„Mathias Storch“ – Versionsunterschied

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'''Michael Mathias Johannes Storch''' (* [[21. April]] [[1883]] in [[Manermiut]]; † [[21. November]] [[1957]] in [[Ilulissat]]) war ein [[Grönland|grönländischer]] [[Pastor]], [[Propst]], [[Schriftsteller]] und [[Grønlands Landsråd|Landesrat]].
'''Mikael Mathias Johannes Storch''' (* [[21. April]] [[1883]] in [[Manermiut]]; † [[21. November]] [[1957]] in [[Ilulissat]]) war ein [[Grönland|grönländischer]] [[Pastor]], [[Propst]], [[Schriftsteller]] und [[Grønlands Landsråd|Landesrat]].


== Leben ==
== Leben ==
=== Ausbildung ===
Mathias Storch war der Sohn des Jägers David Hans Gustav Storch (1851–?) und seiner Frau Salomine Sofie Ane Johanne Sybille Rafaelsen (1860–?).<ref>[https://da.nka.gl/arkivet/brug-arkivet/slaegtsforskning/kirkeboeger/aasiaategedesminde/1866-1888/ Kirchenbücher Aasiaat 1866–1888] (Geborene Jungen S. 32)</ref> Er besuchte von 1900 bis 1906 [[Grønlands Seminarium]] in [[Nuuk]] und erhielt seine weitere theologische Ausbildung in Dänemark, wo er drei Jahre bei Bischof [[Christian Ludwigs]] in [[Aalborg]] lebte. 1909 kehrte er nach Grönland zurück, wo er in [[Narsarmijit]] tätig war.<ref name="dbl">[http://denstoredanske.dk/Dansk_Biografisk_Leksikon/Kirke_og_tro/Pr%C3%A6st/Mathias_Storch?highlight=Mathias%20Storch Biografie] im [[Dansk Biografisk Leksikon]]</ref> Am 18. Juli 1909 heiratete er in Nuuk Ane Jensine Emilie Berthelsen (1889–1913), Tochter des Pastors Lars Berthelsen und Laura Johanne Frederikke Berthelsen.<ref>[https://da.nka.gl/arkivet/brug-arkivet/slaegtsforskning/kirkeboeger/nuukgodthaab/1902-1915/ Kirchenbücher Nuuk 1902–1915] (Verheiratete S. 143)</ref> Am 16. Mai 1915 heiratete er in Ilulissat in zweiter Ehe Emilie Justine Margrethe Johanne Frederiksen (1893–1955), Tochter des Jägers Frederik Johan Nikolai Frederiksen und Josefine Bothilde Louise Thale Terkelsen.<ref>[https://da.nka.gl/arkivet/brug-arkivet/slaegtsforskning/kirkeboeger/ilulissatjakobshavn/1910-1925/ Kirchenbücher Ilulissat 1910–1925] (Verheiratete S. 140)</ref>
Mathias Storch war der Sohn des Jägers David Hans Gustav Storch (1851–1932) und seiner Frau Salomine Sofie Ane Johanne Sybille Rafaelsen (1860–1921).<ref name="nhf">{{Literatur |Autor=Niels H. Frandsen |Titel=Nogle grønlandske slægter |Auflage= |Verlag=Forlaget Atuagkat |Ort=Nuuk |Datum=2011 |ISBN=978-87-92554-22-2 |Seiten=356}}</ref> Er war außerordentlich gut in der Schule, weswegen er 1900 auf [[Grønlands Seminarium]] in [[Nuuk]] kam, obwohl er in einer Jägerfamilie in einem kleinen [[Udsted]] aufgewachsen war. Er schloss die Ausbildung 1906 ab. Es war das Jahr [[Christian Wilhelm Schultz-Lorentzen]]s Einführung des neuen Kirchengesetzes, wegen dem fortan nun auch vermehrt Grönländer höhere theologische Ausbildungen erhalten sollten. Er wurde deswegen nach [[Dänemark]] geschickt, wo er drei Jahre bei Bischof [[Christian Ludwigs]] in [[Aalborg]] lebte.<ref name="dbl">[[Mads Lidegaard]]: [https://biografiskleksikon.lex.dk/Mathias_Storch Mathias Storch.] [[Dansk Biografisk Leksikon]].</ref><ref name="uqam">Daniel Chartier et al.: [https://inuit.uqam.ca/en/person/storch-mathias Storch, Mathias.] Inuit Literatures ᐃᓄᐃᑦ ᐊᓪᓚᒍᓯᖏᑦ Littératures inuites. 2018–2021.</ref>


