„Basisreproduktionszahl“ – Versionsunterschied

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Die '''Basisreproduktionszahl''' ''R''<sub>0</sub>, auch '''Grundvermehrungsrate''' genannt, ist ein Begriff aus der [[Infektionsepidemiologie]].
Die '''Basisreproduktionszahl''' ''R''<sub>0</sub>, auch '''Grundvermehrungsrate''' genannt, und die '''Nettoreproduktionszahl''' ''R'' sind Begriffe aus der [[Infektionsepidemiologie]].


Die Basisreproduktionszahl gibt an, wie viele Menschen eine infektiöse Person durchschnittlich ansteckt, wenn ''kein'' Mitglied der [[Grundgesamtheit|Population]] gegenüber dem [[Krankheitserreger|Erreger]] [[Immunität (Medizin)|immun]] ist ([[Biologische Suszeptibilität|suszeptible]] Population).
Die Basisreproduktionszahl gibt an, wie viele Menschen eine infektiöse Person durchschnittlich ansteckt, wenn ''kein'' Mitglied der [[Grundgesamtheit|Population]] gegenüber dem [[Krankheitserreger|Erreger]] [[Immunität (Medizin)|immun]] ist ([[Biologische Suszeptibilität|suszeptible]] Population).


Mit Hilfe der Basisreproduktionszahl ''R''<sub>0</sub> kann man abschätzen, wie die Ausbreitung zum Beginn einer [[Epidemie]] ist und welcher Anteil der Bevölkerung immun bzw. durch Impfung immunisiert sein muss, um eine Epidemie zu verhindern.<ref>Rafael Mikolajczyk, Ralf Krumkamp, Reinhard Bornemann et al.: [http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=66813 ''Influenza – Einsichten aus mathematischer Modellierung''], Dtsch Arztebl Int 2009; 106(47): 777-82 [[DOI:10.3238/arztebl.2009.0777]].</ref>
Mit Hilfe der Basisreproduktionszahl ''R''<sub>0</sub> kann man abschätzen, wie die Ausbreitung zum Beginn einer [[Epidemie]] verläuft und welcher Anteil der Bevölkerung immun bzw. durch Impfung immunisiert sein muss, um eine Epidemie zu verhindern.<ref>Rafael Mikolajczyk, Ralf Krumkamp, Reinhard Bornemann et al.: [http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=66813 ''Influenza – Einsichten aus mathematischer Modellierung''], Dtsch Arztebl Int 2009; 106(47): 777-82 [[DOI:10.3238/arztebl.2009.0777]].</ref> Aus der Basisreproduktionszahl wird die minimale [[Herdenimmunität]] für einen Herdeneffekt berechnet.


Nachdem oft Teile der Bevölkerung immun gegen eine Erkrankung sind oder im Verlaufe einer Ausbreitung werden, ist die von der Basisreproduktionszahl abgeleitete Nettoreproduktionszahl im Verlauf von größerer Bedeutung. Sie gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter durchschnittlich ansteckt, wenn ein gewisser Teil der Bevölkerung immun ist. Erst wenn die Nettoreproduktionszahl kleiner als 1 ist, sinkt die Zahl der Infizierten und die Erkrankung verschwindet irgendwann gänzlich.<ref>{{Literatur |Autor=Christel Weiß |Titel=Basiswissen Medizinische Statistik |Auflage=6 |Verlag=Springer-Verlag |Datum=2013 |ISBN=9783642342615 |Seiten=270 | Online = {{Google Buch |BuchID = yZAuBAAAQBAJ}}}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Delamater PL, Street EJ, Leslie TF, Yang Y, Jacobsen KH |Titel=Complexity of the Basic Reproduction Number (R0) |Sammelwerk=Emerging Infectious Diseases |Band=25 |Nummer=1 |Datum=2019 |Seiten=1-4 |DOI=10.3201/eid2501.171901}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.healthknowledge.org.uk/public-health-textbook/research-methods/1a-epidemiology/epidemic-theory |titel=Epidemic theory |werk=healthknowledge.org.uk | abruf=2020-03-24}}</ref>
Um die Zahl der Infektionen nicht kontinuierlich ansteigen zu lassen – fehlende Immunität der Menschen vorausgesetzt – muss die Grundvermehrungsrate auf 1, für eine Bekämpfung der Infektionskrankheit auf weniger als 1 gesenkt werden. Aus der Basisreproduktionszahl wird die minimale [[Herdenimmunität]] für einen Herdeneffekt berechnet.


