„Liraglutid“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Zeile 47: Zeile 47:


== Nebenwirkungen ==
== Nebenwirkungen ==
Häufige Nebenwirkungen sind (dennoch) Unterzuckerung, außerdem Übelkeit, Durchfall,<ref name="Ulrich Schwabe, Dieter Paffrath" /> Schwindel, Bauchschmerzen und Schmerzen an der Injektionsstelle. Sehr selten treten schwerwiegende Nebenwirkungen auf, dies können medulläres Schilddrüsenkarzinom, Angioödem, Pankreatitis, Erkrankungen der Gallenblase und Nierenprobleme sein. Die Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit ist nicht erforscht und wird daher nicht empfohlen. Da es die Magenentleerung leicht verzögert, kann es die Absorption gleichzeitig verabreichter Arzneimittel beeinflussen.
Häufige Nebenwirkungen sind (dennoch) Unterzuckerung<ref name="Wolfgang Piper">{{Literatur| Autor=Wolfgang Piper | Titel=Innere Medizin | Verlag=Springer-Verlag | ISBN=978-3-642-33108-4 | Jahr=2012 | Online={{Google Buch | BuchID=1-2eS7dXesEC | Seite=970 }} | Seiten=970 }}</ref>, außerdem Übelkeit, Durchfall,<ref name="Ulrich Schwabe, Dieter Paffrath" /> Schwindel, Bauchschmerzen<ref name="Wolfgang Piper" /> und Schmerzen an der Injektionsstelle. Sehr selten treten schwerwiegende Nebenwirkungen auf, dies können medulläres Schilddrüsenkarzinom, Angioödem, Pankreatitis, Erkrankungen der Gallenblase und Nierenprobleme sein. Die Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit ist nicht erforscht und wird daher nicht empfohlen. Da es die Magenentleerung leicht verzögert, kann es die Absorption gleichzeitig verabreichter Arzneimittel beeinflussen.


== Geschichte ==
== Geschichte ==

Version vom 3. Dezember 2019, 21:33 Uhr

Dieser Artikel wurde auf der Qualitätssicherungsseite der Redaktion Chemie eingetragen. Dies geschieht, um die Qualität der Artikel aus dem Themengebiet Chemie formal und inhaltlich auf ein in der Wikipedia gewünschtes Niveau zu bringen. Wir sind dankbar für deine Mithilfe, bitte beteilige dich an der Diskussion (neuer Eintrag) oder überarbeite den Artikel entsprechend.
Strukturformel
Struktur von Liraglutid
Allgemeines
Name Liraglutid
Summenformel C172H265N43O51
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 204656-20-2
EG-Nummer (Listennummer) 810-818-7
ECHA-InfoCard 100.241.015
PubChem 44147092
DrugBank DB06655
Wikidata Q2526479
Arzneistoffangaben
ATC-Code

A10BJ02

Eigenschaften
Molare Masse 3751 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Löslichkeit

löslich in DMSO[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]

Achtung

H- und P-Sätze H: 351​‐​361
P: 201​‐​202​‐​280​‐​308+313[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Liraglutid ist ein Arzneimittelwirkstoff, der unter dem Namen Victoza als Medikament gegen Typ-2-Diabetes und unter dem Namen Saxenda zur Gewichtsreduktion bei Adipositas und Übergewicht auf dem Markt ist. Unter dem Namen Xultophy ist international ein Kombinationsmedikament aus Liraglutid und Insulin erhältlich, letzteres wurde allerdings in Deutschland wieder aus dem Markt genommen. Einziger Hersteller von Liraglutid ist der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk.

Anwendung

Liraglutid wird bei Typ-2-Diabetes als Mittel nachrangiger Wahl eingesetzt, zum Beispiel wenn Metformin nicht vertragen wird oder nicht die gewünschte Wirkung erzielt. Liraglutid kann als Monotherapie und auch in Kombination mit diversen anderen Antidiabetika eingesetzt werden.