=== Jahre als Pastor und Herausgabe des ersten grönländischen Romans ===
1910 wurde er [[ordiniert]]. Er arbeitete als Pastor für kurze Zeit in Südgrönland und dann in Nordgrönland. 1920 zog er nach Ilulissat, wo er Propst Nordgrönlands wurde. 1927 wurde er Vizepropst Grönlands, was er bis zu seiner Pensionierung 1953 blieb.<ref name="dbl"/>
1909 kehrte er nach Grönland zurück, wo er zum Oberkatecheten in [[Ilulissat]] ernannt wurde.<ref name="blg">[[Leif Vanggaard]]: [https://arktiskinstitut.dk/vidensdatabaserne/biografisk-leksikon/soeg-i-biografisk-leksikon?employee=636 Mikael Mathias Johannes Storch.] Biografisk Leksikon for Grønland.</ref> Direkt nach seiner Rückkehr nach Grönland hatte er am 18. Juli 1909 in Nuuk Ane Jensine Emilie Berthelsen (1889–1913), Tochter des Pastors Erneĸ Jens Lars Johan Berthelsen (1855–1889) und seiner Frau Laura Johanne Frederikke Holm (1861–?). Sie war die Enkelin des von [[Rasmus Berthelsen (Dichter)|Rasmus Berthelsen]] (1827–1901).<ref name="nhf"/> Am 21. Juni 1910 wurde er ordiniert und übernahm stellvertretend für den verreisten [[Hother Ostermann]] das Pastorenamt in Ilulissat. 1911 wurde er Hilfspastor in Nuuk und lehrte zeitweise an Grønlands Seminarium. 1912 wurde er Pastor in [[Narsarmijit]]. 1913 starb seine Frau im Alter von nur 23 Jahren. 1914 ließ er sich beurlauben und begab sich nach Ilulissat.<ref name="blg"/>


Mathias Storch war sehr gesellschaftskritisch. Als Pastor war er in der christlichen Weckungsbewegung [[Peqatigiinniat]] engagiert. Er schrieb regelmäßig Aufsätze in der [[Nalunaerutit]] sowie in der [[Avangnâmioĸ]]. 1912 schrieb er den Aufsatz ''Suna túngavigalugo timíkut ítumik siumukardluarsínauvugut?'' (etwa „Auf welcher Grundlage können wir entwicklungsmäßig gut vorankommen?“) in der [[Atuagagdliutit]], der die Hauptkritikpunkte enthalten, die auch den Kern des 1914 veröffentlichten [[Zukunftsroman]]s ''Singnagtugaĸ'' („Der Traum“) ausmachen. Dies war der erste jemals von einem Grönländer geschriebene Roman. Das Buch ist eine Kritik an der gesellschaftlichen Lage Grönlands zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Kritisiert werden die ungleichen Machtverhältnisse zwischen Dänen und Grönländern, aber auch grönländische Probleme wie der Umgang mit Pflegekindern und Zwangsehen. Die Hauptfigur Pavia, die mit Mathias Storch selbst identifiziert wurde, schläft ein und träumt von Nuuk im Jahr 2105, wo die Gesellschaft [[Utopie|utopisch]] so aufgebaut ist, wie Pavia bzw. Mathias Storch es sich wünscht, mit einer fleißigen und in geordneten Verhältnissen lebenden, wohlhabenden und freien Bevölkerung. Nur ein Jahr später wurde das Buch von [[Knud Rasmussen]] unter dem Titel ''En Grønlænders Drøm'' („Der Traum eines Grönländers“) ins Dänische übersetzt.<ref name="dbl"/><ref name="uqam"/><ref>{{Literatur |Autor=Kirsten Thisted |Hrsg=Jürg Glauser |Titel=Grönländische Literatur |Sammelwerk=Skandinavische Literaturgeschichte |Auflage=2 |Verlag=J. B. Metzler |Ort=Stuttgart |Datum=2016 |ISBN=978-3-476-02454-1 |Seiten=508–527 |Online=[https://curis.ku.dk/ws/files/171992407/K.Thisted_Gr_nl.litt._dansk_manus.pdf Dänische Version]}}</ref>
Storch unterstützte die nationalen [[Erweckungsbewegung]] ''Peqatigiinniat'' und beteiligte sich aktiv an den öffentlichen Debatten, wobei er sich für die Rechte der Grönländer einsetzte und ihre Gleichstellung mit den Dänen forderte. 1920 wurde er zum Mitglied der [[Grønlands Styrelse#Grønlandskommission|Grønlandskommission]] ernannt.<ref name="dbl"/> Von 1927 bis 1932 war er gewähltes Mitglied im [[Nordgrönland|nordgrönländischen]] [[Grønlands Landsråd|Landesrat]], wurde aber 1929 und 1931 von [[Boye Thomsen]] vertreten.<ref>Axel Kjær Sørensen: ''Denmark-Greenland in the Twentieth Century'' (= ''[[Meddelelser om Grønland]]. Man and Society.'' 34). Danish Polar Center, Kopenhagen 2006, ISBN 87-90369-89-0, ([http://www.oapen.org/download?type=document&docid=342354 Digitalisat (PDF; 3,35 MB)]).</ref>


Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er am 16. Mai 1915 in zweiter Ehe in Ilulissat Emilie Justine Margrethe Johanne Frederiksen (1893–1955), Tochter des Jägers Frederik Johan Nikolai Frederiksen und seiner Frau Josefine Bothilde Louise Thale Therkelsen.<ref name="nhf"/> Im selben Jahr wurde er als Pastor in [[Appat (Ilulissat)|Appat]] angestellt.<ref name="blg"/>
Als Autor debütierte er 1914 mit dem Roman ''Sinnattugaq'' (Der Traum). Das Buch war „vor allem eine Form von politischer Diskussionsliteratur, die sich auf die Zukunft Grönlands bezog“.<ref>Moritz Schramm: ''Suche nach Identität. Zur grönländischen Gegenwartsliteratur''. In: ''[[Muschelhaufen (Jahresschrift)|Muschelhaufen]]. Jahresschrift für Literatur und Grafik'', Nr. 45, Viersen 2005, {{ISSN|0085-3593}}</ref> Neben [[Kirchengeschichte|kirchengeschichtlichen]] Texten veröffentlichte er 1930 auf Dänisch die Streitschrift ''Strejflys over Grønland'' (Streiflicht über Grönland).<ref name="dbl"/>


=== Zeit als Propst und Vizepropst ===
Mathias Storch wurde 1921 zum [[Ritterkreuz|Ritter]] des [[Dannebrogorden]]s ernannt und 1947 zum [[Dannebrogsmand]]. Er starb 1957 im Alter von 74 Jahren.<ref name="dbl"/>
1919 wurde Hother Ostermann erneut beurlaubt und Mathias Storch kehrte nach Ilulissat zurück. Dort wurde er anschließend nach der Zweiteilung der grönländischen Propstei zum Propst von Nordgrönland ernannt. 1920 wurde er neben Pastor [[Karl Chemnitz]] und Udstedsverwalter [[David Olsen]] zu einem von drei grönländischen Mitgliedern der [[Grønlands Styrelse#Grønlandskommission|Grønlandskommission]] ernannt. 1927 wurde die Gleichstellung der beiden Propsteien aufgehoben, sodass der südgrönländische Propst fortan für ganz Grönland zuständig war, während Mathias Storch fortan Vizepropst war.<ref name="dbl"/><ref name="uqam"/> Von 1927 bis 1932 war er gewähltes Mitglied im [[Nordgrönland|nordgrönländischen]] [[Grønlands Landsråd|Landesrat]], wurde aber 1929 und 1931 von [[Boye Thomsen]] vertreten.<ref>{{Literatur |Titel=Denmark-Greenland in the twentieth Century |Autor=Axel Kjær Sørensen |Verlag=[[Kommission für Wissenschaftliche Untersuchungen in Grönland]] |Ort=Kopenhagen |Datum=2017 |ISBN=978-87-90369-89-7 |Seiten=174 |Reihe=[[Meddelelser om Grønland]] – Men & Society |BandReihe=34 |Online=[https://library.oapen.org/viewer/web/viewer.html?file=/bitstream/handle/20.500.12657/34944/342354.pdf Online]}}</ref> 1930 verfasste er das dänischsprachige Buch ''Strejflys over Grønland'' („Streiflicht über Grönland“) war ein weiteres gesellschaftskritisches, aber diesmal nicht belletristisches Werk, wo er bessere Bildung und bessere Lebensbedingungen für die grönländische Bevölkerung forderte. Er schrieb auch kirchengeschichtliche Werke. 1940 gab er das Andachtsbuch ''Nãmagsivoĸ'' („Es ist vollbracht“) heraus. Für seine Teilnahme an der Grønlandskommission war er 1921 zum [[Ritterkreuz|Ritter]] des [[Dannebrogorden]]s ernannt wurden. 1947 wurde er [[Dannebrogsmand]]. 1953 wurde er im Alter von 70 Jahren pensioniert. Nach seiner Pensionierung war er gelegentlich noch als Pastor tätig, bevor er 1957 im Alter von 74 Jahren starb.<ref name="dbl"/><ref name="uqam"/>

