„Aspirationspneumonie“ – Versionsunterschied

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Die [[Letalität]] des Mendelson-Syndroms liegt je nach Klinik zwischen 20 und 50 %.
Die [[Letalität]] des Mendelson-Syndroms liegt je nach Klinik zwischen 20 und 50 %.

== Pathogenese und Risikofaktoren ==
Das Risiko einer Aspirationspneumonie wird durch folgende Faktoren begünstigt:
* Schluckstörungen
* Bewusstseinsstörungen
* erhöhtes Risiko, Mageninhalt zu aspirieren
* verminderter Hustenreflex<ref>{{Literatur |Autor=Lionel A Mandell, Michael S Niederman |Titel=Aspiration Pneumonia |Sammelwerk=New England Journal of Medicine |Band=380 |Nummer=7 |Datum=2019-02-14 |ISSN=0028-4793 |DOI=10.1056/NEJMra1714562 |Seiten=651–663 |Online=http://www.nejm.org/doi/10.1056/NEJMra1714562 |Abruf=2019-03-09}}</ref>
Beim normalen Schluckvorgang werden gleichzeitig der Nasenrachenraum durch das [[Gaumensegel]] und der [[Kehlkopf]] durch den [[Kehldeckel]] verschlossen, so das der Nahrungsbrei nicht in die Atemwege gelangen kann. Da im Moment des Schluckens die Atmung unterbrochen ist, müssen Schluckvorgang und Kehldeckelverschluss zeitlich gut abgestimmt sein, um die Sauerstoff-Versorgung nicht zu lange zu unterbrechen. Kommt es dennoch zu einem Verschlucken, so sorgt ein heftiger [[Hustenreflex]] dafür, dass der bakterienhaltige Nahrungsbrei nicht in den Atemwegen verbleibt.
Der Schluckvorgang kann beeinträchtigt sein durch:
* Speiseröhrenerkrankungen: [[Speiseröhrenkarzinom]], [[Striktur]] (Verengung)
* [[COPD]]
* neurologische Erkrankungen: [[Epileptische Anfälle]], [[Multiple Sklerose]], [[Morbus Parkinson]], [[Schlaganfall]], [[Demenz]]
* Beatmung: besonders kritisch die Extubation
* Gestörter Verschluss des Kehldeckels: nach Therapie von [[Kehlkopfkrebs|Kehlkopfkarzinom]]en und [[Hypopharynxkarzinom]]en.
Das Bewusstsein kann eingetrübt sein durch:
* akuten Schlaganfall
* [[Herzstillstand]], [[Wiederbelebung]]
* medikamentöse Überdosierung: [[Opiate]], [[Psychopharmaka]]
* [[Narkose]]
* [[Alkohol]]exzess
Das Risiko, Mageninhalt zu aspirieren, ist gesteigert bei:
* [[Reflux]]
* [[Sondenernährung]]
* Narkoseeinleitung ohne Nahrungskarenz
Der Hustenreflex kann vermindert sein durch:
* Medikamente
* Alkohol
* Schlaganfall
* Demenz,
* degenerative neurologische Erkrankungen
* Bewusstseinseintrübung
Eine weitere Ursache besteht in einer ösophagö-trachealen Fistel, die nach Karzinomen der Speiseröhre, der Trachea oder der Hauptbronchien entstehen kann.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 9. März 2019, 18:19 Uhr

Klassifikation nach ICD-10
J69 Pneumonie durch Aspiration von festen oder flüssigen Substanzen
J69.0 Pneumonie durch Nahrung, Milch oder Erbrochenes
J69.1 Pneumonie durch Öle und Extrakte (Lipidpneumonie)
J69.8 Pneumonie durch Aspiration von sonstigen festen oder flüssigen Substanzen (z. B. Blut)
P24.9 Aspirationssyndrom beim Neugeborenen, nicht näher bezeichnet
Neonatale Aspirationspneumonie o. n. A.
J95.4 Mendelson-Syndrom
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die Aspirationspneumonie (abgeleitet von „Aspiration“) ist eine Lungenentzündung, die dadurch entsteht, dass erbrochener oder zurückgeflossener Mageninhalt oder andere Stoffe in die Lunge gelangen und dort durch ihre spezifischen Eigenschaften Entzündungsreaktionen hervorrufen.