Das Medikament wird in einem Fertigpen verkauft und einmal täglich vom Patienten selbst unter die Haut (subkutan) gespritzt. Die empfohlene Dosis beträgt 1,2 oder 1,8 mg.[2] Liraglutid muss mit einer Anfangsdosis von 0,6 mg über mindestens eine Woche eingeschlichen werden. Zum Einsatz bei Typ-2-Diabetes wird es von den Krankenkassen übernommen. Als Medikament, das die Gewichtsabnahme unterstützen soll, soll es nach mehrwöchiger Einschleichung in einer Dosis von 3,0 mg täglich gespritzt werden. Gegen Übergewicht ist es im Gegensatz zu anderen Schlankheitsmitteln verschreibungspflichtig. Die Verschreibung ist oberhalb eines Body-Mass-Index von 27 zulässig. Zum Zweck der Gewichtsreduktion wird es jedoch nicht von den Krankenkassen übernommen. Der Patient muss die Kosten selbst tragen, sie betragen in der EU bei 3 mg täglich ungefähr 270 € pro Monat (Stand 2019). Bei Einsatz gegen Übergewicht wird empfohlen, die Behandlung abzubrechen, wenn der Patient nach 12 Wochen nicht mindestens 5 % seines Körpergewichts verloren hat.

Wirkung

Liraglutid oder γ-L-Glutamoyl(N-α-hexadecanoyl)-Lys26, Arg34-GLP-1(7–37) ist ein verzweigtkettiges Peptid mit der Summenformel C172H265N43O51 und einem Molekulargewicht von 3751,2 Da. Es ist ein gentechnisch hergestelltes Analogon des Inkretins GLP-1. Die Sequenzhomologie liegt bei 97 %. Lys 34 wurde durch Arg ersetzt und an Lys 26 wurde über einen Glu-Spacer eine C16-Fettsäure angehängt. Durch diese Modifikationen konnte die Halbwertszeit von GLP-1 (2 Minuten) auf 13 Stunden stark verlängert werden. Die Fettsäure wurde deshalb verwendet, weil sie an Albumin bindet, was die Verweildauer im Plasma erhöht.[2]

Es wirkt antidiabetisch, indem es die Insulinfreisetzung aus den Betazellen der Bauchspeicheldrüse erhöht und die Glukagonfreisetzung aus den Alphazellen und damit die Glukoseabgabe der Leber verringert. Zudem erhöht es die Insulinsensitivität der Körperzellen, verzögert die Magenentleerung und damit die Geschwindigkeit, mit der Glukose ins Blut gelangen kann. Es sendet verstärkte Sättigungsmeldungen in das Gehirn, die den Hunger reduzieren. Da es erst bei erhöhtem Glukosespiegel seine volle Wirkung entfaltet, sind Unterzuckerungen bei Liraglutid seltener als bei einigen anderen Antidiabetika.

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen sind (dennoch) Unterzuckerung[3], außerdem Übelkeit, Durchfall,[2] Schwindel, Bauchschmerzen[3] und Schmerzen an der Injektionsstelle. Sehr selten treten schwerwiegende Nebenwirkungen auf, dies können medulläres Schilddrüsenkarzinom, Angioödem, Pankreatitis, Erkrankungen der Gallenblase und Nierenprobleme sein. Die Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit ist nicht erforscht und wird daher nicht empfohlen. Da es die Magenentleerung leicht verzögert, kann es die Absorption gleichzeitig verabreichter Arzneimittel beeinflussen.

Geschichte

Liraglutid wurde 2009 in Europa und 2010 in den USA für medizinische Zwecke zugelassen. Im Jahr 2016 war es das 188. am häufigsten verschriebene Medikament in den USA mit mehr als 3 Millionen verschriebenen Medikamenten. Es gilt inzwischen weltweit als eines der wichtigsten, wirkungsvollsten und risikoärmsten Medikamente zur Reduktion von Übergewicht und Adipositas.

Der eng verwandte Nachfolger von Liraglutid, Semaglutid, muss nur einmal wöchentlich unter die Haut gespritzt werden und wurde Ende der 2010er Jahre als erster GLP-1-Rezeptor-Agonist in Tablettenform vorgestellt.

Einzelnachweise

  1. a b c CaymanChem: Liraglutide, abgerufen am 3. Dezember 2019
  2. a b c Ulrich Schwabe, Dieter Paffrath: Arzneiverordnungs-Report 2010 Aktuelle Daten, Kosten, Trends und Kommentare. Springer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-642-13380-0, S. 79 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. a b Wolfgang Piper: Innere Medizin. Springer-Verlag, 2012, ISBN 978-3-642-33108-4, S. 970 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).