Beispiele für Basisreproduktionszahlen sind bei [[Pocken]] und [[Poliomyelitis]] 6, bei [[Masern]] 15, bei [[Diphtherie]] 7, bei [[Keuchhusten]] 14.<ref>Klaus Krickeberg, Pham Thy My Hanh, Pham Van Trong, Epidemiology, Springer 2012, S. 45</ref> Bei der [[Spanische Grippe|Grippepandemie von 1918]] wurde die Basisreproduktionszahl auf 2 bis 3 geschätzt.<ref>Christina Mills, James Robins, Marc Lipsitch, Transmissibility of 1918 pandemic influenza, Nature, Band 432, 2004, S. 904–906, hier S. 905. PMID 15602562 </ref> Die Basisreproduktionszahl von [[Covid-19]] wird auf 2,4 bis 3,3 geschätzt.<ref>[https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html#doc13776792bodyText3 SARS-CoV-2 Steckbrief zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19)], Robert-Koch-Institut, 13. März 2020</ref>
Beispielwerte für die Basisreproduktionszahl sind bei [[Pocken]] und [[Poliomyelitis]] 6, bei [[Masern]] 15, bei [[Diphtherie]] 7, bei [[Keuchhusten]] 14.<ref>Klaus Krickeberg, Pham Thy My Hanh, Pham Van Trong, Epidemiology, Springer 2012, S. 45</ref> Bei der [[Spanische Grippe|Grippepandemie von 1918]] wurde die Basisreproduktionszahl auf 2 bis 3 geschätzt.<ref>Christina Mills, James Robins, Marc Lipsitch, Transmissibility of 1918 pandemic influenza, Nature, Band 432, 2004, S. 904–906, hier S. 905. PMID 15602562 </ref> Die Basisreproduktionszahl von [[Covid-19]] wird auf 2,4 bis 3,3 geschätzt.<ref>[https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html#doc13776792bodyText3 SARS-CoV-2 Steckbrief zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19)], Robert-Koch-Institut, 13. März 2020</ref>
== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Kontagionsindex]]
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Version vom 24. März 2020, 21:40 Uhr

Die Basisreproduktionszahl R0, auch Grundvermehrungsrate genannt, und die Nettoreproduktionszahl R sind Begriffe aus der Infektionsepidemiologie.

Die Basisreproduktionszahl gibt an, wie viele Menschen eine infektiöse Person durchschnittlich ansteckt, wenn kein Mitglied der Population gegenüber dem Erreger immun ist (suszeptible Population).

Mit Hilfe der Basisreproduktionszahl R0 kann man abschätzen, wie die Ausbreitung zum Beginn einer Epidemie verläuft und welcher Anteil der Bevölkerung immun bzw. durch Impfung immunisiert sein muss, um eine Epidemie zu verhindern.[1] Aus der Basisreproduktionszahl wird die minimale Herdenimmunität für einen Herdeneffekt berechnet.

Nachdem oft Teile der Bevölkerung immun gegen eine Erkrankung sind oder im Verlaufe einer Ausbreitung werden, ist die von der Basisreproduktionszahl abgeleitete Nettoreproduktionszahl im Verlauf von größerer Bedeutung. Sie gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter durchschnittlich ansteckt, wenn ein gewisser Teil der Bevölkerung immun ist. Erst wenn die Nettoreproduktionszahl kleiner als 1 ist, sinkt die Zahl der Infizierten und die Erkrankung verschwindet irgendwann gänzlich.[2][3][4]

Beispielwerte für die Basisreproduktionszahl sind bei Pocken und Poliomyelitis 6, bei Masern 15, bei Diphtherie 7, bei Keuchhusten 14.[5] Bei der Grippepandemie von 1918 wurde die Basisreproduktionszahl auf 2 bis 3 geschätzt.[6] Die Basisreproduktionszahl von Covid-19 wird auf 2,4 bis 3,3 geschätzt.[7]

Siehe auch

Literatur

  • Martin Eichner, Mirjam Kretzschmar: Mathematische Modelle in der Infektionsepidemiologie, In A. Krämer, R. Reintjes (Hg.): Infektionsepidemiologie. Methoden, Surveillance, Mathematische Modelle, Global Public Health. Springer Verlag, Heidelberg 2003. doi:10.1007/978-3-642-55612-8_8.

Einzelnachweise

  1. Rafael Mikolajczyk, Ralf Krumkamp, Reinhard Bornemann et al.: Influenza – Einsichten aus mathematischer Modellierung, Dtsch Arztebl Int 2009; 106(47): 777-82 DOI:10.3238/arztebl.2009.0777.
  2. Christel Weiß: Basiswissen Medizinische Statistik. 6. Auflage. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-34261-5, S. 270 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Delamater PL, Street EJ, Leslie TF, Yang Y, Jacobsen KH: Complexity of the Basic Reproduction Number (R0). In: Emerging Infectious Diseases. Band 25, Nr. 1, 2019, S. 1–4, doi:10.3201/eid2501.171901.
  4. Epidemic theory. In: healthknowledge.org.uk. Abgerufen am 24. März 2020.
  5. Klaus Krickeberg, Pham Thy My Hanh, Pham Van Trong, Epidemiology, Springer 2012, S. 45
  6. Christina Mills, James Robins, Marc Lipsitch, Transmissibility of 1918 pandemic influenza, Nature, Band 432, 2004, S. 904–906, hier S. 905. PMID 15602562
  7. SARS-CoV-2 Steckbrief zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19), Robert-Koch-Institut, 13. März 2020