Aspirationspneumonie. Rechter unterer Lappen

Zur Aspirationspneumonie kommt es z. B. häufig im Rahmen einer kardiopulmonalen Reanimation, im Schock, bei Bewusstlosigkeit, bei Schlucklähmungen durch neurologische Ausfällen bzw. Erkrankungen des Zentralen Nervensystems, Störungen der Speiseröhrenfunktion mit vermehrtem Reflux sowie bei chronischem Alkoholismus. Zu einer Aspirationspneumonie kann eine Infektion der Lunge mit verschiedenen bakteriellen Erregern (etwa Peptostreptococcus-Arten) hinzukommen.[1]

feingewebliches Bild einer Aspirationspneumonie

Unter dem Mendelson-Syndrom versteht man eine Aspirationspneumonie, die durch die Aspiration von saurem Mageninhalt bei narkotisierten Patienten hervorgerufen wird. Im ICD wird sie im Gegensatz zu den anderen Aspirationspneumonien unter den Schäden "nach medizinischen Maßnahmen" gelistet. Bei ca. 50 % der Aspirationsfälle führt die Aspiration des Mageninhalts zu einer Pneumonie. Hierzu muss der pH-Wert <2,5 sein und die Aspirationsmenge mehr als 20 ml betragen. Ursprünglich trat das Mendelson-Syndrom vorwiegend bei Entbindungen unter Vollnarkose auf. Die Magensäure verursacht eine Alveolitis. Es kann zu Bronchospasmus, Atelektasen, Schock und ARDS kommen.[2]

Die Letalität des Mendelson-Syndroms liegt je nach Klinik zwischen 20 und 50 %.

Pathogenese und Risikofaktoren

Das Risiko einer Aspirationspneumonie wird durch folgende Faktoren begünstigt:

  • Schluckstörungen
  • Bewusstseinsstörungen
  • erhöhtes Risiko, Mageninhalt zu aspirieren
  • verminderter Hustenreflex[3]

Beim normalen Schluckvorgang werden gleichzeitig der Nasenrachenraum durch das Gaumensegel und der Kehlkopf durch den Kehldeckel verschlossen, so das der Nahrungsbrei nicht in die Atemwege gelangen kann. Da im Moment des Schluckens die Atmung unterbrochen ist, müssen Schluckvorgang und Kehldeckelverschluss zeitlich gut abgestimmt sein, um die Sauerstoff-Versorgung nicht zu lange zu unterbrechen. Kommt es dennoch zu einem Verschlucken, so sorgt ein heftiger Hustenreflex dafür, dass der bakterienhaltige Nahrungsbrei nicht in den Atemwegen verbleibt. Der Schluckvorgang kann beeinträchtigt sein durch:

Das Bewusstsein kann eingetrübt sein durch:

Das Risiko, Mageninhalt zu aspirieren, ist gesteigert bei:

Der Hustenreflex kann vermindert sein durch:

  • Medikamente
  • Alkohol
  • Schlaganfall
  • Demenz,
  • degenerative neurologische Erkrankungen
  • Bewusstseinseintrübung

Eine weitere Ursache besteht in einer ösophagö-trachealen Fistel, die nach Karzinomen der Speiseröhre, der Trachea oder der Hauptbronchien entstehen kann.

Einzelnachweise

  1. Marianne Abele-Horn: Antimikrobielle Therapie. Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten. Unter Mitarbeit von Werner Heinz, Hartwig Klinker, Johann Schurz und August Stich, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Peter Wiehl, Marburg 2009, ISBN 978-3-927219-14-4, S. 91 und 265.
  2. R. Rossaint, C. Werner, B. Zwißler, U. Nollert: Die Anästhesiologie: Allgemeine und spezielle Anästhesiologie, Schmerztherapie und Intensivmedizin. 1. Auflage. Springer Verlag, 2004, ISBN 3-540-00077-1.
  3. Lionel A Mandell, Michael S Niederman: Aspiration Pneumonia. In: New England Journal of Medicine. Band 380, Nr. 7, 14. Februar 2019, ISSN 0028-4793, S. 651–663, doi:10.1056/NEJMra1714562 (nejm.org [abgerufen am 9. März 2019]).