1-(Trifluormethyl)-1,2-benziodoxol-3(1H)-on

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Strukturformel
Strukturformel von 1-(Trifluormethyl)-1,2-benziodoxol-3(1H)-on
Allgemeines
Name 1-(Trifluormethyl)-1,2-benziodoxol-3(1H)-on
Andere Namen

Togni-Reagenz II

Summenformel C8H4F3IO2
Kurzbeschreibung

farbloser, kristalliner Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 887144-94-7
Wikidata Q15632697
Eigenschaften
Molare Masse 316,02 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

122,4–123,4 °C (unter Zersetzung)[1]

Löslichkeit

löslich in Methylenchlorid, Chloroform, Acetonitril, Methanol, Ethanol, Aceton[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

1-(Trifluormethyl)-1,2-benziodoxol-3(1H)-on (Togni-Reagenz II) ist eine in der organischen Synthese zur direkten elektrophilen Trifluormethylierung verwendete Verbindung.[3]

Geschichte

Eine erste Beschreibung von Herstellung, Eigenschaften und Reaktivität der Verbindung erfolgte 2006 durch Antonio Togni und seine Mitarbeiter von der ETH Zürich.[4] Der Artikel enthält auch Informationen zu 1,3-Dihydro-3,3-dimethyl-1-(trifluormethyl)-1,2-benziodoxol (Togni-Reagenz I).

Gewinnung und Darstellung

Die Synthese erfolgt in einem dreistufigen Verfahren. Im ersten Schritt wird 2-Iodbenzoesäure in Gegenwart von Natriumperiodat eine Oxidation und Zyklisierung zum gemischten Anhydrid 1-Hydroxy-1,2-benziodoxol-3(1H)-on umgesetzt. Durch Acylierung mit Acetanhydrid und anschließende Substitution mit Trimethyl-(trifluormethyl)-silan entsteht die Zielverbindung.[1]

Synthese

Eine neuere Eintopfsynthese geht ebenfalls von der 2-Iodbenzoesäure aus. Als Oxidationsmittel wird statt Natriumperiodat Trichlorisocyanursäure verwendet.[5]

Eigenschaften

Physikalische Eigenschaften

Die Verbindung kristallisiert in einer monoklinen Kristallstruktur. Die Raumgruppe ist P21/n mit vier Molekülen in der Elementarzelle.[4] Aus den kristallographischen Daten wurde eine Dichte von 2,365 g·cm−3 abgeleitet.[4]

Chemische Eigenschaften

Die reine Verbindung ist bei Raumtemperatur über Monate thermisch stabil. Oberhalb des Schmelzpunktes erfolgt eine heftige Zersetzung, wobei gasförmiges Trifluoriodmethan freigesetzt wird.[1] Die Zersetzung verläuft stark exotherm. In einer DSC-Messung wurde ab 149 °C eine Zersetzungswärme von 502 J·g−1 bestimmt.[6] Als Zersetzungsprodukte bei einer Rekristallisation aus Acetonitril wurden in geringer Menge Trifluormethyl-2-iodbenzoate und 2-Iodbenzoylfluorid beobachtet.[1] Die Prüfungen hinsichtlich explosionsgefährlicher Eigenschaften sind für den Stahlhülsentest und die Schlagempfindlichkeit positiv.[6] Es handelt sich somit um einen explosionsgefährlichen Stoff. Die Verbindung reagiert heftig mit starken Basen und Säuren, sowie Reduktionsmitteln.[1] Im Lösungsmittel Tetrahydrofuran wird dessen Polymerisation initiiert.[1]

Verwendung

Die Verbindung wird zur Einführung der CF3-Gruppe in organische Verbindungen genutzt. Bei Phenolaten erfolgt eine Substitution in ortho-Stellung. Mit einem Überschuss kann eine zweifache Substitution erreicht werden.[7]

Mit Alkoholen ergeben sich die entsprechenden Trifluormethylether.[8]

Eine Addition der CF3-Funktion kann unter Kupferkatalyse an terminale Olefine erfolgen.[9]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Kyrill Stanek, Raffael Koller, Iris Kieltsch, Patrick Eisenberger, Antonio Togni: 1-(Trifluoromethyl)-1,2-benziodoxol-3(1H)-one. In: Encyclopedia of Reagents for Organic Synthesis. John Wiley & Sons, Ltd, 2001, ISBN 978-0-470-84289-8, doi:10.1002/047084289X.rn01121.
  2. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  3. I. Kieltsch, P. Eisenberger, K. Stanek, A. Togni: Recent Advances in Electrophilic CF3-Transfer Using Hypervalent Iodine(III) Reagents. In: Chimia. 62, 2008, S. 260–263, doi:10.2533/chimia.2008.260.
  4. a b c Patrick Eisenberger, Sebastian Gischig, Antonio Togni: Novel 10-I-3 Hypervalent Iodine-Based Compounds for Electrophilic Trifluoromethylation. In: Chemistry – A European Journal. Band 12, Nr. 9, 2006, S. 2579–2586, doi:10.1002/chem.200501052.
  5. Václav Matoušek, Ewa Pietrasiak, Rino Schwenk, Antonio Togni: One-Pot Synthesis of Hypervalent Iodine Reagents for Electrophilic Trifluoromethylation. In: The Journal of Organic Chemistry. Band 78, Nr. 13, 2013, S. 6763–6768, doi:10.1021/jo400774u.
  6. a b Nikolaus Fiederling, Jan Haller, Heiko Schramm: Notification about the Explosive Properties of Togni’s Reagent II and One of Its Precursors. In: Organic Process Research & Development. Band 17, Nr. 3, 2013, S. 318–319, doi:10.1021/op400035b.
  7. Kyrill Stanek, Raffael Koller, Antonio Togni: Reactivity of a 10-I-3 Hypervalent Iodine Trifluoromethylation Reagent With Phenols. In: The Journal of Organic Chemistry. Band 73, Nr. 19, 2008, S. 7678–7685, doi:10.1021/jo8014825.
  8. Raffael Koller, Kyrill Stanek, Daniel Stolz, Raphael Aardoom, Katrin Niedermann, Antonio Togni: Zinc-Mediated Formation of Trifluoromethyl Ethers from Alcohols and Hypervalent Iodine Trifluoromethylation Reagents. In: Angewandte Chemie. Band 121, Nr. 24, 2009, S. 4396–4400, doi:10.1002/ange.200900974.
  9. Andrew T. Parsons, Stephen L. Buchwald: Copper-Catalyzed Trifluoromethylation of Unactivated Olefins. In: Angewandte Chemie. Band 123, Nr. 39, 2011, S. 9286–9289, doi:10.1002/ange.201104053.