Abhörstation

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Abhörstation

Ort Berlin (Deutschland)
Koordinaten 52° 31′ 4,5″ N, 13° 23′ 8,6″ OKoordinaten: 52° 31′ 4,5″ N, 13° 23′ 8,6″ O
Besonderheiten
Ehemalige Abhörstation gegenüber der ehemaligen Amerikanischen Botschaft

Die Abhörstation ist ein Gebäude in Berlin-Mitte. Es wurde 1880 erbaut. Offenbar wurde es durch die Stasi genutzt, die von hier aus die amerikanische Botschaft auf der gegenüberliegenden Straßenseite abhörte. Die alte Abhöranlage ist noch erhalten. Nach der Wende war das Gebäude 24 Jahre lang verschlossen.

Ansicht vom Park
Telefonanlage im Erdgeschoss der Abhörstation
Abhörstation – Kronleuchter
Abhörstation – Toilette im Aussenbereich
Abhörstation – Innenhof

Geschichte

Eigentümer

Die beiden Grundstücke in der Mittelstraße liegen gegenüber den Grundstücken Unter den Linden 42 und 40 und sind der Mittelstraße 43, dem ehemaligen Grundstücken von Wagons-Lits, benachbart. Das Eckgrundstück Neustädtische Kirchstraße / Mittelstraße Nr. 41 und Nr. 42 befand sich im Jahr 1799 noch in verschiedenen Händen.

Weinbrennerrei

Das Haus Mittelstraße 42 war 1799 nur zweigeschossig und wurde in jener Zeit von dem Branntweinbrenner George Lemm als Eigentümer bewohnt. 1823 starb G. Lemm im Alter von 89 Jahren. Sein Sohn Georg Friedrich Wilhelm Lemm führte die Brennerei weiter. Die Mitglieder der Familie Lemm verdienten sich durchweg als Branntweinbrenner, später als „Destillateure“ mit der Sprit- bzw. Rumfabrikation ihren Lebensunterhalt. Nach dem Verkauf des Grundstücks an den Hof-Apotheker Dr. Knop, der auch Inhaber der Spritfabrik wurde, wohnte die Familie Lemm weiterhin in dem Haus, bis zu seinem Abriss im Jahr 1880. Somit war die Familie Lemm mindestens 80 Jahre mit dem alten Haus in der Mittelstraße 42 verbunden. 1874 wurde der Bankier Emanuel Lohnstein Eigentümer des Grundstücks Mittelstraße 42, des benachbarten Grundstücks Nr. 41 und ab 1882 auch des Nachbargrundstücks Neustädtische Kirchstraße 3.

Der Neubau

Kommerzienrat Lohnstein, Inhaber eines „Bank-, Commissions- und Speditionsgeschäfts“, ließ 1880 die alten Häuser in der Mittelstraße abreißen und auf der 618 m² großen Fläche einen Neubau errichten. Das neue Gebäude erhielt die Adresse Mittelstraße 41 / 42 und Neustädtische Kirchstraße 3. 1883 waren in dem Neubau insgesamt zwölf Mieter gemeldet, darunter der Berliner Maklerverein, der 1881 mit der Telefonnummer 8 zu den ersten Berliner Fernsprechteilnehmern gehörte. Eines der Bankhäuser gehörte zu dieser Zeit Adolph Thiem, Börsenmakler und einer der bedeutendsten Kunstsammler des 19. Jahrhunderts[1]. Des Weiteren befanden sich in dem Gebäude drei Bankgeschäfte und auch wieder ein Destillateur. Das viergeschossige Haus mit je einem Erker zur Mittelstraße und Neustädtische Kirchstraße sowie einem Runderker an der Straßenkreuzung steht heute noch, allerdings mit veränderter, glatt abgeputzter Fassade. Das moderne Nachbargebäude ist das heutige Bürohaus Unter den Linden 42 mit dem Café Einstein.

Das Eckgrundstück wurde 1918 durch Lohnsteins Erben übernommen, die es bis 1993 in ihrem Besitz hatten. Das Wohn- und Geschäftshaus überstand den Zweiten Weltkrieg und beherbergte danach u. a. „Riechel’s Drogerie“, einen Kunstgewerbeladen und kurzzeitig die Gaststätte „Mittelklause“. Von 1965 bis 1990 befanden sich das Ost-Berliner Städtische Fremdenverkehrsunternehmen „Berlin Information“ und die Redaktion Wohin in Berlin in dem Gebäude.

Aktuelle Nutzung der Abhörstation

Die Abhörstation lag seit der Wende 1989 im Dornröschenschlaf und wurde zum ersten Mal am 27., 29. und 31. August 2013 mit der Dauerperformance „Auf der Suche nach dem verlorenen Klang“ mit den Künstlern Regina Schulte am Hülse, Nikolaus Neusser, Bernd Oezsezim, Malte Kebbel und Luise Czerwonatis dem Publikum zugänglich gemacht. Unter der Leitung von Regina Schulte am Hülse gab es 2014 weitere Aufführungen, an denen auch der Jazzmusiker Theo Jörgensmann, der DJ und Produzent Mike Vamp, sowie der bildende Künstler Christian Korda teilnahmen.

Literatur

Weblinks

Commons: Abhörstation – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Adolph Thiem, Bankgeschäft. In: Berliner Adreßbuch, 1881, Teil 1, S. 986.