter – wie sie in Deutschland, Österreich und der Schweiz vorkommen – oft nicht überstehen. Grund dafür ist unter anderem, dass die Gefleckte Weinbergschnecke anders als Helix pomatia keinen dicken Kalkdeckel ausbildet, mit dem sie ihre Gehäuseöffnung den Winter über als Schutz vor Kälte und Trockenheit verschließen kann. Stattdessen überzieht sie die Gehäuseöffnung mit einem dünnen Schleimhäutchen, das sich an der Luft festigt. Temperaturen unter 5 °C sind für die Gefleckte Weinbergschnecke ungeeignet.

Wie die gewöhnliche Weinbergschnecke ist die Gefleckte Weinbergschnecke vornehmlich ein Pflanzenfresser. In ihrer Eigenschaft als Vegetarier ist sie wenig wählerisch und verschmäht abgestorbenes Pflanzenmaterial nicht.

Fortpflanzung

Die Gefleckte Weinbergschnecke ist Zwitter (Hermaphrodit), das heißt jedes Individuum besitzt sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsorgane und kann somit beim Paarungsakt sowohl als Männchen als auch als Weibchen fungieren. Beim Liebesspiel pressen beide Partner die Fußsohlen aneinander – das kann sowohl in liegender Stellung wie bei mitteleuropäischen Baum- und Gartenschnecken, als auch in erhobener Position, wie es bei Helix pomatia üblich ist geschehen. Zur Anregung stoßen sich die Partner gegenseitig so genannte „Liebespfeile“ aus Kalk in den Fuß. Dadurch wird dem Partner ein Hormonsekret injiziert. Der Penis einer Gefleckten Weinbergschnecke ist deutlich anders geformt als der einer gewöhnlichen Weinbergschnecke.

Cornu aspersum legt wie die Helix pomatia ihre Eier in selbstgegrabenen Erdhöhlen ab, aus denen nach wenigen Wochen vollständig entwickelte Jungschnecken samt Schale schlüpfen, die noch einige Zeit im Erdreich verharren, bis sie kräftig genug sind, an die Oberfläche zu stoßen (ca. 15–20 Tage).

Bedeutung

Cornu aspersum findet ihre Bedeutung für den Menschen (wie auch Helix pomatia) hauptsächlich in der Zucht zu Speisezwecken. In den französischen Schneckenzuchten stellt die Gefleckte Weinbergschnecke im Vergleich zur gewöhnlichen Weinbergschnecke sogar den weit größeren Teil an Zuchttieren dar. Hierzu wurden eigene Züchtungen entwickelt, die zum Teil doppelt so schwer werden wie die ursprünglichen Schnecken.

Darüber hinaus wird die Gefleckte Weinbergschnecke, ähnlich wie Afrikanische Riesenschnecken, immer beliebter als Heimtier (vor allem in England).

Die Gefleckte Weinbergschnecke ist Zwischenwirt für den Katzen-Lungenwurm Aelurostrongylus abstrusus und ein Faktor für die zumehmende Verbreitung der Aelurostrongylose.[7]

Haltung

Die Gefleckte Weinbergschnecke zählt zu den verhältnismäßig einfach zu haltenden Terrarientieren. Es kann ein Aquarium mit einer im Baumarkt erhältlichen Hobbyglasplatte abgedeckt werden, in die zuvor etwa 10–15 0,6 cm große Löcher gebohrt wurden, um die Sauerstoffversorgung zu gewährleisten. Ein Aquarium hat den Vorteil, dass von oben alle Einrichtungsgegenstände erreichbar sind. Zudem kann es jederzeit geöffnet werden, was bei einem Terrarium nicht gegeben ist, da dort zeitweise einige Schnecken an den Schiebetüren kleben, die dann beim Aufschieben verletzt werden würden. Unabhängig davon, ob ein Aquarium oder Terrarium vorhanden ist, sollte die Größe für 3–8 Tiere bei mindestens 60x30x30 cm liegen, denn Cornu aspersa sind sehr aktiv. Gruppenhaltung mit mindestens drei Tieren ist notwendig, da sie keine Einzelgänger sind, einen Paarungspartner benötigen und sonst gerne nah beieinander sind. Als Einrichtung empfiehlt sich ein erdähnliches Bodensubstrat (nicht gedüngt!), idealerweise Maulwurfshügelerde, das unter Umständen zusätzlich aufgekalkt werden kann. Der sogenannte „Cocos-Humus“, welcher in vielen Zoofachgeschäften erhältlich ist, eignet sich gut. Da dieser sauer ist, sollte er mit Calciumcarbonat aufgekalkt werden – keinesfalls jedoch mit Calciumhydroxid, welches ebenfalls erhältlich ist, aber zu stark basisch reagiert und die Schnecken verletzen oder gar töten kann, wenn sie sich auf dem Boden befinden. Cocos-Humus ist besonders geeignet für Menschen, die keine Kleinstlebewesen, wie zum Beispiel Springschwänze im Terrarium haben möchten. Besonders wohl fühlen sich Gefleckte Weinbergschnecken bei einer Einrichtung mit Ästen, Rindenstücken und Moosen, die dem Terrarium Ähnlichkeiten mit dem Waldboden verleihen. Gegebenenfalls kann man diese Einrichtungsgegenstände unter Aufsicht für 10 Minuten bei 125 °C im Ofen erhitzen, damit Bakterien, Parasiten und Pilze absterben. Die Einrichtung bietet den Schnecken die Möglichkeit sich zu verkriechen, denn sie mögen es schattig und feucht. Daher ist es wichtig, dass das Terrarium regelmäßig mit klarem Wasser, idealerweise Regenwasser, besprüht wird. Die Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 55 und 70 % liegen und die Temperatur im Terrarium 26 °C nicht überschreiten.

