Ahmad Badr ad-Din Hassun

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Ahmad Badr ad-Din Hassun (auch Ahmad Bader Eddin Hassoun oder Ahmed Badreddin Hassoun), arabisch أحمد بدر الدين حسون, DMG Aḥmad Badr ad-Dīn Ḥassūn (* 1949 in Aleppo)[1], ist seit 2005 der Großmufti von Syrien.[2] Hassun hat einen Abschluss in arabischer Literatur und promovierte in islamischer Rechtswissenschaft schāfiʿitischer Prägung an der Al-Azhar-Universität in Kairo.

Hassoun lehrte an unzähligen Schulen und predigte in verschiedenen Moscheen in der Provinz Aleppo. Von 1990 bis 1998 war Hassoun Mitglied des von dem Volk gewählten syrischen Parlaments obwohl er keiner Partei angehörte. Er war Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten und Beratung. Zunächst wurde er 2. Mufti und schließlich 1. Mufti von Aleppo. Nach dem Tod seines Vorgängers Ahmed Kuftaro wurde Hassoun, auf dessen Wunsch hin, von einem geistlichen Gremium zum Großmufti der Syrischen Arabischen Republik gewählt und von der syrischen Regierung verfassungsgemäß (Dekret 302 im Jahr 2005) bestätigt. Unabhängig von seiner Funktion als Großmufti bekleidet er als Vorsitzender des Fatwa-Rates ein weiteres sehr hohes Amt.

Hassoun vertritt eine liberal wahrgenommene Positionen. So verurteilte er Ehrenmorde als schwere Verbrechen, die wie jeder andere Mord behandelt werden müssten.[3] Er gilt als Gegner des umstrittenen „Artikel 548“, der zur Legitimation von Ehrenmorden herangezogen wird. Auf Grund dieser Haltung ist seine Akzeptanz in der Bevölkerung jedoch eingeschränkt. Einigen gilt er nicht als „wahrer Muslim“; seine Ansichten würden sich nur nach denen der herrschenden Partei richten.[4] Hassoun kritisierte zudem Entführungen und Selbstmordanschläge im Irak.[2]

Seine Position verdeutlichte er bei Reden auf verschiedenen internationalen Konferenzen, unter anderem in Europa und Russland.[1] Hassoun sprach 2007 vor dem Deutschen Bundestag[5] sowie 2008 vor dem Europäischen Parlament[1].

Er war einer der 138 Unterzeichner des offenen Briefes Ein gemeinsames Wort zwischen Uns und Euch (engl. A Common Word Between Us & You), den Persönlichkeiten des Islam an „Führer christlicher Kirchen überall“ (engl. "Leaders of Christian Churches, everywhere …") sandten (13. Oktober 2007).[6]

Im Bürgerkrieg in Syrien stellte sich Hassoun auf die Seite von Präsident Baschar al-Assad. Am 10. Oktober 2011 wurde sein Sohn Saria (22) Opfer eines Attentates.[7][8] Im März 2013 erließ er ein religiöses Dekret, in dem er „alle Mütter und Väter im Heimatland“ dazu aufrief, ihre Kinder in die syrischen Streitkräfte einzurücken um eine Verschwörung ausländischer Feinde, darunter verräterische Araber, Zionisten und Westler, zu zerschlagen.[9]

Literatur

  • Safaa M. Afifi El-Scheikh: Westliche Kirchen im Bild der zeitgenössischen ägyptischen und arabischen Religionsgelehrten: Ein Beitrag zum Offenen Brief an Papst Benedikt XVI. (Promotion der HU zu Berlin) Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktorin der Philosophie 2012 (Online; PDF; 1,8 MB) (s. S.133 ff.: Scheich Dr. Badr al-Din Hassoun)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Hannelore Müller: Religionen im Nahen Osten: Irak, Jordanien, Syrien, Libanon. Otto Harrassowitz Verlag: 2009. S. 172.
  2. a b Nawar Shora: The Arab-American Handbook: A Guide to the Arab, Arab-American and Muslim Worlds. 2008. S. 237f. ISBN 978-1-885942-14-2
  3. Hans-Georg Ziebertz: Gender in Islam und Christentum: theoretische und empirische Studien. LIT Verlag. Münster: 2010. S. 25.
  4. Katherine Zoepf: A Dishonorable Affair. The New York Times. Late Edition, 23. September 2007.
  5. DAFG: DAFG-Präsident Dr. Wiesheu empfängt Großmufti der Arabischen Republik Syrien
  6. acommonword.com: Ein Gemeinsames Wort zwischen Uns und Euch (Zusammengefasste Kurzform) (PDF; 186 kB)
  7. Son of Syria’s grand mufti, professor killed in ambush near Ibla University. Al Arabiya, 2. Oktober 2011, abgerufen am 5. Oktober 2013.
  8. Nir Rosen: A conversation with Grand Mufti Hassoun. Al Jazeera, 3. Oktober 2011, abgerufen am 5. Oktober 2013.
  9. Hania Mourtada und Rick Gladstone: Qaeda Group in Iraq Says It Killed Syrian Soldiers. The New York Times, 11. März 2013, abgerufen am 5. Oktober 2013.