== Sinnattugaq, der erste grönländische Roman ==
''Sinnattugaq'' (Titel der Erstausgabe in alter Rechtschreibung: ''Singnagtugaĸ'') erschien 1914. Der Roman sorgte einerseits für Empörung und wurde andererseits Literaturgeschichte. Storch sprach in diesem Buch ungewöhnlich offen die Probleme der grönländischen Gesellschaft an: schlechte Bildung, Aberglaube, Zwangsehen sowie das Misstrauen zwischen Dänen und Grönländern. Der Titel deutet auf eine Zukunftsvision hin; Pavia, der [[Protagonist]] des Romans, stellt sich im Traum vor, wie Grönland 200 Jahre später im Jahr 2105 sein würde: Zweisprachig ausgebildete Grönländer halten Schlüsselpositionen in der grönländischen Wirtschaft sowie in Politik, Kirche und Bildung inne. Davon inspiriert, fährt Pavia nach seinem Erwachen fort, dafür zu kämpfen.<ref>Kirsten Thisted: [https://web.archive.org/web/20140107150248/http://dpc.uba.uva.nl/cgi/t/text/text-idx?c=tvs;sid=11363e4a56e16082fe9b24d52f57079f;idno=m2502a06;view=text;rgn=div1;cc=tvs;node=m2502a06%3A2 ''Hvem går qivittoq? Kampen om et litterært symbol eller relationen Danmark – Grønland i postkolonial belysning.''] In: ''TijdSchrift voor Skandinavistiek''. Nr. 2/2004, {{ISSN|0168-2148}}.</ref>

{{Zitat|''Ausgangspunkt für die zeitgenössische Romanhandlung ist der beklagenswerte Zustand Grönlands, verursacht durch die dänische Verwaltung und das Verhalten der Grönländer. […] Der Roman illustriert den Zusammenhang zwischen der persönlichen Entwicklung eines Menschen zu einem religiösen (aus)gebildeten und nationalbewussten Individuum einerseits und der Entwicklung der gesamten Gesellschaft andererseits.''|Kirsten Thisted<ref>Kirsten Thisted: ''Grönländische Literatur''. In: ''Skandinavische Literaturgeschichte''. Metzler, Stuttgart 2006, ISBN 3-476-01973-X</ref>}}

Der grönländisch-dänische [[Polarforscher]] und [[Ethnologe]] [[Knud Rasmussen]] übersetzte das Buch ins Dänische. Die dänische Ausgabe erschien 1915 bei [[Gyldendal]] unter dem Titel ''En Grønlænders Drøm'' (Eines Grönländers Traum).


== Werke ==
== Werke ==
* 1914: [http://www.kb.dk/e-mat/dod/130011011641.pdf ''Singnagtugaĸ''] (Digitalisat der Erstausgabe; .pdf)
* 1914: ''[http://www.kb.dk/e-mat/dod/130011011641.pdf Singnagtugaĸ]''
** 1915: ''[https://www.kb.dk/e-mat/dod/130017405994_bw.pdf En Grønlænders Drøm]'' (Dänische Übersetzung)
* 1930: ''Strejflys over Grønland''
** 2016: ''Singnagtugaq. A Greenlander’s Dream'' (Englische Übersetzung)
** 2016: ''Le rêve d'un Groenlandais'' (Französische Übersetzung)
* 1930: ''[https://www.kb.dk/e-mat/dod/11390803715B.pdf Strejflys over Grønland]''
* 1940: ''Nãmagsivoĸ''
* 1940: ''Nãmagsivoĸ''