Zur Fütterung eignet sich jede Art von Obst und Gemüse, allerdings sollte dieses zuvor gründlich gewaschen und von Insektiziden und Pestiziden gereinigt werden. Proteine sollten gefüttert werden, aber nur in sehr kleinen Mengen und nicht öfter als einmal pro Monat. Dazu ist beispielsweise das Eiweiß eines gekochten Eis oder Gammarus, welches im Zoofachhandel als Nahrungsergänzung für Schildkröten angeboten wird, geeignet. Zur Kalkzufuhr eignet sich ein Gemisch aus Kalkpulver, Mehl, Zucker und Wasser oder handelsübliche Sepiaschalen. Schalen von gekochten Eiern sind zur Kalkzufuhr geeignet, denn sie bestehen zu einem großen Teil aus Calciumcarbonat.

In den Wintermonaten sollte den Gefleckten Weinbergschnecken die Möglichkeit einer Winterstarre gegeben werden. Aufgrund des hiesigen Klimas können sie jedoch nicht – wie andere Schneckenarten – nach draußen gestellt werden. Geeignet sind dagegen kühle Kellerräume, denn die Temperatur sollte um die 10 °C betragen. Dabei sollte man beachten, den Bodengrund mindestens 1–2 Mal pro Woche zu wässern, denn die Schnecken können durch Temperaturschwankungen erwachen und benötigen dann unbedingt Feuchtigkeit. Gefleckte Weinbergschnecken verdeckeln sich nicht wie die einheimische Helix pomatia, sondern bilden nur eine dünne Haut, aus welcher die Feuchtigkeit schneller entweichen kann. Deshalb benötigen sie trotz Winterstarre eine feuchte Umgebung.

Abbildungen

Quellen

Literatur

  • Klaus Bogon: Landschnecken. Biologie, Ökologie, Biotopschutz. Natur Verlag, Augsburg 1990, ISBN 3-89440-002-1.
  • Jürgen H. Jungbluth, Dietrich von Knorre: Trivialnamen der Land- und Süßwassermollusken Deutschlands (Gastropoda et Bivalvia). In: Mollusca. 26(1), Dresden 2008, S. 105–156. ISSN 1864-5127 (PDF)
  • Michael P. Kerney, R. A. D. Cameron, Jürgen H. Jungbluth: Die Landschnecken Nord- und Mitteleuropas. Paul Parey, Hamburg/ Berlin 1983, ISBN 3-490-17918-8.
  • Rosina Fechter, Gerhard Falkner: Weichtiere. (= Steinbachs Naturführer. 10). Mosaik-Verlag, München 1990, ISBN 3-570-03414-3.

Einzelnachweise

  1. Helix aspersa. In: O. F. Müller: Vermivm terrestrium et fluviatilium, seu animalium infusoriorum, helminthicorum, et testaceorum, non marinorum, succincta historia. Volumen alterum. Heineck & Faber, Leipzig 1774, S. 59.
  2. vgl. das "Cornu-Problem" von Robert Nordsieck
  3. F. Giusti, G. Manganelli, P. J. Schembri: The non-marine molluscs of the Maltese Islands. (= Museo Regionale di Scienze Naturali. Monografie 15). Torino 1995, ISBN 88-86041-24-1.
  4. G. Manganelli, M. Bodon, L. Favilli, F. Giusti: Fascicolo 16. Gastropoda Pulmonata. In: A. Minelli, S. Ruffo, S. La Posta: Checklist delle specie della fauna italiana. 1995, S. 1–60.
  5. C. R. Altaba: Hi ha caragols endèmics de Menorca? In: Malacofauna Balearica. 11, 2007, S. 5–15.
  6. D. Dhora: Regjistër i specieve të faunës së Shqipërisë. In: Register of species of the fauna of Albania. Camaj-Pipa, Shkodër 2009, S. 1–128.
  7. H. M. Elsheikha et al.: Updates on feline aelurostrongylosis and research priorities for the next decade. In: Parasites & vectors. Band 9, Nummer 1, 07 2016, S. 389, doi:10.1186/s13071-016-1671-6, PMID 27387914, PMC 4936016 (freier Volltext) (Review).

Weblinks

Commons: Gefleckte Weinbergschnecke – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien