Agnes Blannbekin
Agnes Blannbekin (* um 1250; † 10. Mai 1315 in Wien) war eine österreichische Begine, Franziskanerin des Dritten Ordens und Mystikerin.
Leben
Agnes Blannbekin war eine Bauerntochter, die um 1250 vermutlich in Plambach, heute Katastralgemeinde von Hofstetten-Grünau, geboren wurde. Sie lernte lesen, konnte aber nicht schreiben. Früh fühlte sie eine religiöse Berufung und lebte asketisch. In Wien schloss sie sich den Beginen an, doch ist nicht bekannt, ob sie in einer Gemeinschaft lebte. Später war sie Franziskaner-Tertiarerin.
Ihrem nicht namentlich bekannten Beichtvater, einem Franziskaner-Minoriten, berichtete sie von Visionen und Ekstasen, die dieser 1290 beginnend niederschrieb. In diesen Aufzeichnungen ist etwa die Rede davon, ihr sei das sanctum praeputium – die Vorhaut Jesu Christi – bei der Kommunion auf der Zunge erschienen. Deswegen wurden die Vita et Revelationes später auf den Index Librorum Prohibitorum gesetzt.
Ihr Leben war vom Ablauf des Kirchenjahrs und von Gebeten bestimmt. Sie versuchte an so vielen Messen wie möglich am Tag teilzunehmen und besuchte dafür Kirche um Kirche in Wien. Nach den Messen pflegte sie sich dem Altar zu nähern und ihn zu küssen, was als Provokation verstanden wurde, weil der Aufenthalt am Altar Frauen untersagt war. In einer ihrer Visionen sah sie sich als junge Frau um einen Altar tanzend.
Das Manuskript ihres Beichtvaters kopierte 1318 der Mönch Ermenrich. Als Bernhard Pez 1731 die Vita et Revelationes herausgab, wurden sie auf den Index gesetzt. Erst 1994 wurde Leben und Offenbarungen der Wiener Begine Agnes Blannbekin († 1315) mit einer Übersetzung wieder herausgegeben.
Während Blannbekin heute wegen ihrer Visionen in Erinnerung bleibt, war sie zu ihrer Lebenszeit vor allem als Seelsorgerin der armen und leibeigenen Untertanen bekannt.[1]
Literatur
- Peter Dinzelbacher, Renate Vogeler (Herausgeber und Übersetzer): Leben und Offenbarungen der Wiener Begine Agnes Blannbekin († 1315). Goeppingen: Kuemmerle-Verlag, 1994. ISBN 3-87452-643-7
- Bernhard Pez (Red.): Vita et Revelationes. Wien 1731 (Digitalisat)
- Johann Friedrich Ludwig Theodor Merzdorf: Blanbeckin, Agnes. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 688.
- Wolfgang Stammler: Blannbekin, Agnes. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 287 (Digitalisat).
- Ulrike Wiethaus: Agnes Blannbekin, Viennese Beguine. D. S. Brewer, Oxford 2002 ISBN 0-85991-634-0
Weblinks
- Literatur von und über Agnes Blannbekin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Agnes Blannbekin in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich)
Einzelnachweise
- ↑ David B. Perrin: Women Christian Mystics Speak to Our Times. Sheed & Ward, U.S.A. 2001, ISBN 1-58051-095-7 (google.com).
Personendaten | |
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NAME | Blannbekin, Agnes |
KURZBESCHREIBUNG | österreichische Begine und Mystikerin |
GEBURTSDATUM | um 1250 |
STERBEDATUM | 10. Mai 1315 |
STERBEORT | Wien |