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{Literatur |Titel=Die Anfänge des grönländischen Romans |Autor=Ebbe Volquardsen |Verlag=Tectum |Ort=Marburg |Datum=2011 |ISBN=978-3-8288-2812-4 |Seiten=87ff}}
* [[Jürg Glauser]] (Redaktion): ''Skandinavische Literaturgeschichte''. Metzler, Stuttgart 2006, ISBN 3-476-01973-X.
* {{Literatur |Autor=Kirsten Thisted |Hrsg=Jürg Glauser |Titel=Grönländische Literatur |Sammelwerk=Skandinavische Literaturgeschichte |Auflage=2 |Verlag=J. B. Metzler |Ort=Stuttgart |Datum=2016 |ISBN=978-3-476-02454-1 |Seiten=508–527 |Online=[https://curis.ku.dk/ws/files/171992407/K.Thisted_Gr_nl.litt._dansk_manus.pdf Dänische Version]}}
* Moritz Schramm: ''Suche nach Identität. Zur grönländischen Gegenwartsliteratur''. In: ''[[Muschelhaufen (Jahresschrift)]]'', Nr. 45, Viersen 2005, {{ISSN|0085-3593}}.
* Ebbe Volquardsen: ''Die Anfänge des grönländischen Romans''. Tectum, Marburg 2011, Seite 87ff, ISBN 978-3-8288-2812-4.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{Worldcat id|lccn-n2016016845}}
* [https://inuit.uqam.ca/en/person/storch-mathias Biografie von Mathias Storch] auf Inuit.uqam.ca
*{{Worldcat id|viaf-130956376}}


== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Literatur (20. Jahrhundert)]]
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[[Kategorie:Literatur (Grönländisch)]]
[[Kategorie:Literatur (Grönländisch)]]
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[[Kategorie:Mitglied in Grønlands Landsråd]]
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Version vom 25. Juni 2022, 17:29 Uhr

Mikael Mathias Johannes Storch (* 21. April 1883 in Manermiut; † 21. November 1957 in Ilulissat) war ein grönländischer Pastor, Propst, Schriftsteller und Landesrat.

Leben

Ausbildung

Mathias Storch war der Sohn des Jägers David Hans Gustav Storch (1851–1932) und seiner Frau Salomine Sofie Ane Johanne Sybille Rafaelsen (1860–1921).[1] Er war außerordentlich gut in der Schule, weswegen er 1900 auf Grønlands Seminarium in Nuuk kam, obwohl er in einer Jägerfamilie in einem kleinen Udsted aufgewachsen war. Er schloss die Ausbildung 1906 ab. Es war das Jahr Christian Wilhelm Schultz-Lorentzens Einführung des neuen Kirchengesetzes, wegen dem fortan nun auch vermehrt Grönländer höhere theologische Ausbildungen erhalten sollten. Er wurde deswegen nach Dänemark geschickt, wo er drei Jahre bei Bischof Christian Ludwigs in Aalborg lebte.[2][3]

Jahre als Pastor und Herausgabe des ersten grönländischen Romans

1909 kehrte er nach Grönland zurück, wo er zum Oberkatecheten in Ilulissat ernannt wurde.[4] Direkt nach seiner Rückkehr nach Grönland hatte er am 18. Juli 1909 in Nuuk Ane Jensine Emilie Berthelsen (1889–1913), Tochter des Pastors Erneĸ Jens Lars Johan Berthelsen (1855–1889) und seiner Frau Laura Johanne Frederikke Holm (1861–?). Sie war die Enkelin des von Rasmus Berthelsen (1827–1901).[1] Am 21. Juni 1910 wurde er ordiniert und übernahm stellvertretend für den verreisten Hother Ostermann das Pastorenamt in Ilulissat. 1911 wurde er Hilfspastor in Nuuk und lehrte zeitweise an Grønlands Seminarium. 1912 wurde er Pastor in Narsarmijit. 1913 starb seine Frau im Alter von nur 23 Jahren. 1914 ließ er sich beurlauben und begab sich nach Ilulissat.[4]

Mathias Storch war sehr gesellschaftskritisch. Als Pastor war er in der christlichen Weckungsbewegung Peqatigiinniat engagiert. Er schrieb regelmäßig Aufsätze in der Nalunaerutit sowie in der Avangnâmioĸ. 1912 schrieb er den Aufsatz Suna túngavigalugo timíkut ítumik siumukardluarsínauvugut? (etwa „Auf welcher Grundlage können wir entwicklungsmäßig gut vorankommen?“) in der Atuagagdliutit, der die Hauptkritikpunkte enthalten, die auch den Kern des 1914 veröffentlichten Zukunftsromans Singnagtugaĸ („Der Traum“) ausmachen. Dies war der erste jemals von einem Grönländer geschriebene Roman. Das Buch ist eine Kritik an der gesellschaftlichen Lage Grönlands zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Kritisiert werden die ungleichen Machtverhältnisse zwischen Dänen und Grönländern, aber auch grönländische Probleme wie der Umgang mit Pflegekindern und Zwangsehen. Die Hauptfigur Pavia, die mit Mathias Storch selbst identifiziert wurde, schläft ein und träumt von Nuuk im Jahr 2105, wo die Gesellschaft utopisch so aufgebaut ist, wie Pavia bzw. Mathias Storch es sich wünscht, mit einer fleißigen und in geordneten Verhältnissen lebenden, wohlhabenden und freien Bevölkerung. Nur ein Jahr später wurde das Buch von Knud Rasmussen unter dem Titel En Grønlænders Drøm („Der Traum eines Grönländers“) ins Dänische übersetzt.[2][3][5]

Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er am 16. Mai 1915 in zweiter Ehe in Ilulissat Emilie Justine Margrethe Johanne Frederiksen (1893–1955), Tochter des Jägers Frederik Johan Nikolai Frederiksen und seiner Frau Josefine Bothilde Louise Thale Therkelsen.[1] Im selben Jahr wurde er als Pastor in Appat angestellt.[4]

Zeit als Propst und Vizepropst

1919 wurde Hother Ostermann erneut beurlaubt und Mathias Storch kehrte nach Ilulissat zurück. Dort wurde er anschließend nach der Zweiteilung der grönländischen Propstei zum Propst von Nordgrönland ernannt. 1920 wurde er neben Pastor Karl Chemnitz und Udstedsverwalter David Olsen zu einem von drei grönländischen Mitgliedern der Grønlandskommission ernannt. 1927 wurde die Gleichstellung der beiden Propsteien aufgehoben, sodass der südgrönländische Propst fortan für ganz Grönland zuständig war, während Mathias Storch fortan Vizepropst war.[2][3] Von 1927 bis 1932 war er gewähltes Mitglied im nordgrönländischen Landesrat, wurde aber 1929 und 1931 von Boye Thomsen vertreten.[6] 1930 verfasste er das dänischsprachige Buch Strejflys over Grønland („Streiflicht über Grönland“) war ein weiteres gesellschaftskritisches, aber diesmal nicht belletristisches Werk, wo er bessere Bildung und bessere Lebensbedingungen für die grönländische Bevölkerung forderte. Er schrieb auch kirchengeschichtliche Werke. 1940 gab er das Andachtsbuch Nãmagsivoĸ („Es ist vollbracht“) heraus. Für seine Teilnahme an der Grønlandskommission war er 1921 zum Ritter des Dannebrogordens ernannt wurden. 1947 wurde er Dannebrogsmand. 1953 wurde er im Alter von 70 Jahren pensioniert. Nach seiner Pensionierung war er gelegentlich noch als Pastor tätig, bevor er 1957 im Alter von 74 Jahren starb.[2][3]

Werke

Literatur

  • Ebbe Volquardsen: Die Anfänge des grönländischen Romans. Tectum, Marburg 2011, ISBN 978-3-8288-2812-4, S. 87 ff.
  • Kirsten Thisted: Grönländische Literatur. In: Jürg Glauser (Hrsg.): Skandinavische Literaturgeschichte. 2. Auflage. J. B. Metzler, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-476-02454-1, S. 508–527 (Dänische Version [PDF]).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Niels H. Frandsen: Nogle grønlandske slægter. Forlaget Atuagkat, Nuuk 2011, ISBN 978-87-92554-22-2, S. 356.
  2. a b c d Mads Lidegaard: Mathias Storch. Dansk Biografisk Leksikon.
  3. a b c d Daniel Chartier et al.: Storch, Mathias. Inuit Literatures ᐃᓄᐃᑦ ᐊᓪᓚᒍᓯᖏᑦ Littératures inuites. 2018–2021.
  4. a b c Leif Vanggaard: Mikael Mathias Johannes Storch. Biografisk Leksikon for Grønland.
  5. Kirsten Thisted: Grönländische Literatur. In: Jürg Glauser (Hrsg.): Skandinavische Literaturgeschichte. 2. Auflage. J. B. Metzler, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-476-02454-1, S. 508–527 (Dänische Version [PDF]).
  6. Axel Kjær Sørensen: Denmark-Greenland in the twentieth Century (= Meddelelser om Grønland – Men & Society. Band 34). Kommission für Wissenschaftliche Untersuchungen in Grönland, Kopenhagen 2017, ISBN 978-87-90369-89-7, S. 174 (Online [PDF]).