Abu Yaqub Yusuf

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Abū Yaʿqūb Yūsuf an-Nāsir (arabisch أبو يعقوب يوسف الناصر, DMG Abū Yaʿqūb Yūsuf an-Nāṣir; † 1307 in al-Mansura) war Herrscher der Meriniden in Marokko (1286–1307).

Leben

Abu Yaqub Yusuf wurde 1286 Nachfolger seines Vaters Abu Yusuf Yaqub (1259–1286). Zunächst mussten einige Revolten von Verwandten, sowie ein Aufstand der Banu Wattas im Rifgebirge (1292) niedergeschlagen werden, bevor er sich der Ausweitung des Reiches widmen konnte. So begann 1295 der Angriff auf das Reich der Abdalwadiden, wobei die Belagerung von Tlemcen bis 1307 andauerte. Während dieser Belagerung ließ Abu Yaqub Yusuf die Belagerungsstadt al-Mansura bei Tlemcen errichten, die zeitweise auch als Residenz diente. Obwohl Tlemcen immer noch nicht kapituliert hatte, stießen die Truppen der Meriniden 1302 weiter nach Osten vor und eroberten Mostaganem und Algier.

Abū Yaʿqūb Yūsuf machte sich auch um die Vertiefung des Islams in der Bevölkerung verdient. Neben der Förderung der Marabouts und der Bruderschaften führte er 1292 den Geburtstag des Propheten am 12. Rabīʿ al-auwal als offiziellen Festtag im gesamten Maghreb ein.[1] In diesem Zusammenhang wurde auch die Bedeutung der Idrisiden als Nachkommen des Propheten hervorgehoben. Auch trat er in Kontakt mit den Scherifen von Mekka. Im Jahre 1303 übersandte er ihnen mit einer Karawane ein kostbares Exemplar des Korans. Ein Jahr später kam der Scherif Labīda ibn Abī Numaiy in den Maghreb und wurde mit großen Ehren am Hofe von Abū Yaʿqūb Yūsuf empfangen.[2]

Während Abu Yaqub Yusuf den Druck gegenüber den Abdalwadiden aufrechterhalten konnte, erlitten die Meriniden in Andalusien einige Rückschläge. So eroberte Kastilien 1291 im Bündnis mit den Nasriden den stark befestigten Stützpunkt Tarifa an der Straße von Gibraltar. Dadurch wurden die Meriniden zum Rückzug aus Andalusien gezwungen. Die Nasriden landeten 1306 sogar in Marokko und eroberten Ceuta. Zudem brach im Rifgebirge ein Aufstand der Berberstämme aus (1306–1307).

In dieser Situation wurde Abu Yaqub Yusuf 1307 in al-Mansura von einem Haremssklaven ermordet. Sein Nachfolger Abu Thabit Amir (1307–1308) musste wegen ausbrechender Machtkämpfe die Truppen aus dem Abdalwadidenreich zurückziehen und Eroberungen aufgeben.

Literatur

  • Herman L. Beck: L' image d'Idrīs II, ses descendants de Fās et la politique s̱ẖarīfienne des sultans marīnides 656-869/1258-1465. Brill, Leiden, 1989. S. 112-117.
  • Ulrich Haarmann: Geschichte der Arabischen Welt. C.H. Beck, München, 2004. ISBN 3-406-47486-1
  • Arnold Hottinger: Die Mauren. Arabische Kultur in Spanien, Wilhelm Fink Verlag, München, 1995. ISBN 3-7705-3075-6
  • Stephan Ronart, Nandy Ronart: Lexikon der Arabischen Welt. Ein historisch-politisches Nachschlagewerk, Artemis, Zürich, 1972, ISBN 3-7608-0138-2

Belege

  1. Vgl. Beck: L' image d'Idrīs II. 1989, S. 112.
  2. Vgl. Beck: L' image d'Idrīs II. 1989, S. 114.